| # taz.de -- Grüne über das Gezerre um Paragraf 218: „Absolut unüblich und … | |
| > Eine Chance gibt es noch für eine Abstimmung über die Legalisierung | |
| > früher Schwangerschaftsabbrüche. Alles andere wäre unwürdig, sagt die | |
| > Grüne Ulle Schauws. | |
| Bild: Die Grüne Ulle Schauws ist eine der Initator*innen des Gruppenantrags zu… | |
| taz: Frau Schauws, ist der Gesetzentwurf zur Legalisierung früher | |
| Schwangerschaftsabbrüche [1][auf den letzten Metern versandet]? | |
| Ulle Schauws: Nein – obwohl Union und FDP alles daran gesetzt haben. | |
| taz: Am Mittwoch hat sich der Rechtsausschuss damit beschäftigt. Was ist | |
| passiert? | |
| Union und FDP haben vorab klargemacht, einer öffentlichen Anhörung im | |
| Ausschuss nicht zuzustimmen. Daher haben wir stattdessen direkt Aussprache | |
| und Beschlussfassung beantragt. Das wollten Union und FDP dann direkt von | |
| der Tagesordnung nehmen lassen – dafür hatten sie aber keine Mehrheit. | |
| taz: Der Rechtsausschuss beschließt Empfehlungen, wie im Plenum über ein | |
| Gesetz abgestimmt werden soll. Wie sieht die aus? | |
| Schauws: Diese Abstimmung konnte nicht stattfinden. Die Union hat während | |
| der Aussprache beantragt, doch noch eine Anhörung zu machen. | |
| taz: Nachdem sie das zuerst so vehement abgelehnt hat? | |
| Schauws: Union und FDP hätten mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit für | |
| Ablehnung gehabt – ein Zusammenschluss, der schlimm genug ist. Aber die | |
| Union will um jeden Preis verhindern, dass der Gesetzentwurf überhaupt noch | |
| mal im Bundestag debattiert und abgestimmt wird. Und die FDP hat sich dem | |
| leider komplett angeschlossen. | |
| taz: Teile der FDP haben gesagt: Das Thema ist wichtig – aber erst nächste | |
| Legislatur. | |
| Schauws: Diese Aussage ist unsäglich und auch widersprüchlich. Die FDP | |
| fordert eine breite gesellschaftliche Debatte – obwohl schon breit | |
| debattiert wurde und eine [2][große Mehrheit der Gesellschaft bereits für | |
| die Legalisierung ist]. Aber wenn es konkret um eine Debatte geht, im | |
| Rechtsausschuss nämlich, dann blockiert die FDP das. Das ist alles | |
| unglaubwürdig. | |
| taz: Warum wollen Union und FDP keine Abstimmung im Plenum? | |
| Schauws: Weil sie offensichtlich Angst haben, dass es am Ende im Plenum | |
| eine Mehrheit dafür gibt, dass Frauen sich ohne Androhung des Strafrechts | |
| für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden dürfen – und zwar zu Recht. | |
| taz: Welche Chance hätte das Gesetz denn? | |
| Schauws: Es ist möglich. Allein die Abgeordneten aus den Reihen von SPD, | |
| Grünen, Linken und SSW haben schon 353 der 367 nötigen Stimmen. Das BSW mit | |
| 10 Abgeordneten hat angekündigt, ebenfalls dafür zu stimmen. Dann fehlen | |
| nur noch 4 Stimmen. Wenn dann nicht alle abstimmen, oder [3][wenn von FDP | |
| oder Union einzelne Abgeordnete für unseren moderaten und liberalen | |
| Gesetzentwurf stimmen oder sich enthalten] – dann machen wir Schluss mit | |
| der Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland. | |
| taz: Nun hat sich der Ausschuss doch auf eine Anhörung geeinigt. Wie geht | |
| es weiter? | |
| Schauws: Es wird am 10. Februar die Anhörung geben und Sachverständige | |
| werden eingeladen. Wir wollten dies deutlich früher. Immerhin ist am 11. | |
| Februar der letzte Sitzungstag dieser Legislatur. Es ist zu befürchten, | |
| dass Union und FDP mit noch mehr Tricks versuchen, das weitere Verfahren | |
| auszubremsen. Aber wir bestehen darauf, dass über das Gesetz noch im Plenum | |
| abgestimmt wird. Alles andere würde völlig den Gepflogenheiten des | |
| Bundestags bei interfraktionellen Gruppenanträgen widersprechen. | |
| taz: Inwiefern? | |
| Schauws: Wenn eine [4][Gruppe von Abgeordneten aus den Reihen der Regierung | |
| und Opposition gemeinsam einen Antrag einbringt], dann gebietet es der | |
| Respekt gegenüber diesen Kolleg*innen, dieses Verfahren auch zum Abschluss | |
| zu bringen. Es ist absolut unüblich und respektlos, bei solchen Verfahren | |
| zu bremsen. Dass eine parlamentarische Gruppe nicht zu ihrem Recht kommt, | |
| ist wirklich sehr unparlamentarisch – und für die demokratischen | |
| Fraktionen einfach unwürdig. | |
| 18 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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