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# taz.de -- Professorin über aktivistische Lyrik: „Gedichte auf Social Media…
> Bei den „Poetry Debates“ im Hamburger Thalia-Theater geht es um aktuelle
> Lyrik – und wie sich mit ihr die Klimakrise behandeln lässt.
Bild: Poetry Slam findet manchmal auf der Bühne statt
taz: Frau Benthien, was ist „Poetry for Future“?
Claudia Benthien: Das ist der Titel einer Sammlung, die Samuel Kramer,
Spoken-Word-Künstler*in, herausgegeben hat. Sie nimmt Bezug auf die
weltweite Klimabewegung Fridays for Future. Im Grunde bedeutet es, dass
Lyrik sich mit der Klimakrise auseinandersetzt und dabei verschiedene
Formen von Aktivismus ausprobiert.
taz: Welche Formen?
Benthien: Es gibt heutzutage viele neue Formate, die zum Teil sehr populär
sind. Beispielsweise Poetry Slam oder Gedichte auf Social Media, die ein
größeres und zum Teil außerakademisches Publikum erreichen. Gerade jüngere
Lyriker*innen publizieren oft erst mal in den Sozialen Medien. Da
werden auch andere Typen von Gedichten präsentiert, die einfacher
zugänglich sind, zum Teil ein bisschen plakativer und provozierender.
taz: Ist es ein Trend, dass Texte provozierender werden?
Benthien: Lyrik hat sich sehr stark diversifiziert. Aber Lyrik ist nicht
allgemein provokant. Im Bereich der politischen Lyrik ist das aber ein
Phänomen, das man beobachten kann.
taz: In der Veranstaltung schauen Sie sich an, wie diese Lyrik als
aktivistische Praxis funktionieren kann.
Benthien: Genau. Poetry Slam steht im Kontext der sogenannten
Spoken-Word-Bewegung. Es sind Texte, die auf Bühnen vorgetragen werden.
Ursprünglich kommt das Format aus den USA. Die Bewegung enthielt von Beginn
an sehr viele kritische und gesellschaftspolitische und
interventionistische Impulse. Viele Leute, die da aufgetreten sind haben
zum Beispiel Black Rights angemahnt, feministische Positionen gestärkt oder
andere Minoritäten. Die politische Dimension gibt es gerade in dieser
mündlichen Lyriktradition daher schon lange. In den USA ist es gang und
gäbe, dass da sehr viel Aktivistisches vorgetragen wird in Form von
Anklagen und Vorschlägen, wie eine gerechtere bessere Welt entstehen
könnte. Das ist die Tradition, an die das hierzulande anknüpft.
taz: Was macht Lyrik aktivistisch?
Benthien: Aktivismus bedeutet eine Form der Adressierung der
Öffentlichkeit, auch zu handeln. Das ist nicht nur eine reflexive Form der
Auseinandersetzung, sondern man will das Bewusstsein verändern. Die
Gedichte sind anklagender und aufwühlender – man wird emotional adressiert.
Das passiert, indem Texte zum Beispiel viele Fragen enthalten oder Bilder
entwickeln, die einem klar machen, dass es so nicht weitergehen kann.
Manchmal funktioniert das auch über nüchterne Tatsachen, wie zum Beispiel
in einem Text von Samuel Kramer darüber, wie viele Spezies an einem Tag
vernichtet werden. Aktivismus ist nur ein ganz kleiner Bereich der Lyrik,
aber ein sehr interessanter.
taz: Mit dem heutigen Abend endet eine kleine Reihe, zumindest für das
laufende Jahr – was ist deren Anliegen?
Benthien: Die Veranstaltungsreihe heißt „Poetry Debates“. Unser Ziel ist
es, Wissenschaft und poetische Praxis ins Gespräch zu bringen. Am heutigen
Mittwochabend wird auch Samuel Kramer vor Ort sein als Vertreter:in des
poetischen Aktivismus; und Frieder von Ammon, Literaturwissenschaftler an
der Ludwig-Maximilians-Universität in München und Spezialist für
zeitgenössische Lyrik. Der Event ist geöffnet für das allgemeine Publikum
und es wird debattiert, erst auf dem Podium und dann mit allen Anwesenden!
4 Dec 2024
## AUTOREN
Franka Ferlemann
## TAGS
Poetry Slam
Lyrik
Aktivismus
Podiumsdiskussion
Schwerpunkt Klimaproteste
Thalia-Theater
Hamburg
Kultur in Berlin
Schwerpunkt Klimawandel
Kolumne Die Wahrheit
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