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# taz.de -- Pressefreiheit in Guatemala: Freilassung eines Unbequemen
> Investigativ-Journalist José Rubén Zamora darf nach über 800 Tagen in
> Isolationshaft das Gefängnis in Guatemala verlassen. Er steht unter
> Hausarrest.
Bild: Eine Umarmung für Jose Ruben Zamora Marroquin, Gründer der nicht mehr e…
Hamburg taz | 813 Tage lang saß der [1][guatemaltekische] Journalist José
Rubén Zamora im Militärgefägnis Mariscal Zavala fest. Am 29. Juli 2022
hatte ein Spezialkommando der Polizei das Haus des Gründers der
investigativen Tageszeitung elPeriódico gestürmt und Zamora unter dem
Vorwurf der Geldwäsche abgeführt. Am vergangenen Samstag wurde er aus der
Untersuchungshaft entlassen und in den Hausarrest verlegt.
Sein Sohn José Carlos Zamora ist froh über die Entlassung. „Das ist ein
Etappensieg, allerdings nicht mehr. Angesichts der juristischen
Unsicherheit in Guatemala wird es dauern bis mein Vater endlich seine
Unschuld beweisen kann und die Gerichte sie auch anerkennen“, sagt Zamora.
Er lebt in den USA und trat am Montag in London gemeinsam mit Reporter ohne
Grenzen vor die Presse und mahnte, dass es durchaus zu einer neuerlichen
Inhaftierung seines Vaters kommen könne.
Das hält auch Julia Corado, ehemaliger Redaktionsleiterin von elPeriódico
und lange Jahre rechte Hand von José Rubén Zamora für denkbar. „Erst vorige
Woche hat die Staatsanwaltschaft ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet
– wieder mit fingierten Belegen“, sagt die Journalistin aus ihrem
mittelamerikanischen Exil.
## Vorwurf der Geldwäsche
Solange die kriminelle Zelle an der Spitze der Justiz weiter agieren könne,
sei mit einem Freispruch für Zamora nicht zu rechnen, sagt sie. Diese
Einschätzung teilt auch José Rubén Zamora selbst, der überaus umsichtig und
ruhig auftritt. Schon in der Zelle hatte er die Unterlagen, die seine
Unschuld im Verfahren wegen Geldwäsche lückenlos belegen, immer griffbereit
auf der oberen Matratze des Etagenbettes deponiert.
Das wird der 67-jährige investigative Journalist im eigenen Haus kaum
geändert haben – zu genau weiß er, dass er auf alles vorbereitet sein muss.
Das ist in Guatemala ein offenes Geheimnis und wird noch belegt durch die
Tatsache, dass sich mit der Vereidigung von Präsident Bernardo Arévalo
nichts Grundlegendes geändert hat.
Der Präsident sucht auch zehn Monate nach seinem Amtsantritt noch nach den
Instrumenten, mit denen er die korrupte Generalstaatsanwältin María
Consuelo Porras, die oberste Strippenzieherin in der Justiz, loswerden
kann. Das ist alles andere als einfach, weil die Justiz unabhängig ist und
weil das Verfassungsgericht auf der Seite der umtriebigen
Generalstaatsanwältin steht.
Diese Verhältnisse sorgen für den bitteren Beigeschmack der Freilassung von
José Rubén Zamora, der auf Weisung eines Richters freikam, der schlicht
festgestellt hatte, dass die maximale Zeit für Untersuchungshaft
verstrichen sei. Folgerichtig schickte er ihn in den Hausarrest.
## Freispruch unwahrscheinlich
„Das musste so kommen, es war eine Frage der Zeit, aber natürlich hat es
immensen symbolischen Charakter“, meint der Jurist Michael Mörth und
verweist auf die positiven Reaktion innerhalb und außerhalb Guatemalas. Der
in Guatemala lebende Mörth ist jedoch skeptisch, ob es in absehbarer Zeit
zum Freispruch für den investigativen Journalisten kommen wird.
„Zamora ist ein Unbequemer, der immer wieder die Korruption im staatlichen
Apparat aufgedeckt hat und sich folgerichtig viele Feinde gemacht hat.“ Nun
laufen aber noch zwei weitere Ermittlungsverfahren, die den Mann mit dem
weißen buschigen Schnauzer erneut ins Gefängnis bringen könnten. Immerhin
ist Zamora auch darauf vorbereitet.
22 Oct 2024
## LINKS
[1] /Guatemala/!t5008651
## AUTOREN
Knut Henkel
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