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# taz.de -- Reaktionen auf den Anschlag: Der Hinterbänkler und das Anschlagsop…
> In Braunschweig macht ein CDU-Ratsherr auf X blöde Witze über
> Anschlagsopfer. Jetzt will man ihn loswerden.
Bild: Muss man wirklich jemandem erklären, dass hier Schluss mit lustig ist? D…
Es gibt in Braunschweig einen kleinen Skandal, auf den uns eine treue
taz-Leserin aufmerksam gemacht hat. Dort hat [1][sich der CDU-Ratsherr
Sven-Markus Knurr unmöglich] gemacht, indem er sich mit einem –
mittlerweile gelöschten – Beitrag auf X über die Opfer von Magdeburg lustig
gemacht hat.
Zu den ersten Meldungen von dem [2][Autoanschlag auf dem Weihnachtsmarkt]
schrieb er: „Ich habe dafür vollstes Verständnis.“ Das bezog sich auf ein…
Witz, den er vorher schon über die Opfer des Anschlags vom Breitscheidplatz
gemacht hatte. Darin beschrieb er, wie schwer man auf einem Weihnachtsmarkt
von A nach B kommt, Punchline: „Ich verstehe jeden, der lieber einen LKW
nimmt.“
Höhöhö. Man kennt diese Sorte von „Humor“, mit der man vor allem auf X u…
Reddit Punkte sammelt. Meist männlich, immer toxisch, je schwärzer, desto
besser. Das geht dann eben zu Lasten von dem, was man in der Politik
eigentlich bräuchte: Die Fähigkeit, nachzudenken zum Beispiel. Die
Perspektive von anderen mitzudenken. Empathie zu entwickeln.
Was Knurr da noch nicht wusste: Dass eines der Opfer aus seiner
unmittelbaren Umgebung kam. Der kleine André, 9 Jahre, Grundschüler und
Nachwuchsfeuerwehrmann aus Warle im Landkreis Wolfenbüttel bei
Braunschweig.
## Der Ex-Pirat war schon vorher verhaltensauffällig
Nun ist das Entsetzen groß, die CDU-Fraktion will Knurr ganz schnell wieder
loswerden, er war ihr sowieso erst Anfang des Jahres beigetreten. Schon da
hatten die Grünen auf die Entgleisungen des 39-Jährigen hingewiesen. Er war
2021 auf dem Ticket der Piraten in den Stadtrat eingezogen, wo er mit der
Vertreterin der Querdenkerpartei „Die Basis“ zusammenarbeitete.
Er hatte mehrfach [3][mit rechtslastigen Äußerungen auf sich aufmerksam
gemacht], unterzeichnete eine Petition für die Freilassung des
Holocaustleugners Horst Mahler, beschimpfte Demonstranten gegen rechts als
„linksradikales Populistenpack“, musste deshalb seine Landtagskandidatur
für die Piraten zurückziehen. Die Braunschweiger CDU-Ratsfraktion hielt ihn
trotzdem für ein geeignetes Mitglied, frei nach dem Motto: Stimmvieh macht
auch Mist.
Aber gut, man könnte an dieser Stelle natürlich genauso gut fragen, wer so
etwas wohl wählt und warum. Glaubt wirklich jemand, dass einer, der so
gestrickt ist, irgendetwas Nützliches beizutragen hat? Probleme lösen kann?
Oder zeigt sich hier im Kleinen, was die Demokratie auch auf ganz anderen
Ebenen gefährdet: Höhöhö. Hauptsache, unterhaltsam und irgendwie
„disruptive“.
Andrerseits muss man Knurr vielleicht dankbar sein. Immerhin bietet er sich
jetzt als leichte Beute für ein bisschen selbstgerechte Wut an. Das
entlastet ja auch.
Solange man sich über irrlichternde Hinterbänkler aufregen kann, muss man
wenigstens nicht mehr auf dieses niedliche Kindergesicht starren, den
Schmerz seiner Mutter mitschneiden, sich den Kopf zerbrechen über die
brutale Sinnlosigkeit dieser Tat und die Frage, wo und an welcher Stelle
eigentlich jemand hätte bemerken müssen, [4][dass Taleb A. die Schwelle]
vom harmlosen Irren zum gefährlichen Irren überschritten hat.
23 Dec 2024
## LINKS
[1] https://regionalheute.de/braunschweig/geschmackloser-twitter-post-von-ratsm…
[2] /Anschlag-in-Magdeburg/!t6058126
[3] /!569200/
[4] /Der-Taeter-von-Magdeburg/!6055470
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
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Braunschweig
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