| # taz.de -- Generalstreik in Griechenland: Griechen gehen wieder auf die Straße | |
| > Für viele Griechen reicht das Einkommen kaum zum Überleben. Mit einem | |
| > 24-stündigen Generalstreik wollen sie auf die Verarmung aufmerksam | |
| > machen. | |
| Bild: Demonstranten nehmen an einer Kundgebung während eines landesweiten 24-s… | |
| Athen taz | Wer am Mittwoch nach Athen fliegen wollte, musste leider | |
| vertröstet werden: In Griechenland hatten die Dachgewerkschaft der | |
| Privatangestellten GSEE sowie die Beamtengewerkschaft ADEDY dazu | |
| aufgerufen, im ganzen Land für 24 Stunden die Arbeit niederzulegen. Auch | |
| die Gewerkschaft der Fluglotsen machte beim Generalstreik mit. | |
| [1][Schon am 20. November hatte ein 24-stündiger Generalstreik das | |
| öffentliche Leben] in Griechenland weitläufig zum Erliegen gebracht. Davon | |
| betroffen waren auch diesmal Ämter, Behörden, Schulen und Krankenhäuser. | |
| Mit Haltetauen wurden die Passagier- und Autofähren an den Pollern am Kai | |
| festgemacht. Metro, Busse und Bahnen streikten in den Stoßzeiten. | |
| An den Protestkundgebungen nahmen am Mittwochmittag in Athen, Thessaloniki | |
| und Patras erneut Zehntausende teil. Unverändert forderten sie sofortige | |
| reale Lohnsteigerungen, die Ausweitung der Tarifverträge, die nur etwa ein | |
| Viertel der Angestellten im Privatsektor abdecken, sowie die | |
| Wiedereinführung des 13. und 14. Monatsgehalts für die Beamten. Der | |
| damalige Finanzminister Jannis Stournaras hatte sie 2012 abgeschafft, er | |
| ist ein glühender Verfechter des rigorosen Sparkurses in Athen während der | |
| für Hellas desaströsen Zehnerjahren. | |
| Stournaras, nunmehr Chef der Athener Notenbank (TTE), erteilte im Vorfeld | |
| des neuerlichen Generalstreiks der Wiedereinführung eine Absage. Dafür sei | |
| „kein Geld da“. Dass sich ausgerechnet die Notenbankangestellten unter | |
| Stournaras sehr wohl diese Extrabezüge gönnen, ärgert nicht nur die | |
| Gewerkschafter. Wie blanker Hohn klingt sein stures Nein zudem, nachdem die | |
| Regierung in Athen [2][ein Milliardenpaket zur griechischen Aufrüstung | |
| beschlossen hatte.] Der konservative Premier [3][Kyriakos Mitsotakis] hat | |
| Anfang April verkündet, 25 Milliarden Euro bis 2036 investieren zu wollen. | |
| ## Geld kommt nur bei den Reichen an | |
| In diesem Jahr geht TTE-Chef Stournaras derweil von einem | |
| Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent in Griechenland aus. Es ist ein Plus | |
| auf im EU-Vergleich weiter niedrigem Niveau und vor allem auf Pump: Ohne | |
| die üppigen EU-Gelder, die nach Athen fließen, stünde Mitsotakis ganz schön | |
| armselig da. Wie armselig, zeigt der Geldfluss: Im Siebenjahreszeitraum | |
| 2021 bis 2027 fließen EU-Mittel im Gesamtvolumen von 57,35 Milliarden Euro | |
| nach Athen – eine in Relation zur hiesigen Wirtschaftsleistung enorme | |
| Summe. | |
| Der Haken daran ist zudem, dass die Regierung Mitsotakis dafür sorgt, dass | |
| fast die gesamten Gelder aus dem Corona-Aufbaufonds nur an wenige | |
| Großunternehmen gehen. Die allermeisten Firmen, konkret Hunderttausende | |
| Kleinst-, Klein- und mittelgroße Betriebe, gehen völlig leer aus. Was | |
| bleibt, ist die weiterhin florierende, aber ansonsten anfällige Monokultur | |
| Tourismus sowie die Handelsschifffahrt, die steuerbefreit ist – und so die | |
| Reeder von Jahr zu Jahr immer reicher macht. | |
| Die unweigerliche Folge: Die meisten Menschen in Griechenland kommen kaum | |
| über die Runden. 2009 lag das hiesige Gehalt eines Vollzeitbeschäftigten im | |
| Schnitt noch bei monatlich 1.379 Euro brutto. Heute sind es knapp fünfzig | |
| Euro weniger. Dank steigender Inflation bleibt davon noch weniger über. Die | |
| hiesigen Preise sind seit 2020 um kumuliert 19 Prozent gestiegen, | |
| Lebensmittel sind gar 30 Prozent teurer. Laut Eurostat liegt die Kaufkraft | |
| der Griechen bei 70 Prozent des EU-Durchschnitts. Nur die Bulgaren liegen | |
| noch dahinter, holen aber auf. Für die Griechen, seit 1981 in der EU, ist | |
| dieser Niedergang eine Demütigung. | |
| 9 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ferry Batzoglou | |
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