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# taz.de -- Uber verwirrt mit Werbung: Ein Fähnchen im Winde
> Auf dem Uber-Platz hängen Fahnen auf denen „Willkommen“ in verschiedenen
> Sprachen steht. Es gibt jedoch bei zwei der Fahnen Fehler in der
> Übersetzung.
Bild: Sieben Fahnen hängen am Uber-Platz-Gebäude, zwei davon bedeuten Empfang…
Berlin taz | Mittags bei Sonnenschein [1][ist der Uber-Platz] ein einziges
Lichtermeer. Die Betonfläche vor der gleichnamigen Arena liegt am Mittwoch
im gleißenden Herbstlicht, kreischrosa blinken die acht digitalen
Werbesäulen, die die kommenden Acts der Uber Music Hall ankündigen.
Touristen sitzen auf den Sonnenplätzen der Trend-Gastronomen bei
überteuerten Schnellgerichten.
In der Mildred-Hamack-Straße hinter dem Platz ist es schattig und ruhig,
kein Mensch weit und breit. Zum Glück, möchte man meinen, so fällt die
Peinlichkeit weniger auf. An der Rückseite des UCI-Kinos hat Uber zur
Werbung für den recht neuen Uber-Platz Fahnen aufgehängt, die in mehreren
Sprachen sagen: Bienvenidos, Velkommen, Bem-vindo, Welcome, Willkommen.
Zwei Fahnen stechen heraus: Eine verkündet „Recibimiento“, was wie
Bienvenidos ebenfalls Spanisch ist, aber laut Online-Übersetzer „Empfang“
bedeutet. Die siebte Fahne verkündet „Karşılama“ – was aber auch nicht
„Willkommen“, sondern wieder „Empfang“ heißt, diesmal auf Türkisch.
Das alles wirft Fragen auf. Warum zweimal Spanisch, aber kein Arabisch,
Russisch, Ukrainisch, Polnisch oder Französisch? Und vor allem: Wie kann es
sein, dass Uber in einer Stadt wie Berlin, wo die türkische Community seit
über sechs Jahrzehnten fest verankert ist, mit schlechtem Türkisch punkten
will? Eine Stadt, in der jeder vierte Einwohner eine Migrationsgeschichte
hat, und in der die türkische Kultur zum Alltag gehört. Hat der
Weltkonzern, der auf seiner Webseite wortreich damit wirbt, Vielfalt in
seiner Unternehmenskultur zu pflegen, keine Mitarbeiter, die wissen, dass
Willkommen auf Türkisch Hoşgeldiniz heißt?
Die Pressestelle von Uber erklärt auf taz-Anfrage, man habe die Wortauswahl
„sorgfältig geprüft und „Karşılama“ als adäquates Äquivalent zum de…
„Willkommen“ ausgewählt, da es eben diese Wortbedeutung trägt und auch so
von vielen anderen gebraucht wird“.
## „Karşılama“ heißt Empfang und nicht Willkommen
Das sehen viele anders, in den sozialen Netzwerken [2][gibt es Empörung].
[3][Ezhel], ein bekannter türkischer Rapper aus Ankara, der in Berlin lebt,
spricht von Respektlosigkeit. „[4][Neben dem alltäglichen Rassismus, den
viele von uns erleben, ist dieser Fehler besonders enttäuschend“], schreibt
er auf Instagram. Der Kommentar sticht heraus, weil er nicht nur von einem
sprachlichen Fauxpas spricht, sondern davon, dass dieser kleine Fehler Teil
eines größeren Problems ist. Es ist die Ignoranz gegenüber einer Kultur,
die allzu oft als „anders“ abgestempelt wird, obwohl sie seit Generationen
Teil dieser Gesellschaft ist. Andere Stimmen auf Instagram pflichten ihm
bei: „Seit 60 Jahren sind wir hier und ihr kriegt es nicht hin, ein
einziges Wort richtig zu übersetzen? Integriert ihr euch doch mal!“,
schreibt ein User.
Vielleicht hatte Uber gute Absichten, aber in einer Welt, in der
Übersetzungstools nur einen Klick entfernt sind, ist es schwer, diesen
Fehler als reinen Zufall abzutun. Der Verdacht auf Ignoranz liegt nahe.
Worte haben Bedeutung, gerade Begrüßungsworte sind oft der erste Schritt zu
einer Annäherung. Wenn dieser Schritt gleich stolpert, was sagt das über
die Absicht?
23 Oct 2024
## LINKS
[1] /Mehrzweckhalle-in-Berlin-umbenannt/!5984202
[2] https://www.instagram.com/p/DBZD6tuC5c_/?img_index=1
[3] /Interview-mit-dem-Rapper-Ezhel/!5583755
[4] /Tag-der-Deutschen-Einheit/!6040372
## AUTOREN
Derya Türkmen
Susanne Memarnia
## TAGS
Türkische Gemeinde
Willkommenskultur
Diaspora
Diaspora
Uber
Rap
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