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# taz.de -- Börsen-Trends: Trump-Fans hoffen auf Anti-Woke-ETF
> Weil das Gewissen wichtiger wird, boomen Investitionen in ethische ETFs.
> Einige US-Anleger wollen hingegen „woke“ Unternehmen explizit
> ausschließen.
Bild: Die Investoren wollen nicht mehr in Starbocks investieren
Bushido, ein Financebro? Und auch noch einer ohne Moral? Locker-flockig
erzählte er Ende Oktober von seinen Rheinmetall-Aktien, also von Aktien des
größten deutschen Rüstungsunternehmens. „Aus dem Rüstungsbereich habe ich
extrem viel Geld rausgeholt“, prahlte er in [1][einem Interview auf
Youtube.] Klar, im Gangster-Rap geht es um Geld, Waffen und Autos – doch
zuzugeben, dass er als Privatperson mit solchen Investments indirekt von
den Kriegen dieser Welt profitiert, das sorgte auf Social Media zu Recht
für viel Kritik.
[2][Bushido, ganz Ehrenmann], entschuldigte sich prompt. Seine
Rheinmetall-Aktien wollte er am Montag zum Börsenstart verkaufen und den
Erlös an die Hilfsorganisation Unicef spenden. Interessant ist, dass sich
niemand fragt, warum er [3][überhaupt Aktien besitzt,] sondern nur, welche
es sind.
Viele seiner Fans glotzen wohl selbst täglich in ihre Trade-Republic-Konten
und wittern das große Geld. Es geht darum, den Schein aufrechtzuerhalten,
dass man Kontrolle darüber besäße, wem man sein Geld gibt. Daher boomen in
den vergangenen Jahren nachhaltige oder ethische ETFs. Doch was kann dieser
Spaß?
(Disclaimer: Das ist keine Finanzberatung. Geht dazu lieber auf die
Profile eurer vertrauenswürdigen Financefluencer, die haben bestimmt noch
irgendwo einen Rabattcode für Rheinmetall-Aktien)
## Vermeintlich toller Kompromiss
Bushido kauft anscheinend auch einzelne Aktien von Unternehmen und hofft so
auf hohe Renditen. Wer keine Lust hat, ständig die Märkte zu beobachten und
sich zu überlegen, wann man was verkaufen oder kaufen soll, greift auf
einen ETF zurück. ETF steht für Exchange Traded Fund, also
börsengehandelter Fonds. Den kann man sich wie ein Büfett bei Extrablatt
vorstellen, wo das Mousse au Chocolat neben dem Rührei auf dem Teller
landet – sprich, man investiert in viele verschiedene Unternehmen
gleichzeitig. Einfach ein bisschen von allem, damit es sich am Ende auch
lohnt.
Wer sich daraus nicht nur die großen Renditen, sondern auch ein gutes
Gewissen erhofft, kann in nachhaltige oder ethische ETFs investieren. Diese
legen Wert darauf, dass das Geld nicht in Unternehmen fließt, die etwa
Menschenrechte missachten, die Umwelt verschmutzen oder in anderen „bösen“
Industrien unterwegs sind. Für die finanziell bewussten Julias und Tims ist
es ein vermeintlich toller Kompromiss.
In den USA wollen Trump-Anhänger diesen Trend nun umkehren. Die Financial
Times berichtete Anfang Dezember von einem ETF, der bald starten sollte.
Azoria Partners möchte einen Fonds herausbringen, der ausschließlich in
Unternehmen investiert, die keine woken Maßnahmen ergreifen. Der Fonds
schließt also Unternehmen aus, die sich für Diversität, Gleichberechtigung
und Inklusion im Bewerbungsprozess einsetzen.
Man wolle so etwas gegen Unternehmen wie Starbucks tun, die vermeintlich
woke sind. „Amerikaner würden nicht in Unternehmen investieren wollen, die
woke Wissenschaftsexperimente fördern“, so ein Gründer von Azoria. Der
sogenannte Anti-Woke-Fonds wolle eine ganze Reihe von Unternehmen aus
seinem Portfolio ausschließen. Ob nun in Rheinmetall oder einen
„Anti-Woke-Fonds“ – die Entscheidung, in welches Unternehmen man sein Geld
steckt, wird zunehmend zu einer politischen. Dabei sollten wir uns fragen,
warum wir überhaupt großen Konzernen unser Geld geben wollen.
15 Jan 2025
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=iMAEu6r2ARY&t=990s
[2] /Vier-Thesen-zu-Amazons-Bushido-Doku/!5816090
[3] /Geldanlage-zum-Jahreswechsel/!5648686
## AUTOREN
Anastasia Zejneli
## TAGS
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