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# taz.de -- Proteste in Griechenland: Griechen streiken für Leben in Würde
> Für viele Protestierende reicht das Einkommen kaum zum Überleben. Das
> soll ein Generalstreik ändern.
Bild: Saisonfeuerwehrleute fordern höhere Löhne: Generalstreik in Athen am 20…
Athen taz | Ein 24-stündiger Generalstreik hat am Mittwoch das öffentliche
Leben in [1][Griechenland] weitläufig zum Erliegen gebracht. Dicht blieben
Ämter, Behörden sowie Schulen. Krankenhäuser boten bloß einen Notdienst an,
mit Haltetauen wurden die Passagier- und Autofähren an den Pollern im Kai
festgemacht. Metro, Busse und Bahnen streikten in den Stoßzeiten und fuhren
nur, um die Menschen zu den Demos zu bringen.
Zur Arbeitsniederlegung hatten die Dachgewerkschaft der Privatangestellten
und der Beamten sowie zahlreiche Berufsverbände aufgerufen. Während
Generalstreiks in den Krisenjahren in den Zehnerjahren sehr häufig
stattfanden, flauten sie seit der Pandemie ab. An den Protestkundgebungen
nahmen am Mittwochmittag in Athen, Thessaloniki und Patras wieder
Zehntausende teil.
In Sprechchören und auf Transparenten forderten sie sofortige reale
Lohnsteigerungen, die Ausweitung der Tarifverträge – sie decken nur 25
Prozent der Angestellten im Privatsektor ab –, einen Steuerfreibetrag für
Einkommen bis 12.000 Euro sowie die Besetzung Tausender vakanter Stellen in
Krankenhäusern und Schulen. „Um in Würde zu leben“, so das Motto der
Beamtengewerkschaft.
Das wird zu Füßen der Akropolis immer schwieriger. Besonders seit dem
Beginn des [2][rigorosen Sparkurses] in Athen im Frühjahr 2010, den die
Regierungen bis heute fortsetzen. Die Griechen leiden seit der
Beinahestaatspleite auf Geheiß der öffentlichen Gläubiger EU, EZB und IWF
unter den nominal gefallenen Löhnen und Gehältern. Das Konzept: Billige
Arbeit soll Griechenland wettbewerbsfähiger machen.
## Das Einkommen schrumpft
Das heißt konkret: Betrug 2010 das Jahresgehalt für einen Vollzeitjob im
Schnitt 20.722 Euro brutto, belief es sich 2023 auf 17.013 Euro brutto –
ein Minus von 3.709 Euro. Hellas ist im EU-Vergleich auf den drittletzten
Platz nur noch vor Ungarn (16.895 Euro) sowie Schlusslicht Bulgarien
(13.503 Euro) abgerutscht, die indes gewaltig aufgeholt haben. In Hellas
fiel das Einkommen – das gibt es in der EU sonst nirgendwo.
Dass die hiesigen Löhne und Gehälter seit 2020 brutto um kumuliert rund 14
Prozent gestiegen sind, reicht bei Weitem nicht aus. Denn die
Steuermehrbelastung ist zugleich angewachsen – wegen kalter Progression.
Wer einen Vollzeitjob hatte, hatte 2023 nach Abzug von Steuern und
Sozialabgaben im Schnitt 1.027 Euro netto im Monat in der Tasche. Ein
Viertel der Angestellten hat Teilzeitjobs. Sie müssen sich mit 425 Euro
netto begnügen.
Damit kommt man in Griechenland kaum über die Runden. Denn die hiesige
Inflation beläuft sich seit 2020 auf kumuliert knapp 20 Prozent. Die
Lebensmittel verteuerten sich seither um 32 Prozent, Wohnen ist fast 25
Prozent teurer. Unterm Strich hat dies zu einem massiven Reallohnverlust
geführt.
Griechenlands [3][konservativer Premier Kyriakos Mitsotakis] prahlt
allenthalben mit dem griechischen Wirtschaftswachstum von rund zwei
Prozent. Das Versprechen, wonach bis 2027 das hiesige Durchschnittsgehalt
auf 1.500 Euro pro Monat steigen werde, nimmt ihm am Peloponnes derweil
kaum einer ab.
20 Nov 2024
## LINKS
[1] /Griechenland/!t5007661
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[3] /Misstrauensvotum-in-Griechenland/!6001209
## AUTOREN
Ferry Batzoglou
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