Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Deutsche Afghanistan-Aufarbeitung: Eine schlechte Bilanz
> Bundesregierung und Parlament machten schwere Fehler in Sachen
> Afghanistan. Auch die Bundeswehr richtete vor Ort einigen Schaden an.
Bild: Bundeswehrsoldaten im September 2008 in Toloqan bei Kundus
Die deutsche Aufarbeitung des „furchtbar“ (Merkel) gescheiterten
Afghanistaneinsatzes nähert sich ihrem Ende. Der Abschlussbericht der
[1][Enquetekommission des Bundestages] ist seit Montag öffentlich, der
Bericht des parallelen Untersuchungsausschusses folgt. Beide werden noch
diese Woche im Bundestag debattiert.
Die Bilanz ist eindeutig: schlecht. Für die Menschen in Afghanistan, aber
auch, was die Afghanistanpolitik der Bundesregierung betrifft.
Realitätsverleugnung und bewusste Fehlinformation von Öffentlichkeit und
Parlament sind nur zwei zentrale Stichworte. Der Bundestag, der die
Bundeswehr mandatierte, versagte bei der Einsatzaufsicht. Die in beiden
Berichten postulierten „Teilerfolge“ am Hindukusch sind längst in der
Verbotsflut der Taliban versunken.
Gemischt ist die Bilanz, was die Schlussfolgerungen betrifft. Ein paar
bürokratische Umbauten, um in Krisensituationen zu einem realistischeren
Lagebild zu kommen, dürften nicht ausreichen. Ressort-Egoismus ist wohl
systemischer Natur. Werden oft beratungsresistente Ministerien Wissenschaft
und Zivilgesellschaft wirklich besser einbeziehen, über
Alibiveranstaltungen hinaus? Noch schwieriger wird es im internationalen
Raum.
Und die Bundeswehr? Sie bekam viel Lob, von allen Seiten. Das ist wohl der
neue Sound der „Zeitenwende“. Berechtigt ist es nur für die letzte Phase,
und da nur für die Evakuierung der deutschen Botschaftsmitarbeiter*innen.
Für die meisten Ortskräfte reichte ihr Einsatz schon nicht mehr.
Richtig, sie führt ja nur Berlins Aufträge aus. Vor Ort hatte sie
allerdings Spielraum und richtete einigen Schaden an. Sie kooperierte mit
Warlords, zum Selbstschutz, ließ die örtliche Zivilbevölkerung dabei aber
außen vor. Sie kooptierte Entwicklungshelfer, um ihr Label auf Projekte zu
kleben, und gefährdete sie damit. Sie verursachte ungesühnt zivile Opfer,
[2][Stichwort Kundus]. Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Parlament sind
gefordert, dass die Afghanistanberichte nicht auf Regalbrettern Staub
ansetzen.
28 Jan 2025
## LINKS
[1] /Enquete-Kommission-zu-Afghanistan/!5990652
[2] /AFGHNISTAN/!5145987
## AUTOREN
Thomas Ruttig
## TAGS
Isaf
Afghanistaneinsatz
Social-Auswahl
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
Schwerpunkt Afghanistan
## ARTIKEL ZUM THEMA
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump: Schlechte Deals zu machen will gelernt …
Die Gespräche zwischen den USA und Russland erinnern an einen Vorgang vor
fünf Jahren. Damals ebnete das Doha-Abkommen den Weg für die Taliban in
Afghanistan – Deutschland schaute nur zu.
Afghanistan-Untersuchungsausschuss: Protokoll des Scheiterns
Der Afghanistan-Untersuchungsausschuss legt seinen Abschlussbericht vor.
Daraus wird deutlich: Deutschland verschloss sich lange den Problemen vor
Ort.
Merkel zum Afghanistan-Abzug: „Ein furchtbares Scheitern“
Mit deutlichen Worten: Angela Merkel hat im
Afghanistan-Untersuchungsausschuss zum übereilten Abzug ausgesagt. Und vor
allem Kritik an den USA geübt.
Afghanistan-Untersuchungsausschuss: Kanzler wirft dem BND Fehleinschätzung vor
Olaf Scholz tritt im Afghanistan-Untersuchungsausschuss als Zeuge auf: Die
falsche Lageeinschätzung des BND habe zu falschen Entscheidungen geführt.
Kahlschlag bei der Afghanistan-Politik: Der Afghanistan-Ausverkauf
Zum dritten Jahrestag der Taliban-Machtübernahme wickelt die Ampel wichtige
Institutionen ihrer Afghanistan-Politik ab – und kapituliert vor der
Rechten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.