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# taz.de -- Deutsche Handballerinnen vor der EM: Gegen die schwächeren Momente
> Bei der EM will das deutsche Team endlich einmal mit den Besten
> mithalten. Frische Kräfte könnten dabei helfen. Erster Gegner ist die
> Ukraine.
Bild: Von Kapitänin Emily Bölk, hier beim Wurf im Olympia-Viertelfinale gegen…
Es sind seit Jahren die gleichen Fragen, die die deutschen
Handballspielerinnen zu hören bekommen: Wann schafft ihr endlich den großen
Wurf? Wann erreicht ihr endlich das Halbfinale? Unabhängig von der
Besetzung auf der Trainerbank und im Spielerinnenkader müssen sich die
jeweiligen Jahrgänge dieser nervigen Fragen stellen, was auch daran liegt,
dass vor großen Turnieren häufig die Medaillenrunde als Ziel ausgegeben
wurde, ihr Erreichen aber misslang, weil die DHB-Sieben im Viertelfinale
oder der Hauptrunde ausschied.
Am Donnerstag saß Rechtsaußen Jenny Behrend am Spielort Innsbruck und
antwortete: „Wenn wir auf 100 Prozent Niveau spielen, können wir es
schaffen. Aber nur dann. Das ist uns bewusst und wir sind selbstbewusst
genug, dass wir diesmal die Großen schlagen können.“ Die letzte Medaille
holte der DHB 2007 – Kontinental-Bronze in Frankreich.
Für Behrend und ihre Kolleginnen geht es an diesem Freitag gegen die
Ukraine los bei der EM in Österreich, der Schweiz und Ungarn. Weitere
Gegnerinnen sind die Niederlande am Sonntag und Island zwei Tage später.
Die Spiele werden beim [1][Streamingsender sportdeutschland.tv live] und
kostenlos übertragen.
Behrend sagte: „Wir wollen mit einem Polster aus der Vorrunde kommen. Wenn
es uns gelingt, aus einer guten Abwehr schnelle Gegenstöße zu laufen, kann
es in diesem Turnier weit für uns gehen.“
## Ernsthafter, aber nicht erfolgreicher
Seit Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbundes, den
Frauenhandball zur Chefsache erklärt hat und Markus Gaugisch Cheftrainer
ist, ohne nebenbei eine Bundesligamannschaft zu coachen, wird der weibliche
Handball hierzulande zwar ernsthafter betrieben – aber nicht wesentlich
erfolgreicher.
Zwar sind unter Gaugisch Aufwärtstrends erkennbar – die Teilnahme an den
Olympischen Spielen in Paris vergangenen Sommer etwa [2][oder zuletzt der
sechste Platz bei der Weltmeisterschaft 2023] –, aber um bei der mit den
Niederlanden ausgetragenen Heim-WM im November 2025 den Titel zu gewinnen
und einen Boom auszulösen, fehlt ein gutes Stück: Norwegen, Frankreich,
Schweden und Dänemark sind deutlich überlegen. „Bei den Niederlagen gegen
sie waren nicht nur Klatschen dabei“, sagt Gaugisch, „aber sie sind uns in
der individuellen Qualität voraus.“ Auf die norwegischen Olympiasiegerinnen
und die talentierten und erfahrenen Däninnen werden die Deutschen in Wien
in der Hauptrunde treffen – nur die beiden Ersten der Gruppe erreichen das
Halbfinale, was Ausrutschen verbietet.
Wieder werden sich die Augen auf das Führungstrio [3][Emily Bölk], Xenia
Smits und Alina Grijseels richten. Sie bilden die Rückraumachse. Mit
reichlich Erfahrung versehen, sollten sie am ehesten Phasen von
Kopflosigkeit verhindern können; denn darum geht es: „Wir müssen sehen,
dass wir in schwächeren Momenten nicht zu tief fallen“, sagt Gaugisch, der
solche Minuten bei seinen bisher drei Turnieren erlebt hat und im
situativen Coaching nicht immer überzeugte.
Er wird in Sachen Kadermanagement mutiger sein müssen, um weit zu kommen –
denn bei den Olympischen Spielen und der WM wirkten Bölk und Grijseels
nicht durchgehend auf der Höhe. Von den Profis aus Budapest und Brest wird
viel erwartet, zu viel? Oft wirken sie überfordert, das Team auf ein
medaillenträchtiges Niveau zu hieven. Deswegen könnten in den Tagen von
Innsbruck und danach frische Kräfte helfen, die Deutschen ins Halbfinale zu
werfen. Eine von ihnen, Nieke Kühne, verletzte sich im Training leider so
schwer, dass sie ausfällt. Bleibt die 20-jährige Viola Leuchter, die als
wurfkräftige Linkshänderin ein Joker in Gaugischs Kartensatz sein könnte.
Auch die coole Annika Lott sollte als zweite Spielmacherin mehr Einsatzzeit
bekommen.
Im Team hinter dem Team hat sich der DHB professionalisiert. Erstmals ist
Managerin Anja Althaus als Bindeglied zwischen Gruppe und Stab dabei. Auch
der neue Sportvorstand Ingo Meckes hat die Reise in die Schweiz angetreten.
Er sagte am Donnerstag: „Aus meiner Sicht gab es Topergebnisse und gewisse
Einbrüche. Die Konstanz hat gefehlt. Aber das kann noch kommen, denn dieses
Team kann noch vier, fünf Jahre spielen und ist nicht am Ende der
Entwicklung.“
29 Nov 2024
## LINKS
[1] /TV-Rechte-an-der-Bundesliga/!6036595
[2] /Deutsche-Erfolge-bei-Handball-WM/!5975963
[3] /Handball-Nationalspielerin-Emily-Boelk/!5469078
## AUTOREN
Frank Heike
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