| # taz.de -- Kurzgeschichtenband „Tage zählen“: Stille Tage in Billstedt | |
| > Der Hamburger Autor Alexander Posch versammelt in „Tage zählen“ wunderbar | |
| > schnörkellose Kurzgeschichten. Zu hören gibt es die auf diversen | |
| > Lesebühnen. | |
| Bild: Hamburg-Billstedt: wie es sich dort als Stadtteilschreiber lebt hat Alexa… | |
| Treffen sich drei Männer in der Kneipe und trinken je so viel Bier, wie die | |
| Primzahlen vorgeben: also eins, drei, fünf Biere, dann sieben und so | |
| weiter. Ein Kind, gelangweilt trotz Lauftraining und Klavierunterricht, | |
| sucht den Übergang in eine andere, bessere Welt. Oder zwei Freunde | |
| studieren Kunst, der eine wird erfolgreich, der andere nicht, überlebt | |
| aber: Solche Geschichten schreibt der Hamburger Schriftsteller Alexander | |
| Posch, zusammengefasst in einem wunderbaren Band: „Tage zählen“. | |
| Komprimiert auf wenige Seiten, sind es [1][Kurzgeschichten], fast immer | |
| Ich-Geschichten, in denen auch schon mal ein Held namens Alexander | |
| auftaucht, der durch den Hamburger Stadtteil Rahlstedt irrt, wo der Autor | |
| lebt. Man ist im Nu in der Welt, absurd ist die, zuweilen bedrohlich, immer | |
| rätselhaft, und man hängt im Nu so schön am Haken! Überhaupt regieren die | |
| kurzen, schnörkellosen Sätze, die eine Welt bedeuten; kein Gesumse, keine | |
| poetologischen Ergüsse, kein Zuviel. | |
| „Kinder- und Geburtstagslieder. Mehr ist mir in den letzten Jahren nicht | |
| gelungen“, so auf den Punkt gebracht beginnt eine der schönsten | |
| Geschichten: über einen Komponisten, 50 Jahre alt, in Vergeblichkeit | |
| ergraut, müde, weil enttäuscht, der zu seiner eigenen Überraschung zum | |
| Stadtteilkomponisten von Hamburg-Billstedt berufen wird, wo er die Tage im | |
| örtlichen Einkaufszentrum verbringen wird. Wer war schon mal in Billstedt? | |
| Und wer im 'Billstedt Center’, 40.000 Quadratmeter Ladenfläche, 1977 | |
| eröffnet? Na also. | |
| [2][Posch ist ein Leseautor.] Entsprechend ist die Liste seiner | |
| Zugehörigkeit zu Lesebühnen, wie man heute sagt, wenn mehr als zwei | |
| AutorInnen vor Publikum antreten, lang und geht über den heute legendären | |
| 'Macht-Club’ weiter zur 'Schischischo’ bis zum öffentlich entwickelten | |
| Fortsetzungsroman ‚Zum wilden Igel’. Aktuell gehört er zum | |
| [3][‘Zinnober’-Team], zusammen mit Michael Weins, Ina Barfuß, Sascha Preiß | |
| und demnächst [4][Katrin Seddig], das monatlich ab März und da jeden | |
| letzten Donnerstag ins nun dritte Jahr geht. | |
| So ist es gut, dass man bis dahin versorgt ist mit Poschs 29 | |
| Kurzgeschichten: „Erste Liebe“, heißt die erste, „Bananenjunge“, die | |
| letzte. Der Buchumschlag ist in herrlich zitronenhaftem Gelb gehalten, dass | |
| man das Buch schnell wiederfindet; schmal und griffig ist es zudem, passt | |
| so in jede Jackentasche, zum Mitnehmen und In-die-Welt-Tragen, weil die so | |
| knirscht und ächzt, nicht erst jetzt. | |
| Und nun die nächste Geschichte: die von der Frau, der die Kollegen zum | |
| Geburtstag ein Strickwochenende schenken, ein Verlegenheitsgeschenk, die | |
| Frau hat das letzte Mal als Kind gestrickt, bei Frau Melzer in der vierten | |
| Klasse, und es sollte ein Schal für ihren Vater werden, aber dann rippelte | |
| eine Masche auf, es wurde ein eher hässlicher Schal, über den sich der | |
| Vater trotzdem freute, bis der Schal bald zu heiß gewaschen wurde, so kann | |
| es gehen im Leben. | |
| 17 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Frank Keil | |
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