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# taz.de -- Ausstellung von Jeewi Lee: Sand aus Sand
> Die Künstlerin Jeewi Lee entwirft Bilder einer knappen Ressource. In der
> Pankower Galerie Sexauer vergrößert sie Sandkörner zu Skulpturen.
Bild: „Field of Fragments“, eine Ausstellung von Jeewi Lee in der Galerie S…
In warmes Licht getaucht liegen die Skulpturen [1][der südkoreanischen
Künstlerin Jeewi Lee] fast beiläufig auf dem Boden der Pankower Galerie
Sexauer. Sie wirken wie Bruchstücke antiker Ruinen oder jahrzehntealter
Korallenriffe, zerbrochen, geschliffen, verwittert. Tritt man näher heran,
erkennt man das Material. Die Arbeiten bestehen aus Sand, doch nicht nur
das: Sie stellen auch Sand dar.
Genauer gesagt sind sie der Form dreier unterschiedlicher Sandkörner aus
unterschiedlichen Teilen der Welt nachempfunden, fein säuberlich von der
Künstlerin ausgewählt, vergrößert und in die Skulptur übersetzt. Das
Verfahren ist dabei so kompliziert, man muss es sich am besten vor Ort
erklären lassen, was Galerist Jan-Philipp Sexauer auch mit sympathischer
Geduld und großer Expertise tut.
„Field of Fragments“ heißt die Ausstellung der mittlerweile international
renommierten Künstlerin, die schon seit vielen Jahren mit der Galerie
verbunden ist. An den Wänden reihen sich Bilder, ebenfalls voller Sand. In
zarten Verläufen ist er wie von Zauberhand auf Leinwänden gebracht, von
Weitem wie erdige Farbfeldmalerei anmutend.
Foucaults berühmter Satz
Erinnerungen, Spuren, die Natur, der Mensch und das, was bleibt, sind
wiederkehrende Motive im Werk Jeewi Lees. Vor den Bildern stehend liegt es
nah, an Foucaults berühmten Satz „… daß der Mensch verschwindet wie am
Meeresufer ein Gesicht im Sand“ zu denken, und logischerweise haben diese
Worte es auch in den Ausstellungstext gefunden.
Doch bevor der Mensch verschwindet, verschwindet erst einmal der Sand, der
ironischerweise schon lange nicht mehr wie der sprichwörtliche am Meer
vorhanden ist, [2][sondern eine knappe und – zukünftig prognostiziert –
heiß umkämpfte Ressource]. Nicht nur die Seltenen Erden, die die
Chipindustrie so dringend benötigt, auch der freundliche, gelbliche
Klassiker des Meeres ist begrenzt – und doch unabdingbar für die globale
Bauindustrie.
Der Wert der kleinen Körner könnte eine der Lesarten von „Field of
Fragments“ sein. Die Relativität des Lebens, der Welt und die damit
einhergehende Schönheit der Nichtigkeit eine andere.
9 Jan 2025
## LINKS
[1] /Schau-Indigo-Waves-zu-Afrika-und-Asien/!5928014
[2] /Bauen-ohne-den-Rohstoff-Sand/!5973680
## AUTOREN
Hilka Dirks
## TAGS
Kunst
Ausstellung
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Sand
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