# taz.de -- Bundesligaaufsteiger FC St. Pauli in Not: Noch so ein Downer, aber … | |
> Der FC St. Pauli verliert auch das Samstagabendspiel gegen Werder Bremen | |
> mit 0:2. Trotz allem ist die Saison für den Aufsteiger noch nicht | |
> gelaufen. | |
Bild: Da hilft nix, denn da steht es schwarz auf weiß | |
Hamburg taz | Es gibt das Phänomen der wundersamen Steigerung inmitten | |
außerordentlicher Qualität, wenn Team-Mitglieder ihre Nebenleute nicht nur | |
mitziehen, sondern zu großen Auftritten anstacheln, über die später alle | |
gemeinsam staunen. Man sagt dann gern, dass das Ganze mehr sei als die | |
Summe seiner Teile. | |
Eine solche magische Formel hätte auch der [1][FC St. Pauli] am | |
Samstagabend gegen [2][Werder Bremen] benötigt, denn gleich drei Profis | |
standen in der Startelf, die nicht zum Stamm der vormaligen | |
Zweitliga-Meistermannschaft gehört hatten: Verteidiger David Nemeth, | |
Stürmer Danel Sinani und Carlo Boukhalfa im Mittelfeld. Als es schon zu | |
spät war, kamen auch die Edelreservisten Andreas Albers und Maurides zu | |
Bundesligaminuten. Es lag nicht allein an ihnen, dass St. Pauli dem SV | |
Werder 0:2 unterlag, aber dem Spiel eine positive Wendung geben konnten sie | |
auch nicht. | |
Eine Misere von zehn verletzten oder gesperrten Spielern hatte das nötig | |
gemacht, und am Ende war die wenig überraschende Erkenntnis dieses aus | |
Hamburger Sicht enttäuschenden Abends, dass der FC St. Pauli in Person von | |
Trainer Alexander Blessin aus Zweitliga-Bankdrückern kein | |
wettbewerbsfähiges Team im Oberhaus machen kann: „Wir waren 60 Minuten | |
geistig nicht frisch genug, um mithalten zu können. Da war Bremen eine | |
Klasse besser. Wir müssen in jedem Spiel ans Maximum, um eine Chance zu | |
haben. Davon waren wir heute weit entfernt.“ | |
Der FC St. Pauli bleibt somit vor dem Jahres-Abschluss nächstes Wochenende | |
beim VfB Stuttgart bei elf Punkten hängen. Dass diese schmale Ausbeute | |
weitgehend gelassen hingenommen wird, liegt an gutem Erwartungsmanagement, | |
war der FC St. Pauli doch ohne große Verstärkungen in die erste | |
Bundesliga-Saison seit elf Jahren gegangen und musste zudem den Abgang | |
Marcel Hartels verkraften. Ein solch passsicherer, torgefährlicher Profi | |
fehlte nicht nur am Samstag, als der Ballvortrag der Paulianer bieder und | |
durchschaubar vonstattenging. | |
## Ordentlich | |
Alles in allem aber haben die Aufsteiger vom Millerntor eine ordentliche | |
Hinrunde hingelegt, die ja erst nach zwei Partien im Januar endet – nach | |
dem schwachen Start mit drei Niederlagen zeigte sich Blessins Elf [3][in | |
fast allen Spielen] wettbewerbsfähig. Gerade als der schnelle Elias Saad | |
noch dabei war, erfrischte St. Paulis mutiger Auftritt. Dann war das 0:3 | |
gegen Mainz Anfang Oktober nicht nur vom Ergebnis ein „Downer“, sondern | |
auch darüber hinaus, weil der Mainzer Kohr brutal und unnötig beim Stand | |
von 3:0 zehn Minuten vor Schluss Saad die Bänder durchtrat – und dafür nur | |
die Gelbe Karte sah. Ohne Saad und am Samstag auch ohne den gesperrten | |
Morgan Guilavogui entwickelt St. Pauli kaum Torgefahr: Elf Treffer in 14 | |
Partien sind die schwächste Ausbeute. | |
Also muss sich der FC auf die Abwehrreihe mit Hauke Wahl, Karol Mets und | |
Anführer Eric Smith verlassen; dahinter steht in Nikola Vasilj ja auch noch | |
ein ordentlicher Torwart. Das ist bei nur 19 Gegentreffern gelungen. Und | |
auch nach vorn gelingt manches gut; selbst gegen die Bayern (0:1) und bei | |
Leverkusen (1:2) gelangen Passagen von hinten heraus, ohne den Ball lang zu | |
schlagen. | |
Wie ein chancenloser Außenseiter in den ersten Pokalrunden hat Blessins St. | |
Pauli nie gespielt. Den gepflegten Fußball aus der zweiten Liga sieht man | |
auch eine Etage weiter oben durchaus, nur fehlt oft der Plan für das letzte | |
Drittel – oder die individuelle Qualität erlaubt nicht mehr als Schüsse auf | |
die Tribüne wie am Samstag. | |
„Es hilft, wenn die anderen nicht gewinnen“, sagt Wortführer [4][Johannes | |
Eggestein] dazu. Diese Konstellation führt dazu, dass St. Pauli selbst mit | |
nur drei Siegen aussichtsreicher dasteht als Holstein Kiel und der VfL | |
Bochum mit nur 3 Punkten. Der 16. Platz und mithin die Relegation dürfte | |
unter diesen Dreien ausgemacht werden. Sogar der rettende fünfzehnte Rang | |
bleibt in Sicht. | |
Auch im Winter wird sich der FC nicht in finanzielle Wagnisse stürzen, | |
dafür arbeitet der Geschäftsleiter Sport [5][Andreas Bornemann] viel zu um- | |
und vorsichtig. Trainer Blessin hat sich mit Forderungen nach | |
Wintertransfers zurückgehalten. Dabei hülfe es jedoch schon sehr, wenn | |
mittelfristig einige der Maladen zurückkehrten – damit die Stammelf wieder | |
stärker als mit Bankdrückern aus der zweiten Liga besetzt ist. | |
15 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Frank Heike | |
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