# taz.de -- Tag gegen Gewalt an Frauen: Schwarz-Rot setzt das Thema nicht auf d… | |
> In der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhauses geht es dennoch um das | |
> Problem. Grüne und Linke bringen einen Antrag für einen Betroffenenbeirat | |
> ein. | |
Bild: Zeichen setzen: bei einer Aktion von Terre des Femmes zum Tag gegen Gewal… | |
Berlin taz | Weltweit wird am 25. November der Internationale Tag zur | |
Beseitigung von Gewalt gegen Frauen (englisch: „International Day for the | |
Elimination of Violence against Women“) begangen – als Gedenk- und | |
Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form | |
gegenüber Frauen und Mädchen. Auch in Berlin mit verschiedenen | |
Veranstaltungen. Nur der schwarz-rote Senat stellt sich quer. | |
In diesem Jahr 2023 rückt [1][UN Women Deutschland] die Gewalt gegen Frauen | |
und Mädchen im öffentlichen Leben (und damit auch in der digitalen Welt) in | |
den Mittelpunkt der Kampagne. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ist | |
Schirmfrau. Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal und der Fußballprofi | |
Fabian Reese unterstützen die Kampagne als Botschafter. Die Farbe Orange | |
symbolisiert eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen, sie wurde im Zuge der | |
von den Vereinten Nationen initiierten [2][Orange-the-World-Kampagne] | |
festgelegt. | |
In Berlin war es bislang Usus, dass sich das Abgeordnetenhaus in der | |
Sitzung, die im Vorfeld des Gedenktages stattfindet – also diesmal am 21. | |
November – dem Thema mittels eines Antrages der Regierungsfraktionen | |
widmet. In diesem Jahr ist das anders, erstmals seit langem. Das sorgt für | |
Unmut auf Seiten der Opposition. | |
„Es war gute Tradition“, sagt Bahar Haghanipour, Sprecherin für | |
Frauenpolitik und Gleichstellung der Grünen-Fraktion und Vizepräsidentin | |
des Landesparlaments, „dass alle demokratische Fraktionen im | |
Abgeordnetenhaus anlässlich dieses Gedenktages einen Antrag einbringen und | |
damit das Thema auf die Tagesordnung setzen. Denn Gewalt gegen Frauen ist | |
in unserer Gesellschaft ein Problem.“ | |
## Fast jeden Tag ein Femizid | |
Das ist bittere Realität, sagt Haghanipour. Fast jeden Tag wird in | |
Deutschland ein Mädchen oder eine Frau getötet. 2023 gab es fast 1.000 | |
versuchte Femizide, 360 Mal starben ein Mädchen oder eine Frau dabei. Das | |
geht aus dem aktuellen Lagebild [3][„Geschlechtsspezifisch gegen Frauen | |
gerichtete Straftaten“] hervor, das Bundesfrauenministerin Lisa Paus | |
(Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag | |
vorgestellt haben. | |
„In Berlin haben wir in diesem Jahr bereits 29 Femizide“, sagt Bahar | |
Haghanipour. „Das ist alarmierend und erschreckende Realität, die wir nicht | |
ignorieren dürfen, über die wir sprechen müssen, damit sich die Situation | |
bessert, damit niemand wegschaut, und wir als gesamte Gesellschaft unseren | |
Beitrag leisten – auch wir in der Plenumsdebatte.“ | |
Deshalb hat die Grünen- gemeinsam mit der Linksfraktion einen Antrag für | |
einen Betroffenenbeirat eingebracht, damit die Perspektive und Expertise | |
der Betroffenen – die ja am besten wissen, was Gewalt bedeutet – mit | |
einfließen in den Landesaktionsplan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention. | |
„Die verpflichtet uns ja seit 2018 dazu, Gewaltschutzmaßnahmen umzusetzen“, | |
sagt Haghanipour. Die Plenardebatte ermöglicht es, öffentlich im | |
Abgeordnetenhaus über den Antrag zum Betroffenenbeirat zu beraten. Es | |
handelt sich um Tagesordnungspunkt 49 (von 50). | |
Es brauche Maßnahmen, die von der Politik umgesetzt werden müssen, macht | |
Haghanipour klar. Berlin wäre da eigentlich auf einem guten Weg. „Der Senat | |
tut auch etwas, sorgt zum Beispiel für mehr Schutzplätze“, räumt | |
Haghanipour ein. „Gleichzeitig aber haben die Koalitionsfraktionen | |
anlässlich dieses Gedenktages keinen Antrag vorgelegt. Obwohl | |
Senatsmitglieder stets und immer wieder betonen würden, wie wichtig der | |
Gewaltschutz wäre. Das würden aber nicht nur schöne Worte bedeuten und | |
irgendwelche Ankündigungen, sondern konkrete Anträge.“ | |
## Großdemo am 25. November | |
Die innovative Idee für einen Betroffenenbeirat hatten nicht die Berliner | |
Grünen. Einen Beirat dieser Art gibt es schon in Bremen, der Stadtstaat ist | |
Vorreiter. „Dort funktioniert er gut“, weiß Haghanipour, „und wenn etwas | |
gut funktioniert, dann kann man ja überlegen, ob es nicht gut wäre, das | |
hier in Berlin nachzumachen.“ | |
In Berlin rufen feministische Organisationen anlässlich des Gedenktages zu | |
Aktionen, Kundgebungen, Demonstrationen auf. Es gibt zahlreiche | |
Veranstaltungen an den Universitäten wie der [4][UdK]. In [5][etlichen | |
Bezirken] finden Workshops, Lesungen und Mahnwachen statt. Vor der | |
Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, | |
Vielfalt und Antidiskriminierung wird – wie auch vor einigen Rathäusern in | |
einzelnen Bezirken – die landeseigene Anti-Gewalt-Flagge gehisst. | |
Am 25. November findet ab 9 Uhr dann eine Fahnenaktion am Brandenburger Tor | |
von Terre des Femmes unter dem Motto [6][#WennDieGewaltNichtAufhört] statt. | |
Und wie schon im vergangenen Jahr organisiert das breite Bündnis „25.11.“ | |
eine Großdemonstration. „Lasst uns (gewaltfrei) leben! – | |
Istanbul-Konvention umsetzen JETZT!“ lautet das Motto. Die Demo startet um | |
16 Uhr vor dem Abgeordnetenhaus Berlin in der Niederkirchnerstraße und | |
führt über verschiedene Straßen zum Lustgarten. | |
20 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://unwomen.de/orange-the-world/ | |
[2] https://unwomen.de/orange-the-world/ | |
[3] /Geschlechtsspezifische-Gewalt/!6047236 | |
[4] https://www.udk-berlin.de/universitaet/gleichstellungspolitik/international… | |
[5] https://www.berlin.de/sen/frauen/oeffentlichkeit/kampagnen/internationaler-… | |
[6] https://frauenrechte.de/aktionen/termine/detail/wenndiegewaltnichtaufhoert-… | |
## AUTOREN | |
Andreas Hergeth | |
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