# taz.de -- St. Pauli schlägt Holstein: Himmel, hilf! | |
> Im Aufsteiger-Duell schlägt der FC St. Pauli Holstein Kiel mit 3:1. Die | |
> Kieler Fans suchen schon höheren Beistand für ihr überfordertes Team. | |
Bild: Vielleicht auch mit höheren Mächten im Bunde: St. Paulis Trainer Alexan… | |
Hamburg taz | Fußballprofis sind Berufsoptimisten. Sie könnten ihre | |
Stollenschuhe an den Nagel hängen, nähmen sie nicht aus jeder Niederlage | |
die Überzeugung mit, es beim nächsten Mal besser machen zu können. | |
[1][Lewis Holtby] ist nicht nur in dieser Hinsicht ein Musterprofi. | |
Doch dem Antreiber von Holstein Kiel wollte nach der 1:3-Niederlage im | |
Aufsteiger-Duell beim FC St. Pauli am Freitagabend partout nichts Positives | |
einfallen, außer vielleicht, dass es doch großartig sei, erste Liga zu | |
spielen. Es klang, als sei er nur zu Gast in der Bundesliga und als habe er | |
sich damit abgefunden, dass Gäste irgendwann auch wieder abreisen müssen. | |
Aber dann fiel ihm doch noch etwas Positives ein: „Dass unsere Fans ein | |
brutal gutes Gespür haben, dass wir einen sehr guten Austausch haben.“ | |
Die derart gelobten Holstein-Fans hatten vor dem Spiel ein Banner gezeigt | |
mit den Worten „Don’t stop believin’“, dazu riesige betende Hände. Und | |
vielleicht ist der Glaube wirklich schon das letzte, was noch helfen kann. | |
In zwölf Spielen ist den Kielern erst ein einziger Sieg gelungen, vor vier | |
Wochen gegen Heidenheim. Selbstvertrauen hat er offenbar nicht gebracht, es | |
folgten eine Niederlage in Bremen und ein chancenloses 0:3 im | |
Holsteinstadion gegen Mainz. Auch Holtby räumt ein, dass die Mannschaft | |
verunsichert sei. | |
## Sichtbare Verunsicherung | |
Wie verunsichert, das konnte man sehen, als Fiete Arp einen Elfmeter weder | |
platziert noch besonders scharf schoss und so St. Paulis Torwart Nikola | |
Vasilj die Gelegenheit gab, sein vorangegangenes Foul mit einem starken | |
Reflex auszubügeln. „Das hätte vielleicht noch mal ein Gamechanger sein | |
können“, meinte Holtby hinterher. Aber so hielt St. Paulis 1:0, der erste | |
Treffer überhaupt am Millerntor seit dem Bundesliga-Aufstieg. | |
Später sollten zwei hinzukommen, die vielleicht noch wichtiger sind: Die | |
beiden Stürmer Johannes Eggestein und Morgan Guilavogui erzielten jeweils | |
ihr erstes Saisontor. Trainer Alexander Blessin war froh, „dass nun nicht | |
mehr die Fragen kommen: Wann kommt das erste Tor zuhause, wann kommt das | |
erste Tor von dem oder von jenem?“. | |
Dass Holstein noch das 1:3 erzielte ärgerte ihn zwar, hatte aber weniger | |
damit zu tun, dass die Kieler Angriffsbemühungen plötzlich gefährlicher | |
geworden wären, als vielmehr damit „dass der eine oder andere auf vierte | |
gehen wollte“, wie Blessin über seine Spieler sagte. | |
## Teams behutsam verstärkt | |
Daran lässt sich ablesen, wie viel die beiden Aufsteiger gerade trennt. Sie | |
waren im Gleichschritt durch die zweite Liga marschiert – und quälten sich | |
in der ersten von Anfang an mit dem Rücken zur Wand in die Saison. | |
Beide Clubs haben nach dem Aufstieg darauf verzichtet, verrückte Sachen zu | |
machen, haben ihre Teams behutsam punktuell verstärkt, wobei Holstein den | |
Nachteil hatte, die namhafteren Abgänge ersetzen zu müssen. Die Kieler | |
Neuzugänge sind fast ausnahmslos eingeschlagen, entweder Stammspieler oder | |
Ergänzungsspieler mit guten Einsatzchancen geworden. Dass sie sich im | |
Kieler Kader durchgesetzt haben, bedeutet aber nicht automatisch, dass sie | |
auch in der Bundesliga mithalten können. | |
Bei St. Pauli hat sich nur Leih-Stürmer Guilavogui sofort in der ersten Elf | |
etabliert, was im Umkehrschluss bedeutet, dass das eingespielte Team der | |
Aufstiegssaison weit gehend zusammengeblieben ist. Da sitzen die | |
Automatismen, kennt einer des anderen Laufwege und das Kollektiv kann | |
[2][spielerische Defizite] kompensieren, nicht zuletzt mit weit | |
überdurchschnittlichen Laufleistungen. Von den Kielern haben sie sich nun | |
schon mal um sechs Punkte abgesetzt. Denen dagegen hilft vielleicht schon | |
jetzt nur noch beten. | |
30 Nov 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jan Kahlcke | |
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