| # taz.de -- Proteste gegen LNG-Gipfel in Berlin: Partycrasher am Luxushotel | |
| > Klimaaktivisten stören ein Treffen der Gasindustrie im Luxushotel Adlon. | |
| > Ende Gelände wird gestoppt, doch die Letzte Generation blockiert | |
| > Eingänge. | |
| Bild: Im Adlon ist es dreckig: Aktivist:innen der Letzten Generation vor dem Be… | |
| Berlin taz | Klimaaktivist:innen versuchten am Dienstagmorgen, ein | |
| [1][Treffen der Gasindustrie] im Berliner Luxushotel Adlon zu blockieren. | |
| Von vier Seiten stießen die Demonstrant:innen ab 7.30 Uhr zu den | |
| Eingängen des Hotels am Pariser Platz vor. Während zwei Gruppen von | |
| [2][Ende Gelände] mit insgesamt etwa 250 Teilnehmer:innen von der | |
| Polizei gestoppt wurden, gelang es Aktivist:innen der Letzten | |
| Generation zeitweise, Eingänge an der Rückseite des Hotels zu blockieren. | |
| Mithilfe eines LKW versperrten die Aktivist:innen zudem die Zufahrt zur | |
| Tiefgarage. Zuvor waren Demonstrant:innen durch die Berliner Innenstadt | |
| gezogen. | |
| Die Proteste richteten sich gegen den „World LNG Summit“, ein Lobbytreffen | |
| der fossilen Gasindustrie. Laut Angaben der Organisator:innen sind | |
| zum Flüssiggas-Gipfel insgesamt 750 Teilnehmer:innen aus 50 Ländern und | |
| 500 Unternehmen angemeldet, zu Ticketpreisen ab 4.000 Euro. Um das Treffen | |
| zu schützen, war die Polizei ab dem Morgen mit hunderten Beamt:innen vor | |
| Ort. Mehr als ein Dutzend Polizeiwagen riegelten den Weg zum Hotel ab. | |
| Ab 7 Uhr trafen sich zum Blockadeversuch von Ende Gelände 150 Personen vor | |
| dem Gebäude des [3][Lobbyverbandes „Zukunft Gas“], ausgestattet mit | |
| Partyhüten, um der „Gasindustrie die Greenwashing-Party zu vermiesen“. Die | |
| Polizei wartete bereits und begleitete den in Fünferreihen aufgestellten | |
| Demonstrationszug bis zu einer Zwischenkundgebung in Sichtweite des Hotels. | |
| Pressesprecherin Fran Leitner hatte zuvor angekündigt: „Ende Gelände geht | |
| an Orte der Zerstörung, aber auch an Orte, wo Entscheidungen über | |
| Zerstörungen getroffen werden“. | |
| Während einer Rede eines Anti-LNG-Aktivsten aus Louisiana, der von | |
| Ausbauplänen für weitere zwei Dutzend LNG-Export-Terminals an der | |
| US-amerikanischen Ostküste berichtete, streiften die | |
| Demonstrationsteilnehmer:innen ihre typischen weißen Maleranzüge | |
| über. Plötzlich versuchten die ersten Reihen den Durchbruch durch die | |
| Polizeiketten in Richtung Adlon. Polizist:innen aber drängten sie | |
| zurück. Schließlich wurde die gesamte Gruppe eingekesselt, die Polizei | |
| nimmt 120 Menschen fest. Ein zweiter „Finger“ von Ende Gelände mit etwa 60 | |
| Personen wurde am Brandenburger Tor unter Einsatz von Pfefferspray | |
| gestoppt. | |
| Erfolgreicher lief es dagegen für die Aktivist:innen der Letzten | |
| Generation hinter dem Hotel. Sie überwanden aufgestellte Gitter und | |
| gelangten vor mehrere Eingänge. In der Wilhelmstraße verteilten sie dabei | |
| großflächig grüne Farbe an einem Eingang. Zudem fuhren sie mit einem LKW | |
| vor die Tiefgarageneinfahrt. Mehrere Aktivst:innen postierten sich mit | |
| Transparenten auf dem Dach, eine weitere Person klebte sich am Hinterrad | |
| an. | |
| Während die Polizist:innen Blockierer:innen vor den Eingängen auch | |
| durch teils rabiate Gewalt entfernten und dabei mehrere Menschen | |
| verletzten, dauerte die Bergung der LKW-Besetzer:innen bis zum Vormittag an | |
| – unter Schmerzensschreien der Festgeklebten, die ärztlich versorgt werden | |
| musste, noch bevor sie mitsamt des Reifens von dem Auto gelöst werden | |
| konnte. Obwohl die Aktivist:innen der Letzten Generation zu dem | |
| Zeitpunkt bereits in einen umgitterten Bereich abgedrängt worden waren, | |
| schritt die Polizei immer wieder ein, warf Menschen zu Boden und legte | |
| ihnen Handschellen an. | |
| Sprecher Raphael Thelen zeigte sich dennoch zufrieden. Sie hätten alle | |
| Ziele erreicht. Ziel sei es, das Treffen zu stören, bei dem „dreckige | |
| Geschäfte“ abgewickelt würden: „Wir akzeptieren nicht, dass reiche Konzer… | |
| sich auf diese Art und Weise Macht und Einfluss erschleichen.“ Auch Ende | |
| Gelände prangerte das Demokratiedefizit des Gipfels an: „Von den Deals, die | |
| hier gemacht werden, profitieren nur Autokraten und Aktionäre.“ | |
| Die Flüssigerdgasindustrie ist im Aufwind, spätestens seitdem sich Europa | |
| von russischem Gas unabhängig machen will. In Deutschland wurde in den | |
| vergangenen Jahren im Eilverfahren eine entsprechende Import-Infrastruktur | |
| mit sechs Terminals an vier Häfen geschaffen. | |
| ## LNG-Industrie im Aufwind | |
| Die Bundesregierung verkauft LNG als „Übergangstechnologie“, obwohl | |
| [4][Herstellung und Transport mehr Treibhausgase ausstoßen als das | |
| Verbrennen von Kohle]. LNG wird häufig über Fracking gewonnen, also durch | |
| das Herauspressen des Gases aus dem Boden. Klimagruppen von der Deutschen | |
| Umwelthilfe über Fridays for Future bis Ende Gelände engagieren sich daher | |
| schon seit Jahren gegen den Ausbau der fossilen Infrastruktur. | |
| Sie alle waren in den vergangenen beiden Tagen bereits Teil eines | |
| alternativen Gasgipfels in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, an dem auch | |
| Betroffene und Expert:innen aus den Gas-Herkunftsländern wie den USA, | |
| Brasilien oder Mexiko teilnahmen. In diesem Rahmen fand am Montagabend eine | |
| Podiumsdiskussion statt, an der auch Wirtschafts- und | |
| Umweltschutz-Staatssekretär Stefan Wenzel teilnahm, der am Dienstag auch | |
| als Teilnehmer des LNG-Gipfels erwartet wurde. | |
| Wenzel rechtfertigte den deutschen LNG-Ausbau. Dieser solle die | |
| „Abhängigkeit und Erpressbarkeit von Russland verhindern“. Kritiker wie | |
| Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe sprachen dagegen von | |
| einer „riesigen Infrastruktur, die sich über 20, 30 Jahre rentieren muss“ | |
| und dem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein, entgegenstehe. | |
| Im Rahmen der Proteste gegen den Gipfel hatte Greenpeace am Vorabend den | |
| Spruch „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ an die Fassade des Adlon | |
| projiziert. Auch am Dienstagnachmittag sollen die Proteste weitergehen. | |
| Geplant ist eine Demonstration zum Gipfelort. Aufgerufen haben mehr als 40 | |
| Umweltverbände und Klimagerechtigkeitsgruppen. | |
| 10 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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