# taz.de -- Politische Krise in Pakistan: Regierung und Opposition suchen Ausweg | |
> Von den Gesprächen erhofft sich die Regierung in Islamabad politische | |
> Stabilität. Oppositionsführer Imran Khan hofft währenddessen auf seine | |
> Freiheit. | |
Bild: Sind solche Szenen bald vorbei? Militärs in Islamabad vor einer Containe… | |
Islamabad taz | In der pakistanischen Hauptstadt hat am Donnerstag die | |
dritte Verhandlungsrunde zwischen Vertretern der Regierung und der | |
oppositionellen Gerechtigkeitsbewegung (PTI), der Partei des inhaftierten | |
Ex-Premiers Imran Khan stattgefunden. Es ist der überfällige Versuch, die | |
schwere politische und wirtschaftliche Krise des Landes zu entschärfen. | |
Khan gilt weiterhin als der beliebteste Politiker des Landes, obwohl er | |
bereits im April 2022 durch [1][ein Misstrauensvotum des Parlaments] sein | |
Amt verloren hatte. Im Mai 2023 darauf wurde er wegen angeblicher | |
Korruption erstmals kurz verhaftet, [2][seit August 2023 sitzt er | |
ununterbrochen im Gefängnis]. | |
Khans Anhänger fordern immer wieder mit [3][Massenprotesten] seine | |
Freilassung. Doch blieben die Regierung und die hinter ihr stehenden | |
Generäle bisher hart. Das Militär ist in Pakistan ein Staat im Staate und | |
hatte sich mit dem Populisten Khan überworfen. | |
Am Donnerstag wurden die Gespräche nach taz-Informationen von der | |
ultimativen Forderung der PTI dominiert, bis Monatsende einen | |
Justizausschuss einzurichten. Der soll die Umstände der Inhaftierung von | |
hunderten Khan-Anhängern überprüfen und zu ihrer Freilassung führen. | |
## Opposition pocht auf Freilassung ihrer Anhänger | |
Gegen die PTI-Märsche auf Islamabad wusste sich die Regierung nur durch die | |
Absperrung des Regierungsviertels mit großen Containern zu wehren. Bei | |
Straßenschlachten, für die sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich | |
machen, wurden hunderte Anhänger Khans verhaftet. Immer wieder gab es dabei | |
Tote. | |
Die Gespräche gehen auf den amtierenden PTI-Vorsitzenden Gohar Ali Khan | |
zurück. Premierminister Shahbaz Sharif stellte darauf ein Verhandlungsteam | |
aus Vertretern der beiden Regierungsparteien zusammen. Am 23. Dezember 2024 | |
gab es die ersten Gespräche, am 2. Januar 2025 die zweiten. Das | |
PTI-Verhandlungsteam durfte sich am 12. Januar mit dem im | |
Hochsicherheitsgefängnis Adiala in Rawalpindi einsitzenden Khan absprechen. | |
Zu den Hauptforderungen der PTI zählt die Freilassung Khans, gegen den bei | |
Gericht mehr als 100 Klagen anhängig sind, und die [4][Annullierung der | |
Ergebnisse der manipulierten Parlamentswahl] vom Februar 2024. Bei dieser | |
durfte die PTI offziell nicht antreten. Doch wurden ihr nahestehende | |
Politiker, die als Unabhängige kandidieren mussten, zur größten Gruppe. | |
Derzeit fordert die PTI nur noch die Freilassung inhaftierter Mitarbeiter | |
und die Bildung der Justizkommission zur Untersuchung der Vorfälle bei zwei | |
Massenprotesten. Hunderte daran Beteiligte sind immer noch in Haft oder | |
müssen sich vor Militärgerichten verantworten. | |
Zwar bereiten die Massenproteste der PTI der Regierung immer wieder große | |
Kopfschmerzen. Auch droht die PTI jetzt noch mit einer „Bewegung des | |
zivilen Ungehorsams“. Doch bisher kam die Regierungskoalition aus | |
Muslimliga (PML-N) und Volkspartei (PPP) mit ihrer Sturheit durch. Sie will | |
die volle Legislaturperiode im Amt bleiben und hofft, die Wirtschaft | |
konsolidieren zu können. | |
## Gesprächsbereit wegen Druck von Trump? | |
Nach Ansicht des Politologen Hassan Askari Rizvi sind für die PTI die | |
Misserfolge der Massenproteste sowie öffentlicher Druck der Grund für die | |
Aufnahme der Gespräche. Unklar ist jedoch, ob die Regierung überhaupt die | |
Autorität hat, die Forderungen der PTI zu erfüllen. | |
Laut PTI-Politiker Shoaib Shaheen habe ihm Imran Khan gesagt, die PTI solle | |
lieber direkt mit dem Militär verhandeln. Khan sei auch mitgeteilt worden, | |
er werde nur dann aus dem Gefängnis kommen, wenn er einem Hausarrest | |
zustimme. Das lehne er ab. | |
Laut der Politikanalystin Arifa Noor ist Khans Freilassung für die PTI am | |
wichtigsten. In der Partei glaube man, dass man direkt im Anschluss daran | |
für die anderen Forderungen demonstrieren könne. Die Regierung ihrerseits | |
befürchte laut Noor, dass der künftige US-Präsident Donald Trump Druck zur | |
Freilassung Khan ausüben könne. Daher verhandle die Regierung schon, bevor | |
es überhaupt zu so einer Forderung komme. | |
Trump hatte im Wahlkampf verkündet, er werde sich für Khans Freilassung | |
einsetzen. In den sozialen Medien werteten dies einige als Trick, um | |
Wählerstimmen von im Ausland lebenden Pakistanern zu gewinnen. Andere | |
glaubten, Trump meine es ernst. Derzeit beschuldigen sich in Pakistan beide | |
Seiten gegenseitig, den Verhandlungsprozess zu verlangsamen. | |
Aus dem Englischen Sven Hansen | |
17 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Zahra Kazmi | |
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