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# taz.de -- Neuer alter Präsident in Ghana: „Herr Stromausfall“ soll Ghana…
> Mit einem unerwartet klaren Sieg kehrt der 2017 abgewählte John Mahama an
> Ghanas Staatsspitze zurück. Die bisherige Regierung wird abgestraft.
Bild: Ghanas früherer Präsident kommt wieder. John Mahama hat die Wahl klar g…
Accra taz | „Danke, Ghana“: Der X-Post von John Dramani Mahama ist
schlicht. Mehr Worte benötigt es wohl auch nicht, denn der Wahlsieg der
Oppositionspartei National Democratic Congress (NDC) ist deutlich. Mit
knapp 57 Prozent wird John Dramani Mahama nach Hochrechnungen Ghanas neuer
Präsident. Sein Konkurrent Mahamudu Bawumia von der regierenden New
Patriotic Party (NPP) unterliegt mit 41 Prozent. Nach fertig ausgezählten
Stimmen lag Mahama am Montagmittag bei abgeschlossener Auszählung von 12
der 16 Provinzen mit 60 zu 38 Prozent vorn. Vorhergesagt war ein knappes
Rennen, doch es kam anders.
„Ich bin so froh“, sagt Albert Asamoah. Der 18-Jährige ist einer der
NDC-Anhänger, die am Wochenende feiern. „Jetzt wird es endlich besser“, ist
er optimistisch. „Wir brauchen dringend Jobs für die Jugend. Die letzten
Jahre waren hart“.
Nach einer schweren [1][Wirtschaftskrise] 2022, ausgelöst durch hohe
Verschuldung, Inflation und externe Schocks wie die Covid-19-Pandemie und
den Krieg in der Ukraine, erholt sich die Wirtschaft zwar langsam. Doch die
anhaltend hohen Lebenshaltungskosten lassen die Bevölkerung ächzen. Das
Wahlergebnis ist Ausdruck von Frust, aber auch das Resultat einer stabilen
Demokratie: die NPP ist abgestraft worden.
Mit diesem Ergebnis hat Ghana auch nach alten Mustern gewählt. Bislang hat
es noch keine Regierung geschafft, länger als zwei aufeinanderfolgende
Amtszeiten an der Macht zu bleiben. NPP und NDC geben sich seit der
Wiedereinführung der Mehrparteiendemokratie im Jahr 1992 alle acht Jahre
das Heft in die Hand.
## Durchwachsene Bilanz seiner ersten Amtszeit
Der strahlende Sieger ist daher wieder der NDC. Vor acht Jahren abgewählt,
[2][feiert Mahama seit Sonntag sein politisches Comeback]. Der 66-Jährige
ist zumindest den älteren Ghanaerinnen und Ghanaern noch gut bekannt. Von
2009 bis 2012 war Mahama Vizepräsident. Von 2012 bis 2017 übernahm er zudem
den Posten des Präsidenten, nachdem Atta Mills 2012 im Amt verstarb.
Während seiner Amtszeit verpassten fallende Öl- und Rohstoffpreise der
ghanaischen Wirtschaft einen Hieb. Hinzu kamen Korruptionsskandale und
Stromausfälle, in der Twi-Sprache als „dum sor“ (aus und an) bezeichnet.
Diese waren teils so gravierend, dass sie John Mahama den Spitznamen „Mr.
Dumsor“ einbrachten: Herr Stromausfall.
Mahama blickt also auf eine durchwachsene eigene Bilanz zurück. Und doch
warb er jetzt erfolgreich mit einem „Neustart“ des Landes. Zu seinen
Wahlversprechen gehören die Schaffung von Arbeitsplätzen,
Infrastrukturprojekte, die Abschaffung von Universitätsgebühren für
Studienanfänger und eine kostenlose medizinische Grundversorgung.
Die Herausforderungen sind mannigfaltig. Themen wie „Galamsey“, der
illegale Goldabbau, hatten im Vorfeld der Wahlen zu großen Protesten
geführt. Laut der ghanaischen Water Resources Commission sind etwa 60
Prozent der landesweiten Gewässer mit giftigen Substanzen wie Quecksilber
verschmutzt.
John Dramani Mahama wuchs in privilegierten Verhältnissen auf, geprägt von
der Karriere seines Vaters Emmanuel Adama Mahama, Minister im ersten
Kabinett Ghanas nach der Unabhängigkeit 1957. Der Status der Familie
ermöglichte Mahama den Zugang zu Eliteschulen und internationalen
Netzwerken. 1981 erwarb er einen Abschluss in Geschichte an der University
of Ghana, anschließend studierte er Sozialpsychologie in Moskau.
Planmäßig soll Mahama am 7. Januar das Amt von [3][Präsident Nana
Akufo-Addo] übernehmen. Dieser tritt verfassungskonform nach zwei
Legislaturperioden an der Macht ab.
9 Dec 2024
## LINKS
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[3] /Praesidentenwahl-in-Ghana/!5730578
## AUTOREN
Helena Kreiensiek
## TAGS
Ghana
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