| # taz.de -- Öffentlich-Rechtliche im Wahlkampf: Habeck ruft zum Voting auf | |
| > Leider noch immer kein Foto für ihn: Obwohl die Grünen in Umfragen | |
| > steigen, wollen ARD und ZDF Robert Habeck nicht ins große TV-Duell laden. | |
| Bild: Beliebtester aller Spitzenkandidat*innen: Robert Habeck (Bündnis 90/Die … | |
| Berlin taz | Jetzt sollen es also Robert Habecks Follower*innen | |
| richten. In einem neuen Web-Video hat der Grünen-Kandidat am | |
| Donnerstagabend dazu aufgerufen, in Umfragen für ihn und seine Partei zu | |
| stimmen – damit aus dem geplanten TV-Duell der öffentlich-rechtlichen | |
| Fernsehsender doch noch ein Triell wird. | |
| „Ich finde es unverständlich, dass ARD und ZDF kein Triell zulassen | |
| wollen“, sagte Habeck in dem Video, [1][das er unter anderem auf Instagram] | |
| und der AfD-nahen Plattform X veröffentlichte. Die „Wahlmöglichkeiten in | |
| Deutschland“ müssten breiter aufgestellt werden. Seine Zuschauer*innen | |
| könnten einen Beitrag dazu leisten, indem sie in ihrem Umfeld „dafür | |
| werben, dass die Grünen in den Umfragen steigen und die Sender ihre | |
| Entscheidung revidieren müssen“. | |
| Etwas verzweifelt wirkte dieser Aufruf im ersten Moment: Könnten die Grünen | |
| nach mehr als drei Wochen nicht langsam akzeptieren, dass sie [2][keine | |
| Einladung für die Fernsehsendung mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) und | |
| Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU)] bekommen haben? Über Nacht bekam | |
| Habeck dann aber gewichtige neue Argumente geliefert – ausgerechnet in Form | |
| von Umfragen, die ARD und ZDF selbst in Auftrag gegeben hatten. | |
| Bei Infratest Dimap wird Habeck seit Donnerstag als beliebtester aller | |
| Spitzenkandidat*innen ausgewiesen. Sein Zustimmungswert von 28 | |
| Prozent ist zwar nicht überragend, aber ausreichend, um vor Friedrich Merz | |
| (25 Prozent) auf Platz 1 zu stehen. Und in der Sonntagsfrage des | |
| Politbarometers haben die Grünen (15 Prozent) die SPD (14 Prozent) | |
| überholt. Nach zwei Jahren liegen sie erstmals wieder knapp vor den | |
| Sozialdemokraten. | |
| In Habecks Umfeld sieht man das als Bestätigung. „Die Umfragen sind klar: | |
| Deutschland will Robert Habeck als Kanzler. Und die Grüne sind nun vor der | |
| SPD. ARD/ZDF müssen umplanen“, heißt es dort. Man habe die Sender erneut | |
| darum gebeten, ihre Entscheidung zu überdenken. | |
| Dass man nicht locker lässt, habe auch mit den Einschätzungen von | |
| Politikwissenschaftler*innen zu tun, wonach TV-Duelle einen | |
| deutlichen Einfluss auf die Wahlentscheidungen der Bürger*innen hätten. | |
| Mit der Festlegung auf ein Duell zwischen Scholz und Merz erzeugten die | |
| Sender das falsche Bild, es gehe um eine Richtungswahl nur zwischen den | |
| beiden. | |
| ## ARD und ZDF bleiben hart | |
| Die Fernsehsender rücken allerdings trotz der Kritik und der neuen | |
| Umfragewerte nicht von ihrer Planung ab. „ARD und ZDF halten an ihren | |
| geplanten Formaten in der Wahlberichterstattung fest und haben die | |
| Entscheidung über die Duelle nach redaktioneller Abwägung getroffen“, sagte | |
| ein ZDF-Sprecher am Freitag auf taz-Anfrage. | |
| Den Grünen habe man bekanntlich ein separates Duell mit | |
| AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel angeboten. Deren Partei liegt in | |
| Umfragen hinter der Union auf dem zweiten Platz. In zwei Duellen, so der | |
| ZDF-Sprecher weiter, hätte man umfassender und detaillierter diskutieren | |
| können als in einer gemeinsamen Sendung mit vier Kandidat*innen. Man | |
| bedauere, dass Habeck eine entsprechende Einladung ausgeschlagen habe. Auf | |
| die Option einer Dreier-Debatte ohne Beteiligung der AfD ging der | |
| ZDF-Sprecher nicht ein. | |
| ARD und ZDF hatten im Dezember bekanntgegeben, [3][anders als vor der Wahl | |
| 2021] statt einem Triell ein Duell auszurichten und schon damals von einer | |
| möglichen zweiten Debatte zwischen Habeck und Weidel gesprochen. Die Grünen | |
| hatten nach eigenen Angaben aber schon vor diesem öffentlichen Vorschlag | |
| ein entsprechendes Angebot abgelehnt. Man habe „irritiert zur Kenntnis | |
| genommen, dass Sie dennoch oben genannte Einladung öffentlichkeitswirksam | |
| bekanntgegeben haben“, schrieb Habecks Pressesprecher daraufhin an die | |
| Chefredaktionen von ARD und ZDF. | |
| Der private Fernsehsender RTL plant im Februar ebenfalls ein TV-Duell | |
| zwischen Scholz und Merz, bisher hat Habeck auch für diese Sendung keine | |
| Einladung erhalten. In ihrer öffentlichen Kritik konzentrieren sich die | |
| Grünen aber auf die Öffentlich-Rechtlichen. Diese sind rechtlich dazu | |
| verpflichtet, ihre Einladungspolitik am Konzept der sogenannten | |
| „abgestuften Chancengleichheit“ auszurichten. Was das in konkreten | |
| Einzelfällen bedeutet, war schon in der Vergangenheit immer wieder | |
| umstritten. | |
| 10 Jan 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.instagram.com/reel/DEnJ26ap0h-/?igsh=MTVidTdvd3FjdW9ocg%3D%3D | |
| [2] /Geplantes-TV-Duell-Habeck-gegen-Weidel/!6054354 | |
| [3] /TV-Triell-der-Spitzenkandidatinnen/!5796760 | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
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