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# taz.de -- Queerer US-Sport vor Herausforderungen: Trump vs. trans* America
> Für Sportler:innen wie Sadie Schreiner wird es ernst. Jetzt, wo Donald
> Trump zurück zum Binären will.
Bild: Die US-amerikanische Schwimmerin Lia Thomas
Sadie Schreiner ist am 6. November, dem Tag nach der
US-Präsidentschaftswahl, wie jeden Tag zum Training in die
Leichtathletikhalle der Universität von Rochester gegangen, wenn auch
schweren Herzens. Natürlich hätte sie sich einen anderen Wahlausgang
gewünscht, aber als trans Athletin ist sie Widerstände gewöhnt. Und so
lässt sie sich auch nicht von einer Trump-Regierung von ihren Zielen
abbringen. „Unsere Rechte werden systematisch ausgehöhlt. Und die an der
Macht wirken entweder daran mit oder tun nichts. Aber wir werden nicht
verschwinden“, sagt sie trotzig.
Schreiner ist eine der besten Bahn-Sprinterinnen im US-College-Sport, dem
Rückgrat des amerikanischen Sportsystems. Sie möchte im März den nationalen
Titel in der dritten College Division gewinnen. Trainer von Universitäten
der ersten Division haben bei ihr angefragt, doch die
Universitätsverwaltungen haben letztlich davor zurückgeschreckt, ihr einen
Studienplatz zu geben. Niemand wollte dieselbe Aufmerksamkeit auf sich
ziehen wie vor drei Jahren die Universität von Pennsylvania mit der
[1][Schwimmerin Lia Thomas], die zur Hassfigur oder Heldin im Kampf um die
Integration von trans Sportler:innen geworden ist.
Wenn es nach Donald Trump ginge, dürfte Schreiner ab sofort bei keinem
Wettbewerb mehr starten. Schon bei der eigenartigen Kundgebung unmittelbar
nach seinem Amtsantritt in Washington tönte er, er werde ab sofort
verhindern, dass „biologische Männer am Frauensport“ teilnehmen. „Das ist
ganz einfach, das geht ganz schnell“, prahlte er.
Zum Glück ist es auch in diesem Fall nicht so einfach, wie Trump behauptet.
Auch wenn er gerne würde – er kann nicht einfach mit ein paar Strichen alle
trans Personen aus dem US-Sport verbannen. Gewiss ist allerdings, dass
trans Athlet:Innen unter der Trump-Regierung noch stärker unter Druck
geraten.
## Supermehrheit
So hat das Repräsentantenhaus bereits im Januar im Vorgriff auf Trumps
Amtseinführung ein Gesetz beschlossen, dass allen Bildungseinrichtungen,
die trans Athlet:innen ihren Sport ausüben lassen, die öffentliche
Förderung entzogen wird. Doch das Gesetz hat nur geringe Chancen, durch den
Senat zu kommen. Die Republikaner bräuchten dafür eine unrealistische
„Supermehrheit“ von 60 Prozent.
Ein ähnliches Gesetz, das die Republikaner im vergangenen Jahr im
Repräsentantenhaus beschlossen hatten, hat es gar nicht in den Senat
geschafft. Das Gesetz behauptet, dass die Teilnahme von trans
Athlet:Innen an Sportwettbewerben das Antidiskriminierungsgesetz Title
IX verletze, das seit den 1970er-Jahren die Förderung des Frauensports an
US-Universitäten garantiert und dem der enorme Erfolg amerikanischer Frauen
bei Olympia zugeschrieben wird.
Natürlich ist es nicht neu, dass mit dem Argument des Schutzes des
Frauensports gegen die Partizipation von trans Athlet:Innen argumentiert
wird. Ausgerechnet Trump mag man eine solche Sorge um Frauenrechte
allerdings kaum abnehmen. Und dennoch wird er versuchen, mit diesem
Argument die Rechte von trans Athlet:Innen einzuschränken.
So hat er angekündigt, dass er die Erweiterung von Title IX auf die Rechte
von trans Personen durch die Biden-Regierung rückgängig machen wird. Dabei
war zwar nicht explizit von Sport die Rede, aber es wird erwartet, dass die
Revision auch zur Einschränkung der Teilnahme von trans Personen am
Universitätssport verwendet wird. Allerdings glauben Experten, dass es
Monate dauern kann, bis die Neuregelung implementiert wird, begleitet von
zahllosen juristischen Anfechtungen.
## Verantwortung
Das verschafft Athlet:innen wie Sadie Schreiner ein wenig Raum zum
Atmen. Es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für sie unter
Trump immer schwieriger werden wird, an Wettkämpfen teilzunehmen. So hat
sich etwa der College-Sport aus der Verantwortung gestohlen und die
Regelung, wer unter welchen Umständen starten darf, an die Fachverbände
delegiert. Und 26 Einzelstaaten haben Gesetze erlassen, welche die
Teilnahme für trans Personen am Sport einschränken.
Ob sich inmitten des Trump’schen Bombardements an Gesetzesvorlage und
Neuordnungen eine signifikante Solidarität für die letztlich geringe Anzahl
an trans Athlet:Innen mobilisieren lässt, ist ungewiss. Für
Athlet:Innen wie Schreiner heißt das laufen, so lange sie noch kann.
[2][Lia Thomas], die prominent die Debatte in den USA angestachelt hat, hat
derweil ihren Kampf auf die internationale Ebene verlagert. Sie klagt vor
dem „[3][Court of Arbitration of Sport] „ in Lausanne gegen die Regelungen
des internationalen Schwimmverbandes. Doch der Kampf gegen den
Schwimmverband ist kaum leichter als der gegen Trump.
29 Jan 2025
## LINKS
[1] /Debatte-um-trans-Schwimmerin-Lia-Thomas/!5841441
[2] /trans-Sportlerin-Lia-Thomas/!5841208
[3] https://www.tas-cas.org/en/general-information/index/
## AUTOREN
Sebastian Moll
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