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# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Übersinnlicher Horror
> Wer sich gern erschrecken lässt, dem seien die Halloween-Specials in
> diversen Kinos empfohlen. Für sensiblere Naturen läuft noch „Alles steht
> Kopf 2“.
Bild: Szene aus „Carrie“ (USA 1976)
Es ist mal wieder Halloween, und da gestaltet sich das Kinoprogramm auch
ohne tiefgründige Überlegungen nahezu von selbst. Wie wäre es also ganz
schlicht und einfach mit „Halloween“, dem großen Horrorerfolg von Regisseur
John Carpenter aus dem Jahr 1978?
Wer sich im Kino gern erschrecken lässt, ist hier in jedem Fall an der
richtigen Adresse, denn Carpenter verstand das Filmhandwerk genau und
wusste in seinem Kino der Angst (und des knappen Budgets) die Mechanismen
der Furcht effektiv zu gestalten.
In der Geschichte um einen mörderischen Psychopathen mit Maske spielt das
Stilmittel der subjektiven Kamera geradezu eine Hauptrolle, denn auf diese
Weise wird dem Publikum bereits im Vorspann die Sicht des Killers
aufgenötigt – was im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder für
Schrecken und eine Atmosphäre latenter Bedrohung sorgt, aus der einen der
eigentliche Schock umso nachhaltiger überrumpelt.
Im Babylon Mitte gibt es „Halloween“ im Doppelprogramm mit Teil 2 der
langlebigen Filmreihe, dessen Handlung direkt an den Originalfilm anknüpft
(31.10., 20 Uhr, [1][Babylon Mitte]).
Dass der Killer in „Halloween“ vor allem sexuell aktiven Teenagern – was
soll man beim Babysitten auch sonst schon groß tun? – den Garaus macht,
findet seinen Vorläufer in dem Horrorthriller „Carrie“ (1976), der gerade
in einer neuen 4K-Abtastung als Wiederaufführung in die Kinos kommt.
Logischerweise an Halloween.
Die von Stephen King ersonnene und von Brian De Palma inszenierte
Geschichte um die von ihrer fanatisch religiösen Mutter gegängelte und von
ihren – natürlich promiskuitiven – Klassenkamerad:innen zum Gespött
gemachte Titelfigur, die sich schließlich dank telekinetischer Fähigkeiten
reichlich blutig an ihren Peinigern rächt, weiß in seiner effektiven
Mischung zu gefallen: übersinnlicher Horror, viel Blutvergießen und die
tolle Darstellung der verängstigten und irritierten Carrie durch Sissy
Spacek (31.10.-4.11., 20.15 Uhr, [2][Xenon], 31.10., 20 Uhr, 2.11., 22.15
Uhr, [3][Sputnik], 31.10., 23.35 Uhr, 3.11., 22.25 Uhr, 6.11., 12.50 Uhr,
[4][B-ware! Ladenkino]).
Genug vom Blutvergießen? Dann lieber einen Pixar-Animationsfilm ansehen, da
wird garantiert niemand gemeuchelt. Was nicht heißt, dass es nicht
dramatisch zugehen kann. In „Alles steht Kopf 2“ ist die Hauptfigur Riley
mittlerweile im Teenager-Alter angekommen.
Um Sex geht es da noch nicht, aber um richtig große Sorgen, wie man
möglichst cool herüberkommt und nicht peinlich wirkt. Also übernimmt in
Rileys Gehirn ein neues Gefühl das Kommando: Anxiety (in der deutschen
Fassung: Zweifel) bringt die altgedienten Emotionen Freude und Kummer
ziemlich aus der Fassung und stürzt sie in hektische und reichlich komische
Aktivitäten, um das ihrer Ansicht nach richtige (also: das vorherige)
Selbstbild Rileys wieder herzustellen.
Natürlich kommt das Spielfilmdebüt von Regisseur Kelsey Mann am Ende zu
einem ähnlichen Schluss wie schon Teil 1: Alle Emotionen sind gleichermaßen
wichtig und machen die Persönlichkeit eines Menschen überhaupt erst aus.
Eine weise Einsicht – lustig und originell verpackt (31.10., 10.45 Uhr, 11
Uhr (OmU), 1.11., 12.45 Uhr, 13 Uhr (OmU), 3.11., 13 Uhr (OmU), [5][Kino
Hackesche Höfe]).
31 Oct 2024
## LINKS
[1] https://babylonberlin.eu/film/7672-halloween-double-feature
[2] https://www.xenon-kino.de/styled/styled-32/styled-1043/index.html
[3] https://www.sputnik-kino.com/program/movie/3216
[4] https://ladenkino.de/
[5] https://www.hoefekino.de/filme/alles-steht-kopf-2-37753/
## AUTOREN
Lars Penning
## TAGS
taz Plan
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