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# taz.de -- Die Wahrheit: Bankrott mit Bitcoin
> Der wahre Erfolgstipp für alle Literaten: Kommt in die poetischen und
> prosaischen Puschen! Werdet Pleitiers! Investiert in Kryptogeld!
Bild: Auch Honoré de Balzac hätte seine helle Freude an ihm gehabt: der Bitco…
Wovon träumen Schriftsteller? Ein Werk von unvergänglichem Wert zu
verfassen und weltberühmt zu werden. Statt aber den leichten Weg zum
allseits bewunderten Erfolg zu wählen, knattern Literaten lieber
mittelmäßige Romane mit gähnigen Inhalten in die Tasten und verkämpfen sich
in grässlich überflüssigen Debatten ihrer Vereinigungen. Das Resultat:
Armut, Einsamkeit, Erfolglosigkeit.
Dabei liegt die Lösung doch auf der Hand – zumindest auf der virtuellen.
Autoren, investiert in Kryptowährungen! Das ist wie Roulette-Spielen im
Casino. Ein großes Vorbild hat es vorgelebt: Fjodor Dostojewski. Der
russische Schriftsteller war vollkommen pleite, nachdem er 1865 am
Spieltisch in Wiesbaden 3.000 Goldrubel verzockte. Da er dringend Geld
brauchte, diktierte er in nur 26 Tagen seinen Roman „Der Spieler“. Einer
seiner Klassiker, den er der Weltliteratur schenkte.
Role Model Mark Twain: Der amerikanische Erzähler investierte in neuartige
Technologien wie die fehlerhaft konstruierte Setzmaschine „Paige
Compositor“ und verlor 300.000 Dollar, was heutzutage einem Wert von mehr
als 3 Millionen Dollar entspricht. Ein Misserfolg, der ihn derart
anstupste, dass er seither nicht mehr wegzudenken ist aus der
Literaturgeschichte.
Lehrmeister Honoré de Balzac: Der französische Romancier war zu seiner Zeit
ein gefürchteter Schuldner. Nach gewagten Spekulationen total insolvent,
schrieb er 1827 kurzerhand ein Meisterwerk des Pleitierwesens: „Die Kunst,
seine Schulden zu zahlen und seine Gläubiger zu befriedigen, ohne auch nur
einen Sou selbst aus der Tasche zu nehmen.“ Mit der „Comédie humaine“
verewigte sich der Bankrotteur schließlich im Literaturkanon.
## Rucksack des Verlustes
Nichts haben und mit den daraus resultierenden Nöten als Rucksack den Berg
des Erfolgs besteigen – niemand ist besser für diesen Anstieg geeignet als
die ewigen literarischen Selbst- und Fremderforscher. Vom Tal bis auf die
Kuppe, das ist die einzig mögliche Richtung für alle vernünftigen
Zeilenschmiede. Die allerdings dafür den richtigen Antriebsriemen brauchen.
Und der heißt Bitcoin. Denn die legendäre Kryptowährung verheißt alles:
sagenhaften Reichtum und unfassbare Abstürze. Auf diese Ambivalenz sind die
Loser der Literatur angewiesen. Und wenn sich im Nachklapp auch noch
Schönheit und Ruhm einstellen, umso feiner.
Sicher bieten windige Investoren oder die schnöden Aktienmärkte vielfältige
ähnliche Gelegenheiten des Verlustes, doch sagt der Name schon alles:
Krypto! Gerufen von Bitcoins größtem Propagandisten, dem Weltmeister der
Pleiten: Donald Trump. Der bald mächtigster Mensch der Welt wird. Und wenn
der kryptische Lügenraufbold kein wahres Vorbild ist, wer dann?
Literaten! Krümpelt nicht weiter vor euch hin! Hangelt euch nicht länger
von einem miesen Preisgeld zum nächsten! Kommt in die poetischen und
prosaischen Puschen! Gebt alles und verliert alles! Für eure Leser wäre es
ein Gewinn.
20 Dec 2024
## AUTOREN
Jan Asberg
## TAGS
Bitcoin
Schriftsteller
Verluste
Die Wahrheit
Soziale Medien
Bunker
US-Wahl 2024
Friedensnobelpreis
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