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# taz.de -- Letzte Generation auf Strategiesuche: Kurswechsel statt Kleben
> Die Protestgruppe Letzte Generation sucht einen neuen Auftritt: Name und
> Strategie sollen sich ändern. Aufgeben wollen die Aktivist*innen
> nicht.
Bild: Es soll Schluss sein mit Klebstoff – doch was nun kommt, verraten die A…
Hannover taz | Die Klimaschutzgruppe [1][Letzte Generation] hat
angekündigt, sich umzubenennen und ihren Aktivismus künftig mit anderen
Protestformen fortsetzen zu wollen. „Wir sind nicht mehr die Letzte
Generation“, sagte Carla Hinrichs, Mitbegründerin und Sprecherin der
Gruppe, in einem am Mittwochabend veröffentlichten Spiegel-Interview.
Die Entscheidung sei aufgrund des fortschreitenden Klimawandels getroffen
worden, so Hinrichs: „Als wir anfingen, wäre die Regierung noch in der Lage
gewesen, der Klimakatastrophe entgegenzuwirken. Heute stecken wir
mittendrin.“
Der offizielle Name der Gruppe „Letzte Generation vor den Kipppunkten“
werde den veränderten Bedingungen nicht mehr gerecht, bestätigte Hinrichs
im Telefonat mit der taz. Als Beispiel führte sie den Amazonas-Regenwald
an, der Klimaforschenden zufolge inzwischen wahrscheinlich mehr CO2
ausstößt, als er binden kann. Die Gruppe plane, ihre bisherigen Aktionen
einzustellen, um der veränderten Situation Rechnung zu tragen.
Proteste werde es aber weiterhin geben. Welche Aktionsformen gewählt
würden, verriet sie nicht. Man befinde sich „im gemeinsamen Prozess“, in
welche Richtung es mit der Gruppe gehe. Blockaden vor Autos, Flughäfen und
Straßen stünden aber erst mal nicht mehr im Fokus. Die
Klimaschützer*innen wollten das Thema dagegen künftig „an die
Abendbrottische bringen, Nachbarschaften zusammenbringen und lernen, wie
eine bessere Demokratie funktionieren kann“, kündigte Hinrichs an.
## Forscher sieht Wendepunkt
Die Entscheidung, den Namen Letzte Generation aufzugeben, markiere einen
weiteren Wendepunkt in der Entwicklung der Gruppe, sagt der
Konfliktforscher Vincent August von der Humboldt-Universität Berlin. „Wir
befinden uns als Gesellschaft insgesamt in einer Phase der [2][Deeskalation
von Klimakonflikten], die aus Sicht der Letzten Generation unerwünscht
ist“, sagt August.
Das bedeutet: Die Gruppe versuche, das Klimathema immer wieder auf die
Tagesordnung zu setzen, komme damit aber nicht mehr durch. „Intern gibt es
zudem eine ziemliche Erschöpfung durch die vielen Proteste, die
Strafverfolgung, die [3][Haftstrafen] und den enormen Gegenwind aus der
Zivilgesellschaft.“
Gleichzeitig erzeuge die Gruppe mit ihrer Ankündigung mediale
Aufmerksamkeit, laut August eine typische Strategie der
Klimaaktivist*innen. „Natürlich wird ein Großereignis wie die vorgezogene
Bundestagswahl auch zum Anlass genommen, eine neue Mobilisierung zu
versuchen.“ Ob dieser Versuch gelinge, werde sich zeigen, so der
Wissenschaftler. Ähnliche Richtungskämpfe habe es auch bei der Letzten
Generation Österreich gegeben, die sich im August aufgelöst hatte.
Entstanden war die Letzte Generation nach einem Hungerstreik vor der
Bundestagswahl 2021 in Berlin. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die
Protestgruppe seit Anfang 2022 vor allem durch Straßenblockaden mit
Klebstoff und Farbschmierereien.
Bereits im Januar dieses Jahres hatte die Gruppe einen Strategiewechsel
angekündigt, weg von den Klebeaktionen auf Straßen. Zuletzt in Erscheinung
getreten war die Letzte Generation Mitte Dezember vor dem Berliner
Luxushotel Adlon, [4][wo sie gemeinsam mit anderen Klimagruppen gegen den
LNG-Gipfel demonstrierte].
19 Dec 2024
## LINKS
[1] /Letzte-Generation/!t5833405
[2] /Soziologe-ueber-die-Letzte-Generation/!6029180
[3] /Privatjet-auf-Sylt-besprueht/!6055100
[4] /Proteste-gegen-LNG-Gipfel-in-Berlin/!6055369
## AUTOREN
Maximilian Arnhold
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Letzte Generation
Aktivismus
Schwerpunkt Fridays For Future
Resilienz
Schwerpunkt Klimawandel
49-Euro-Ticket
Letzte Generation
Klima
Schwerpunkt Fridays For Future
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