| # taz.de -- LGBTQ+ in Ghana: Harte Zeiten für Queers | |
| > Ghanas Verfassungsgericht ebnet einer Verschärfung der | |
| > Anti-LGBTQ+-Gesetzgebung den Weg. Künftig könnten mehrjährige Haftstrafen | |
| > drohen. | |
| Bild: Will das Anti-LGBTQ+-Gesetz sofort unterzeichnen: Der neu gewählter Prä… | |
| Accra taz | Es war ein einstimmiges Urteil, mit dem am Mittwoch das Gremium | |
| aus sieben Richterinnen und Richtern von Ghanas Oberstem Gerichtshof grünes | |
| Licht für die weitere Ausarbeitung eines Anti-LGBTQ+-Gesetzes gab. Die | |
| ghanaische Wissenschaftlerin Amanda Odoi und der Journalist Richard | |
| Dela-Sky hatten jeweils Klagen eingereicht, die die Verfassungsmäßigkeit | |
| des Gesetzesvorschlags angefochten hatten. | |
| Richterin Avril Lovelace-Johnson erklärte in der Urteilsverkündung jedoch, | |
| dass die Fälle nicht im Zuständigkeitsbereich des Obersten Gerichts lägen, | |
| da es sich bislang lediglich um einen Vorschlag handle, und nicht um ein | |
| Gesetz. Mit dem Urteil kann das Parlament das Papier nun offiziell | |
| Präsident Nana Addo-Akufo zur Unterschrift übergeben. Dieser hatte die | |
| Entscheidung des Gerichts abwarten wollen. | |
| Im vergangenen Februar hatte Ghanas Parlament über einen Gesetzesvorschlag | |
| abgestimmt, der die gleichgeschlechtliche Liebe in dem westafrikanischen | |
| Land künftig kriminalisiert. Diese ist per Gesetz aus der Kolonialzeit zwar | |
| bereits verboten, doch die vorgeschlagene „Human Sexual Rights and Family | |
| Values Bill“ sieht eine drastische Verschärfung vor. | |
| So soll gleichgeschlechtlicher Sex künftig mit bis zu drei Jahren Haft | |
| bestraft werden können. Bis zu fünf Jahren Haft drohen sogenannten | |
| „Förderern von Homosexualität“. Gemeint ist damit unter anderem sexuelle | |
| Aufklärung, die auch Homosexualität beinhaltet. | |
| ## Bis zu ein Jahr Haft | |
| Queere Liebe öffentlich zu zeigen, könnte zudem mit bis zu einem Jahr Haft | |
| bestraft werden. Das Gesetz würde „LGBT-Aktivitäten“ auch als | |
| auslieferungsfähige Straftaten einstufen. Damit wären queere Ghanaer, die | |
| im Ausland leben, dem Risiko der Auslieferung ausgesetzt. Doch auch | |
| ausländischen Staatsangehörigen in Ghana könnten unter dem neuen Vorschlag | |
| rechtliche Schritte drohen. | |
| 2021 war der Vorschlag zum ersten Mal ins Parlament eingebracht worden. Die | |
| Abstimmung darüber wurde jedoch immer wieder verschoben. „Ich glaube, dass | |
| sich Präsident Nana Akufo-Addo der Konsequenzen bewusst ist, die auf Ghana | |
| warten, wenn das Gesetz verabschiedet wird. Er möchte nicht, dass dieses | |
| Gesetz mit seinem Namen verbunden wird“, sagt Solomon Joskine Kwashie | |
| Atsuvia von der Menschenrechtsorganisation „Rightify Ghana“. Akufo-Addo | |
| habe sich mit einer klaren Position zu dem Thema bislang immer | |
| zurückgehalten. | |
| Ganz anders dagegen [1][der neu gewählte Präsident John Mahama]. Dessen | |
| Partei National Democratic Congress (NDC) hatte bei den Wahlen am 7. | |
| Dezember mit 56,3 Prozent einen Erdrutschsieg eingefahren. Am 7. Januar | |
| 2025 wird er das Amt an der Staatsspitze von Nana Akufo-Addo (New Patriotic | |
| Party) übernehmen. | |
| ## Homophobie im Wahlkampf | |
| In den Wochen und Monaten vor der Abstimmung hatten sowohl die NDC als auch | |
| NPP mit homophoben Aussagen Wahlkampf gemacht. Mahama hatte mehrfach von | |
| Akufo-Addo die Unterzeichnung des Gesetzesvorschlags verlangt und beteuert, | |
| dies im Falle eines Wahlsieges sofort zu tun. Geht es nach Einschätzung von | |
| Solomon Joskine Kwashie Atsuvia läuft es darauf hinaus: „Vermutlich wird | |
| Akufo-Addo die Sache aussitzen und es der neuen Regierung unter John | |
| Mahamas überlassen, damit umzugehen und die Folgen zu tragen“. | |
| Die Verabschiedung des Vorschlags im Februar hatte international scharfe | |
| Kritik hervorgerufen. [2][Ein ähnliches Gesetz, dass 2023 in Uganda in | |
| Kraft getreten war], hatte dort zum Rückzug von internationalen Geldgebern | |
| geführt. Ghanas wirtschaftliche Situation lässt jedoch nur wenig Spielraum. | |
| 2022 rutschte das westafrikanische Land in eine schwere Wirtschaftskrise | |
| und verkündete Zahlungsunfähigkeit. | |
| Unterstützung erhält Ghana seither durch ein Finanzpaket des | |
| Internationalen Währungsfonds in Höhe von 3 Milliarden US Dollar. Im | |
| Gegenzug hat sich das Land zu Reformen verpflichtet. Zwar greifen diese | |
| langsam, doch Inflation und hohe Lebenshaltungskosten lasten nach wie vor | |
| schwer auf den Schultern der Bevölkerung. Wie es weiter gehen wird, hängt | |
| nun von der neuen Regierung ab. Sämtliche Blicke richten sich daher auf den | |
| 7. Januar. | |
| 19 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Helena Kreiensiek | |
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