# taz.de -- Comedy-Serie „BFF – Best Family Forever“: Viele verschiedene … | |
> Die ZDF-Neo-Serie „BFF – Best Family Forever“ thematisiert Co-Parenting | |
> auf unterhaltsame wie reflektierte Weise. Warum ihr das so gut gelingt. | |
Bild: Nikita (Karmela Shako, l.) bereitet sich aufs Stillen vor, Freundin Lena … | |
Lena (Anna Schimrigk) und Nikita (Karmela Shako) sind unzertrennlich. | |
Langzeitjurastudentin Lena wird schwanger, als Nikita, [1][deren | |
Kinderwunsch] groß ist, von der Unmöglichkeit einer natürlichen | |
Schwangerschaft bei sich selbst erfährt. Frisch getrennt und kinderlos, | |
findet sie sich am emotionalen Abgrund wieder. | |
Nach dem ersten Schock zählt Lena eins und eins zusammen: Wenn sie mit | |
ihrer besten Freundin Nikita alles teilen kann, und die gemeinsame | |
Freundschaft jede Liebe überdauert hat – warum nicht zusammen [2][ein Kind | |
großziehen]? Diese Frage beantwortet „BFF – Best Family Forever“ in acht | |
kurzweiligen Folgen. | |
Das Regenbogen-Elterncafé wird zum Aushandlungsort verschiedener | |
Co-Parenting-Modelle: Im Gesprächskreis sitzen neben Lena und Nikita Flo | |
und Raúl, ein Paar, das mit der gemeinsamen Freundin Juli ein Kind | |
erwartet, und Milan, der der großen Liebe nicht traut und pragmatisch für | |
die Erfüllung seines Kinderwunsches eine Co-Mutter sucht. | |
Hier werden Probleme diskutiert, die außerhalb vom klassischen | |
[3][Mutter-Vater-Kind-Modell] auftreten können: Flo und Raúl stürzt es in | |
Verlustängste, als Juli wieder mit ihrem Ex-Freund zusammenkommt und sie | |
ihre eigene Rolle in der Elternschaft infrage gestellt sehen. | |
Ähnliche Sorgen plagen auch Nikita: Könnte sie ersetzt werden, sobald ein | |
„echter Vater“ in Lenas Leben tritt? Können solche Abbiegungen des | |
Schicksals vertraglich geregelt werden? | |
Besonders thematisiert wird die romantische Paarbeziehung als bedrohliche | |
Blaupause von Co-Parenting. Das gelingt differenziert – die Headautorinnen | |
Nina Rathke und Anna Schimrigk vermeiden eine Idealisierung von | |
Co-Parenting: Lena und Nikita können als Freundinnen sachlicher über so | |
manche Erziehungsfragen reden als ein romantisches Paar. | |
## Sehnsucht nach Verlässlichkeit ohne Drama | |
Das ist als mitunter sehr witzige Kontrastfolie von Flo und Raúl | |
dargestellt, das nebenbei noch Eifersüchteleien und Beziehungsstress | |
navigieren muss. Freundschaften können, bei all ihren Herausforderungen und | |
Emotionen, im Gegensatz zu Liebesbeziehungen eine gemäßigtere | |
Beständigkeit, eine verlässlichere Kontinuität bieten – es geht nicht immer | |
ums große Ganze, das Schreckgespenst der Trennung schwebt nicht in | |
anstrengenden Schwangerschaftsnächten und ersten Babymonaten mit im Raum. | |
Gleichzeitig kann Nikita als Lenas verlässliche Begleiterin, Tee und | |
Gemüsepfannen kochend, natürlich nicht ersetzen, was Lena Milan gegenüber | |
empfindet, wenn sie seine Blicke im Regenbogen-Café bemerkt. Oder Tamer | |
gegenüber, wenn sie ihn auf Universitätsfluren sieht und weiß, dass er für | |
die Überraschung in ihrem Bauch verantwortlich ist. | |
Diese Gleichzeitigkeit der Sehnsucht nach Verlässlichkeit ohne Drama, wohl | |
das wertvollste Geschenk von Freundschaft, und der Schwierigkeit, wenn die | |
romantische Liebe doch an einem unschuldigen Dienstag ungeplant ins Leben | |
platzt, zeigt „BFF“ gelungen. Auch das Emanzipieren von Fehlern der eigenen | |
Eltern, ungewollte Kinderlosigkeit und den sexistischen Mythos vom | |
perfekten Lebenslauf, für den ein Kind nur eine Karriereunterbrechung | |
darstellt. | |
Unterlegt mit feministischem Hip-Hop und stets witzig, nie didaktisch, wird | |
„BFF“ zu einer originellen Stimme in Debatten rund um postkernfamiliäre | |
Elternschaftskonzepte. „Nikita, du bist mein Happy End“, sagt Lena und | |
behält recht: Es gibt viele Arten von Happy End. Die Schwierigkeit ist nur, | |
sich für eines zu entscheiden. | |
28 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Marie-Sofia Trautmann | |
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