# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Die Bewahrung bewegter Bilder | |
> Die Deutsche Kinemathek feiert das letzte Filmerbe-Festival vor dem | |
> Umzug, das Filmmuseum Potsdam begeht den ersten Welttag des | |
> audiovisuellen Erbes. | |
Bild: „I Know Where I’m Going“ (1945), Regie: Michael Powell und Emeric P… | |
Wie das Kino Arsenal und die Filmhochschule dffb wird auch die Deutsche | |
Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen das Sony-Areal am Potsdamer | |
Platz aufgrund eines auslaufenden Mietvertrags verlassen. Ende Oktober | |
schließt die ständige Ausstellung des Museums – wer sie noch besuchen | |
möchte, kann dies zurzeit bei freiem Eintritt tun. | |
Ab Januar geht es dann – als Zwischenlösung bis zu einem geplanten Neubau – | |
im E-Werk in der Mauerstraße weiter: Bibliothek, Archive und Sammlungen | |
sollen ab März wieder zugänglich sein, für Herbst 2025 ist die erste | |
Ausstellung am neuen Ort vorgesehen. Das größte Problem des bisherigen | |
Museums war ja die bedauerliche Tatsache, dass es kein Kino gab, in dem die | |
filmhistorische Arbeit der Institution überhaupt hätte präsentiert werden | |
können – man konnte dafür höchstens das Kino Arsenal mieten. Das soll sich | |
bereits am Standort E-Werk ändern. | |
Zum letzten Mal findet also auch „Film Restored – Das Filmerbe-Festival“ | |
(in seiner mittlerweile achten Ausgabe) im Arsenal statt, jenes von der | |
Kinemathek veranstaltetes Festival, das sich mit Filmvorführungen, | |
Vorträgen, Werkstattberichten und Podiumsdiskussionen Fragen der | |
Archivierung und (digitalen) Restaurierung von Filmen widmet. | |
Gespannt sein darf man beispielsweise auf die vom British Film Institute | |
vorgenommene 4k-Restaurierung von „I Know Where I’m Going“ (1945), einem | |
der schönsten – wenngleich nicht so berühmten – Filme des britischen | |
Regie/Autoren-Duos Michael Powell und Emeric Pressburger. | |
Die Geschichte einer jungen Frau, die eine Reise zu den Hebriden antritt, | |
um dort einen wohlhabenden Industriellen zu ehelichen, dann aber durch | |
einen Sturm auf einer Nachbarinsel festgehalten wird und sich in der | |
Zwischenzeit mit dem Lebensgefühl der Insulaner anfreundet, denen Reichtum | |
nichts bedeutet, ist mit fantastischem Gespür für die raue Landschaft sowie | |
viel Sinn für Humor und eine überhaupt nicht schwurbelige Mystik in Szene | |
gesetzt. Robin Baker vom British Film Institute wird eine Einführung halten | |
(27.10., 19 Uhr, [1][Kino Arsenal]). | |
Dazu passend wird am 27. Oktober der von der UNESCO ausgerufene Welttag des | |
audiovisuellen Erbes begangen; auch hier steht die Idee der weltweit | |
notwendigen Bewahrung bewegter Bilder im Mittelpunkt. Das Filmmuseum | |
Potsdam begeht den Tag unter anderem mit der Vorführung der 1954 in der | |
Bundesrepublik entstandenen Erich-Kästner-Verfilmung „[2][Die verschwundene | |
Miniatur]“, für die der Schriftsteller auch das Drehbuch schrieb. | |
Den Roman hatte Kästner bereits 1935 verfasst, die humorvolle | |
Verwechslungsgeschichte um einen unbedarften Metzger, der in Kopenhagen in | |
Geschehnisse rund um den Transport (und den geplanten Diebstahl) eines | |
wertvollen Miniaturgemäldes verwickelt wird, gilt allgemein als | |
unpolitisch. | |
Näher beleuchten wird dies die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula | |
von Keitz im Gespräch nach der Filmvorführung, und auch Regisseur Dominik | |
Graf, der sich in seinem Dokumentarfilm „[3][Jeder schreibt für sich | |
allein]“ (2023) mit der Situation und dem Verhalten deutscher | |
Schriftsteller in der Naziära beschäftigt hat, wird per Zoomkonferenz | |
zugeschaltet sein. Grafs Film ist dann in der anschließenden Vorstellung zu | |
sehen, der Regisseur hält eine Einführung („Die verschwundene Miniatur“, | |
27.10., 16 Uhr; „Jeder schreibt für sich allein“, 27.10., 19 Uhr, | |
[4][Filmmuseum Potsdam]). | |
Kontrastprogramm, aber auch unbedingt bewahrenswert: Das Lichtblick Kino | |
präsentiert in einem Geburtstagsspecial Filme von Christoph Schlingensief | |
mit Udo Kier wie etwa „100 Jahre Adolf Hitler“, der letztgültig darüber | |
aufklärt, was wirklich in den letzten Tagen im Führerbunker geschah, sowie | |
„Tod eines Weltstars. Portrait Udo Kier“, das etwas andere Porträt des | |
Schauspielers mit Weltgeltung, der dieser Tage übrigens 80 Jahre alt wurde | |
und sich bester Gesundheit erfreut (27.10., 18.15 Uhr, [5][Lichtblick | |
Kino]). | |
24 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmvorfuehrung/i-know-where-im-going-42… | |
[2] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=e5ce883e424a166e7552001c3254… | |
[3] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=e7616940424a166e7752001c3254… | |
[4] https://www.filmmuseum-potsdam.de/ | |
[5] https://lichtblick-kino.org/reihe/schlingensief-kier-geburtstags-special-20… | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
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