# taz.de -- Wechseljahre als Thema im Bundestag: Ein Antrag für neun Millionen… | |
> Die Union im Bundestag fordert eine „Menopausen-Strategie“, | |
> Ampelpolitikerinnen zeigen sich zumindest offen. Was soll sich ändern? | |
Bild: Konstant schlecht: das mangelnde Bewusstsein für die Menopause | |
BERLIN taz | Stimmungsschwankungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, | |
Osteoporose und Herz-Kreislauf-Probleme: Das sind nur einige der | |
Beschwerden, die im Zusammenhang mit der Menopause auftreten können. Häufig | |
diagnostizieren Ärzte einzelne Krankheiten bei Frauen falsch, etwa | |
depressive Symptome als „Burnout“. „Viele Frauen erleben zudem, dass das, | |
was sie beschreiben, [1][heruntergespielt wird]“, sagt Emmi Zeulner, | |
Berichterstatterin für Frauengesundheit der Unionsfraktion im Bundestag. | |
Zeulner bringt deshalb einen Antrag in den Bundestag ein, den ihre Fraktion | |
bereits einstimmig beschlossen hat: Geschaffen werden soll ein | |
„gesamtgesellschaftliches Bewusstsein für die [2][Wechseljahre] der Frau“. | |
Und erarbeitet werden soll eine „nationale Menopausen-Strategie nach | |
internationalem Vorbild“. Der Antrag wird am Freitag im Plenum debattiert. | |
Die Menopause markiert die letzte Menstruation der Frau, in westlichen | |
Ländern tritt sie durchschnittlich im Alter von 51 bis 52 Jahren ein. Die | |
Jahre davor, die Perimenopause oder Wechseljahre, erstrecken sich im | |
Schnitt über sieben Jahre, bei frühem Beginn sogar bis zu elf Jahren. | |
Derzeit befinden sich allein in Deutschland rund neun Millionen Frauen in | |
den Wechseljahren. Im Jahr 2030 wird etwa ein Viertel der weiblichen | |
Weltbevölkerung betroffen sein. | |
Doch wie so oft in der Frauengesundheit „klafft eine Lücke an Forschung“, | |
Programmen und Geldern, heißt es im Antrag der Unionsfraktion. Das hat | |
Folgen: Im [3][Medizinstudium] ist das Thema nicht angemessen verortet, und | |
Gynäkologen erhalten für Beratung kaum Honorare: Pro Quartal sind gerade | |
einmal 17,54 Euro vorgesehen. Mehr als die Hälfte der Befragten einer | |
aktuellen Umfrage bewerten die Aufklärung über Wechseljahre entsprechend | |
als schlecht oder sehr schlecht. | |
Bei alldem müsse es zu „fundamentalen Veränderungen kommen“, sagt Zeulner: | |
Endokrinologische, also hormonwissenschaftliche Inhalte, sollten in der | |
Facharztausbildung vertieft werden. Separate Abrechnungsziffern für | |
Beratungen seien nötig. Und vor allem braucht es einen „neuen Blick auf | |
effektive Behandlungsmöglichkeiten“. | |
Auch am Arbeitsplatz fordert Zeulner Verbesserungen: „Frauen brauchen die | |
Unterstützung ihrer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber“, heißt es im Antrag. | |
„Zum Beispiel durch Anpassung der Arbeitsbedingungen, flexible | |
Arbeitszeiten oder Zugang zu Ruheräumen“. In Großbritannien etwa lassen | |
sich Arbeitgeber explizit als „menopause friendly“ zertifizieren. | |
Die erste bundesweite Befragung von Frauen über Wechseljahresbeschwerden | |
2023 zeigt das Ausmaß des hiesigen Problems: 10 Prozent der Befragten mit | |
Beschwerden wollen früher in Rente gehen oder sind es bereits. Bei den | |
Befragten, die älter als 55 Jahre waren, wollten sogar fast 20 Prozent der | |
Frauen früher in Rente. | |
## Gelingt die Zusammenarbeit? | |
Sie habe „den Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen angeboten, | |
einen gemeinsamen Antrag parteiübergreifend einzubringen“, um eine Chance | |
auf Umsetzung zu haben, sagt Zeulner. „Das Thema betrifft alle Frauen. Da | |
müssten wir es doch hinkriegen, zusammenzuarbeiten.“ Bisher habe die | |
CSU-Politikerin allerdings „keine Bereitschaft“ wahrnehmen können. | |
Heike Engelhardt von der SPD-Fraktion sagte der taz, sie sei „jederzeit für | |
Zusammenarbeit mit den demokratischen Fraktionen zu haben“ und lade die | |
Union ein, „uns bei den kommenden Vorhaben zu unterstützen.“ Saskia | |
Weishaupt, Obfrau der Grünen im Gesundheitsausschuss, sagte der taz: „Es | |
ist gut, dass sich das Parlament mit frauenspezifischen Themen befasst.“ | |
Nach der Debatte werde sich zeigen, „inwiefern gemeinsam an einer | |
Initiative zu diesem Thema gearbeitet werden kann“. | |
16 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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