# taz.de -- Politische Krise in Pakistan: Schwarzer Tag für Imran Khan | |
> Pakistans Ex-Premier Imran Khan wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt – ein | |
> Sieg für die Regierung. Warum das die Krise im Land nicht entschärfen | |
> kann. | |
Bild: Lahore, Pakistan, 21. September 2024: eine Unterstützerin der pakistanis… | |
Mumbai taz | Das Urteil kam wenig überraschend: Am Freitag verurteilte ein | |
Gericht im pakistanischen Rawalpindi den ehemaligen und weiterhin populären | |
Premierminister Imran Khan wegen Korruption im Zusammenhang mit dem | |
Al-Qadir-Trust zu 14 Jahren Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 3.486 | |
Euro. Seine Ehefrau Bushra Bibi erhielt ebenfalls sieben Jahre Haft und | |
eine Geldstrafe in halber Höhe. | |
Dem Ehepaar wird vorgeworfen, während Khans Amtszeit (2018 bis 2022) über | |
ihre Wohltätigkeitsorganisation Al-Qadir eine Universität auf einem | |
geschenkten Grundstück errichtet zu haben, für das im Gegenzug etwa 225 | |
Millionen Euro an einen Geschäftsmann geflossen sein sollen, die eigentlich | |
der Staatskasse zustünden. | |
Die derzeitige pakistanische Regierung versucht, Khan politisch | |
kaltzustellen. Als Premier wurde er im April 2022 durch ein | |
Misstrauensvotum abgesetzt. Nach einer ersten Festnahme im März 2023 sitzt | |
der ehemalige Cricketstar seit August des selben Jahres in Haft. Seine | |
Anhänger:innen formierten sich zu Massenprotesten, um seine Freilassung | |
zu fordern. Die Anklage folgte [1][kurz vor den Parlamentswahlen im Februar | |
2024], von denen er als Kandidat ausgeschlossen wurde. | |
## Khan für fünf Jahren von Wahlen ausgeschlossen | |
Khans Partei PTI sprach von einem „schwarzen Tag“ und will Berufung | |
einlegen. Mehrfach hatte sie das Vorgehen gegen Khan als „politisch | |
motiviert“ bezeichnet. Der 72-Jährige sieht sich mit einer Vielzahl von | |
Anklagen konfrontiert, die von Korruptionsvorwürfen bis hin zu Anklagen | |
wegen Terrorismus reichen. Das jüngste Urteil ist ein Rückschlag, denn es | |
schließt ihn für weitere fünf Jahre von Wahlen aus. | |
Khan blieb dennoch optimistisch und rief über soziale Medien dazu auf, | |
„nicht in Panik zu geraten“. Er werde so lange wie nötig im Gefängnis | |
bleiben, aber in seinem Kampf für die Nation keine Kompromisse eingehen. | |
Die Regierung, die er als „Diktatur“ bezeichnete, werde er niemals | |
akzeptieren. | |
Khans Verurteilung fällt in eine kritische Phase der politischen | |
Verhandlungen zwischen seiner Partei PTI und der Regierung des | |
schwächelnden Premierminister Shahbaz Sharif von der Muslimliga (PML-N). | |
PTI-Parteiführer trafen dabei zunächst den einflussreichen Armeechef | |
General Asim Munir. Das Treffen sollte die anhaltende politische und | |
wirtschaftliche Krise des Landes entschärfen. | |
Dieses Ziel scheint nun allerdings in weite Ferne gerückt zu sein. Schon | |
zuvor hatte die PTI die Freilassung ihres Vorsitzenden Khan, weiterer | |
inhaftierter Parteimitglieder und nun auch die Einrichtung von | |
Justizkommissionen zur Untersuchung gewalttätiger Proteste gefordert, was | |
Khan am Freitag nun noch einmal betonte. | |
## Premier Sharif weiß das Militär hinter sich | |
Während Premierminister Sharif die Generäle hinter sich weiß, sieht das bei | |
dem Populisten Khan mittlerweile gänzlich anders aus. 2023 hatte er General | |
Munir scharf kritisiert: „Er demontiert die Zukunft des Landes, um sich | |
selbst zu schützen.“ | |
Nach Ansicht des indischstämmigen Ashok Swain, Professor für Friedens- und | |
Konfliktforschung im schwedischen Uppsala, könnte Khans Konfrontation mit | |
dem Militär jedoch langfristig die Demokratie stärken, auch wenn sie | |
kurzfristig destabilisierend wirke: „Über sieben Jahrzehnte hat das | |
pakistanische Militär die Politik dominiert, demokratische Institutionen | |
untergraben und eine Kultur der Straflosigkeit kultiviert.“ | |
Die Causa Khan wird Pakistan weiter polarisieren. Er habe eine Generation | |
von Pakistaner:innen mobilisiert, darunter Frauen und Jugendliche, die | |
zuvor die Politik gemieden hätten, so Swain. Beobachter:innen | |
schließen nicht aus, dass das Urteil [2][weitere Proteste und Gewalt] nach | |
sich ziehen könnte. Die Frage der Stabilisierung des Landes bleibt offen. | |
Ein Dialog zwischen der Muslimliga und der PTI scheint unter diesen | |
Bedingungen schwierig. | |
17 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Natalie Mayroth | |
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