# taz.de -- Klimaschädliches LNG: Proteste in Kroatien gegen Flüssiggas | |
> Das LNG-Terminal auf Krk sollte die Energieversorgung sichern. Heute | |
> macht Kroatien mit Exporten Profite. Aktivist*innen sind gegen einen | |
> Ausbau. | |
Bild: Riesengeschäft: Ein LNG-Tanker legt im Terminal von Krk an | |
Zagreb taz | Während [1][im Berliner Hotel Adlon diese Woche die | |
wichtigsten LNG-Konzerne tagen], protestieren auf dem Pariser Platz vor dem | |
Hotel [2][Umweltschützer unter anderem von der Letzten Generation und Ende | |
Gelände] gegen das Flüssiggas. Und auch in Kroatien macht eine Gruppe von | |
Klimaaktivist*innen auf die negativen Folgen des riesigen | |
LNG-Terminals vor der kroatischen Küste aufmerksam. | |
„Es ist umweltverschmutzend und es ist neokolonialistisch“, sagt die | |
Aktivistin Elmo, die anonym bleiben möchte. Elmo ist nicht ihr richtiger | |
Name. Für sie gebe es keinen Grund, LNG als Energieträger zu verwenden. | |
„Denn es gibt andere, viel gerechtere und viel sauberere Wege der | |
Energieversorgung“ in Kroatien. | |
Zusammen mit anderen Klimaaktivistinnen blockierte Elmo im August deswegen | |
einen LNG-Tanker vor der kroatischen Insel Krk. Mit sechs Kajaks gelang es | |
der Gruppe um vier Uhr morgens am 23. August, den Tanker zwei Stunden lang | |
daran zu hindern, am Terminal auf Krk anzulegen. Es war die bisher | |
erfolgreichste Aktion gegen LNG in Kroatien. Die Polizei reagierte laut | |
Elmo repressiv, setzte Wasserwerfer ein und versuchte, die Kajaks zu | |
versenken. | |
Das LNG-Terminal wurde geplant, nachdem die Gasversorgung Kroatiens von | |
Russland 2009 unterbrochen wurde. Als die Planungen 2016 voranschritten, | |
formierte sich lokaler Protest, der anfangs viele Menschen mobilisieren | |
konnte, doch ohne Erfolg. Mit Unterstützung der EU setzte die Regierung das | |
Projekt für die Energiesicherheit der Region durch. | |
## „Die Menschen sind entmutigt“ | |
Seit der Inbetriebnahme 2021 sorgt der Export in die Nachbarländer Italien, | |
Österreich, Ungarn und Rumänien für Profite. Der derzeit geplante Ausbau | |
soll diese verdoppeln. Die rechte Regierung des Landes argumentiert, | |
Flüssiggas sei die klimafreundlichste fossile Brückentechnologie für die | |
Transition zu erneuerbaren Energien. Ein Argument, das die LNG-Konzerne | |
auch beim World LNG Summit in Berlin diese Woche zu verkaufen versuchen. | |
Doch eine [3][Studie des Umweltprofessors Robert Howarth stellt das in | |
Frage]. Diese analysiert den gesamten Produktionsprozess von LNG von der | |
Förderung durch Fracking in den USA über den Transport als Flüssiggas bis | |
zum Zielhafen, um dort wieder erwärmt als normales Gas durch Pipelines ins | |
Landesinnere zu gelangen. Laut der Studie [4][ist LNG umweltschädlicher als | |
Kohle], weshalb Howarth LNG für den völlig falschen Weg hält. | |
Trotz der Faktenlage, gerade für ein Land wie Kroatien, das über das größte | |
Solarenergiepotenzial in der EU verfügt, hat das Thema dort in Politik und | |
Bevölkerung an Relevanz verloren. „Die Leute haben aufgegeben, sie haben | |
versucht, sich zu beschweren, dass es Lärm vom Terminal gibt, dass das | |
Wasser verschmutzt ist, aber sie wurden von allen Institutionen ignoriert“, | |
sagt Elmos Mitstreiterin Sol, die ebenfalls anonym bleiben will. Die | |
Menschen seien entmutigt. | |
## „Verpflichtungen gegenüber Europa müssen eingehalten werden“ | |
Auch die Opposition hält sich mit Kritik zurück. Etwa der links-grüne | |
Abgeordnete Damiri Bakić von der Oppositionspartei Možemo sagt, | |
Verpflichtungen gegenüber Europa müssten eingehalten werden. | |
Sogar die lokalen Proteste auf Krk, die 2019 noch groß ausfielen, sind | |
abgeflaut. Zwar gibt es jedes Jahr ein Klimacamp dort, aber inzwischen wird | |
dieses fast nur von Aktivist*innen aus den großen Städten besucht – zu | |
sehr überlagern die vielen anderen Krisen das Thema Umweltschutz im Alltag | |
der Menschen in Kroatien. | |
Die erfolgreiche Blockadeaktion in diesem Sommer ist auch eine Reaktion auf | |
das schwindende Interesse, denn die direkte Konfrontation katapultierte ihr | |
Anliegen kurzzeitig in die nationalen Medien. | |
Doch für Elmo und Sol ist inzwischen klar, dass einzelne spektakuläre | |
Aktionen nicht ausreichen: „Um solche riesigen Projekte wirklich zu | |
stoppen, müssen wir uns mehr darauf konzentrieren, die Bereitschaft der | |
Öffentlichkeit zum Handeln zu erhöhen.“ | |
11 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /LNG-Gipfel-in-Berlin/!6049106 | |
[2] /Proteste-gegen-LNG-Gipfel-in-Berlin/!6055369 | |
[3] https://www.research.howarthlab.org/publications/Howarth_LNG_assessment_pre… | |
[4] /Fossile-Energie/!6055067 | |
## AUTOREN | |
Aljoscha Hartmann | |
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