# taz.de -- Chinesische E-Autos zu Dumpingpreisen: EU macht Ernst mit Extrazöl… | |
> Seit Mitternacht werden zusätzliche Abgaben fällig, wenn in China | |
> produzierte E-Autos in die EU eingeführt werden. Beide Seiten verhandeln | |
> weiter. | |
Bild: Neue E-Autos des chinesischen Herstellers BYD: Der Export in die EU koste… | |
Brüssel dpa | Trotz Widerstand aus Deutschland sind die EU-Zusatzzölle auf | |
die Einfuhr von Elektroautos von China um Mitternacht in Kraft getreten. | |
Die Extra-Abgaben sollen für fünf Jahre gelten. Die EU-Kommission hatte am | |
Dienstag eine entsprechende Verordnung beschlossen. | |
Zuvor hatte Anfang des Monats eine [1][ausreichend große Mehrheit der | |
EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt]. Deutschland votierte aus Sorge vor | |
einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen | |
deutsche Hersteller dagegen. | |
Aus Sicht der Europäischen Kommission sind die Ausgleichszölle notwendig, | |
um langfristig die Zukunft der Autoindustrie in der EU zu sichern. Sie kam | |
bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass chinesische Hersteller von | |
unfairen Subventionen profitieren, die ihnen einen erheblichen Vorteil auf | |
dem europäischen Markt verschaffen. | |
Demnach können chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent | |
günstiger angeboten werden als in der EU hergestellte Modelle. Bereits im | |
Juli hatte die EU-Kommission deswegen [2][vorläufige Ausfuhrzölle | |
eingeführt]. | |
## Höchstsatz von 35,3 Prozent | |
Verhandlungen über eine mögliche einvernehmliche Lösung des Handelsstreits | |
blieben bis zuletzt erfolglos. Als eine Option wird gesehen, dass | |
E-Auto-Händler Preisverpflichtungen eingehen und damit die Zölle abwenden | |
können. Auf technischer Ebene liefen die Verhandlungen auch nach der | |
Entscheidung für die Ausgleichsabgaben weiter, hieß es aus der Kommission. | |
Für E-Autos des Herstellers BYD gilt künftig eine Extra-Abgabe in Höhe von | |
17,0 Prozent, wie aus der Verordnung hervorgeht. Für Elektrofahrzeuge des | |
Produzenten Geely sind demnach 18,8 Prozent fällig. Der Höchstsatz beträgt | |
35,3 Prozent. | |
Die unternehmensspezifischen Zollsätze wurden der EU-Kommission zufolge auf | |
Grundlage der von ihr durchgeführten Untersuchung festgesetzt und sollen | |
die individuelle Lage der Firmen spiegeln. Die Zölle kommen auf einen | |
bereits bestehenden Zollsatz von 10 Prozent hinzu. | |
Für die deutsche Industrie [3][ist der Handelsstreit ein großes Thema], | |
weil China der größte Automarkt der Welt ist und Unternehmen um einen ihrer | |
wichtigsten Absatzmärkte fürchten. Deutsche Firmen wie VW, Mercedes und BMW | |
produzieren dort nicht nur Wagen speziell für den chinesischen Markt, | |
sondern auch für den Export. | |
Der Verband der Automobilindustrie mahnte, durch die Zölle wachse nicht nur | |
das Risiko eines beiderseitigen Handelskonflikts weiter an, sondern die | |
Fahrzeuge würden sich auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher | |
verteuern. Außerdem werde der Ausbau der Elektromobilität und damit das | |
Erreichen der Klimaziele in einer „besonders kritischen Phase“ ausgebremst, | |
sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. | |
Auch der Automobilclub ADAC befürchtete Gegenreaktionen aus China mit | |
negativen Folgen für Verbraucher. „Für den Hochlauf der Elektromobilität | |
ist eine große Angebotsvielfalt auf dem Automobilmarkt, unabhängig von der | |
Herkunft, wichtig“, sagte eine Sprecherin der dpa. Strafzölle könnten | |
dagegen dafür sorgen, dass einige Modelle vom Markt verschwinden. | |
In Brüssel wiederum gibt es die Einschätzung, diese Position sei vor allem | |
von Top-Managern der Autobauer geprägt. Ihnen wird vorgeworfen, vor allem | |
kurz- und mittelfristig gute Zahlen erreichen zu wollen und nicht so sehr | |
das langfristige Überleben der Autoindustrie im Blick zu haben. | |
Wie China auf die endgültige Einfuhr der Zölle reagieren wird, ist noch | |
unklar. Die Regierung in Peking wirft der EU Protektionismus vor und drohte | |
in der Vergangenheit vor allem mit höheren Zöllen bei der Einfuhr von | |
Verbrennern mit großem Hubraum aus der EU in die Volksrepublik. Davon wären | |
besonders deutsche Autobauer betroffen. | |
Als mögliche Vergeltungsmaßnahmen begann China zudem, Zusatzabgaben auf den | |
Import von Schweinefleisch und Milchprodukten zu prüfen. Eine Untersuchung | |
gegen Branntwein, die hauptsächlich französische Hersteller trifft, führte | |
bereits zu vorläufigen Maßnahmen. Firmen, die diesen nach China | |
importieren, müssen eine Kaution in Höhe von 30,6 Prozent bis 39 Prozent | |
des Warenwerts beim chinesischen Zoll hinterlegen. | |
Die Zusatzzölle treffen nicht nur chinesische Marken wie BYD oder Geely, | |
sondern auch deutsche Hersteller. Die Maßnahme richtet sich nämlich nicht | |
ausschließlich gegen chinesische E-Autos, sondern gegen in China | |
hergestellte Fahrzeuge. Deutsche Firmen wie VW, Mercedes und BMW | |
produzieren dort nicht nur Wagen speziell für den chinesischen Markt, | |
sondern auch für den Export. Die Hersteller befürworten die Zölle nicht und | |
fürchten ihrerseits Gegenmaßnahmen Chinas. | |
30 Oct 2024 | |
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