| # taz.de -- Peta-Protest mit Sarah Connor in Berlin: Sich einmal so wie ein Orc… | |
| > Bei einer Aktion macht Sarah Connor gemeinsame Sache mit der | |
| > Tierschutzorganisation Peta. Die Sängerin fordert vor einem Reisebüro: | |
| > „Lasst mich frei!“ | |
| Bild: Ein Orca braucht auch viel Platz im Wasser | |
| Berlin taz | Auf dem trostlosen Asphalt von Berlin-Mitte steht ein Aquarium | |
| wie ein gläsernes Gefängnis, in das sich in einem verzweifelten Akt Sarah | |
| Connor zwängt. Mit panischen Bewegungen dreht sie sich in endlosen, | |
| qualvollen Kreisen, während die kalten Glaswände sie immer wieder gnadenlos | |
| zurückschleudern. Die Enge wird erdrückend, und ihre Kräfte schwinden | |
| zusehends. Als sie entlassen wird, taumelt sie, zitternd und durchnässt, | |
| zurück auf die Straße – gebrochen, als hätte sie selbst die Qualen eines | |
| eingeengten Orcas durchlebt. | |
| In etwa so hätte man sich doch die PR-Inszenierung von Peta vorstellen | |
| müssen, nach der spektakulären Ankündigung für die Protestaktion [1][mit | |
| der Sängerin]: „Peta sperrt Sarah Connor in Aquarium ein!“ Denn die | |
| Tierschutzorganisation beherrscht die Gefühlsklaviatur meisterhaft: | |
| schockierende Bilder, gezielte Provokationen, maximale Aufmerksamkeit! Das | |
| Ziel? Die abgebrühte Menschheit für das Leid der Tiere zu sensibilisieren. | |
| Das sollte auch am Dienstag der Fall sein, als sie gegen den Reiseanbieter | |
| TUI protestierte, der Eintrittskarten in Meereszoos verkauft, in denen | |
| Orcas und Delfine in Betonbecken eingesperrt werden, die die Peta als | |
| artwidrig einstuft. Die Forderung: „Stoppt den Verkauf von Eintrittskarten | |
| für Meereszoos!“ | |
| Peta ist bekannt für radikale und manchmal auch geschmacklose Aktionen wie | |
| etwa die geplante (und letztlich verbotene) Wanderausstellung unter dem | |
| Titel „[2][Der Holocaust auf deinem Telle]r“. Hier wollte die | |
| Tierschutzorganisation Bilder von ausgehungerten KZ-Häftlingen neben | |
| Bildern von Hühnern und Kühen in der Massentierhaltung zeigen. Umstritten | |
| war auch der Versuch, an einem Gründonnerstag vor einigen Jahren in Ulm | |
| drei Aktivist*innen mit Masken von Lamm, Hase und Kalb an Kreuzen | |
| festzubinden, um das Leiden Jesu mit dem der Tiere gleichzusetzen. | |
| ## Spektakel soll Schlagzeilen machen | |
| Wobei Ulm als Schauplatz eher die Ausnahme ist. Dorthin verirrten sich die | |
| Peta-Provokateure wohl eher wegen des religiösen Kontexts der Aktion, der | |
| in der Hauptstadt nur wenig Beachtung findet. Auch beim Connor-Orca-Protest | |
| ergibt die Wahl Berlins nicht unbedingt Sinn, denn der TUI-Hauptsitz liegt | |
| in Hannover. Aber das spielt keine Rolle, denn in Hannover sitzt keine | |
| sensationshungrige Hauptstadtpresse, die so ein Spektakel mit „Connor | |
| sorgt für Aufsehen!“-Schlagzeilen belohnt. | |
| Ein Aufsehen, das sich auch Sarah Connor gern zunutze macht. Mit | |
| aufsehenerregenden Aktionen kennt sich die Sängerin aus: Nach ihrem | |
| Auftritt bei „Ich habe Frauen im Fernsehen rein dienstlich | |
| angefasst“-Gottschalk in einem durchsichtigen Kleid versteigerte sie das | |
| wie auch den Slip kurzerhand für stolze 5.050 Euro. Der Erlös ging an einen | |
| wohltätigen Zweck, versteht sich. | |
| Auch an diesem Dienstag geht das Kalkül auf. Die Presse springt auf die | |
| PR-Nummer an. Etwa 30 Journalist*innen kämpfen um das beste Foto. Als | |
| Connor das Becken verlässt, folgt auf das Blitzgewitter eine RTL- und | |
| Sat.1-Liveschalte. | |
| Nur gab es eigentlich gar keine Sensation. Die Kollaboration der | |
| „Protest-Prinzessin“ und der Peta-Hauptstadt-Provokateure war entgegen der | |
| Ankündigung doch alles andere als spektakulär. In der ernüchternden | |
| Realität legte sich Sarah Connor – die mit ihren blau lackierten Nägeln und | |
| Haarsträhnen einem Orca doch wirklich fast zum Verwechseln ähnlich sah – | |
| vollgekleidet auf eine Liege vor dem Reisebüro in Mitte. Aktivist*innen | |
| umrahmten sie mit einem Plexiglasrechteck, halbherzig mit Wellenstickern | |
| versehen. Voilà: ein „Aquarium“! Minutenlang räkelte sich die Sängerin m… | |
| einem „Lasst mich frei!“-Schild in der Hand, wie bei einem Playboy-Shoot. | |
| Uhhh, da lief die Presse aber richtig heiß: Klick, klick, klick, das | |
| Fotogewitter war gar nicht zu stoppen. Noch schnell ein paar Selfies | |
| gemacht und auf Shirts signiert, und schon hat der Delmenhorster Popstar | |
| die Welt ein Stück weit verbessert. Danke Sarah. | |
| 18 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
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