| # taz.de -- Ausgleich der Elbvertiefung: „Geld für die Sporthäfen wird zwec… | |
| > Durch die Elbvertiefung verschlicken kleine Segelhäfen. Hamburg zahlt | |
| > etwas zum Freihalten dazu. Das Geld komme nicht an, kritisieren Segler. | |
| Bild: Auf dem Trockenen: verschlickter Sportboothafen in Haseldorf an der Unter… | |
| taz: Welche Folgen hat die Elbvertiefung für die schleswig-holsteinischen | |
| Segelhäfen? | |
| Jan-Dirk Tenge: Das Phänomen, dass durch Ebbe und Flut Schlick in die | |
| Seitenarme der Elbe gespült wird, in denen die Häfen liegen, ist nicht neu. | |
| Das hatte zur Folge, dass man die Liegeplätze alle paar Jahre spülen oder | |
| ausbaggern musste. Jetzt hat sich das verschlimmert. Maßgeblich ist aber | |
| die letzte Elbvertiefung, die Anfang 2022 fertiggestellt wurde. | |
| taz: Was bedeutet das? | |
| Tenge: Jetzt sind mehrfach im Jahr Maßnahmen erforderlich. Die Ursache ist | |
| ganz einfach: Durch die Vertiefung hat sich die [1][Fließgeschwindigkeit | |
| erheblich erhöht]. Das Wasser ist trüber; es gibt kaum noch Stillstand, in | |
| dem das Sediment mal absacken könnte. Mit der Flutwelle wird der | |
| [2][Schlick in die Seitenarme] geschleudert, wo er sich dann absetzt. | |
| taz: Wie und wie oft müssen Sie die Schäden beseitigen? | |
| Tenge: In der Saison zwei, drei Mal. Das ist aber von Hafen zu Hafen sehr | |
| unterschiedlich und hängt von der geografischen Struktur ab. Besonders | |
| schlimm ist es in Wedel, Haseldorf und Borsfleth. Letzterer hat schon über | |
| die Hälfte seiner nutzbaren Fläche verloren. Man kommt einfach nicht | |
| hinterher. Man braucht aber diese ganzen Hafenflächen: Das sind überwiegend | |
| kleine Vereine, die Mitglieder wohnen alle vor Ort. Die Kinder- und | |
| Jugendarbeit ist dadurch eingeschränkt. Und wenn alle irgendwo hinfahren | |
| müssen, ist das auch nicht besonders nachhaltig. | |
| taz: Zahlt Hamburg dafür? | |
| Tenge: Ja! Hamburg zahlt schon lange fünf Euro pro Tonne Schlick, die die | |
| Saugbagger in der Nordsee verklappen. Es gibt jetzt sogar eine neue | |
| Vereinbarung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein: Hamburg zahlt | |
| weiterhin fünf Euro – die Schleswig-Holstein in ein Sondervermögen | |
| einbringen will –, einen Euro für das wissenschaftliche Monitoring der | |
| Auswirkungen und einen weiteren Euro direkt zur Förderung von diesen | |
| Maßnahmen. | |
| taz: Reicht Ihnen das? | |
| Tenge: Das würde locker reichen, ja. Aber die Vereinbarung läuft zwischen | |
| dem Umweltsenator Hamburg und dem Umweltministerium in Kiel. Zuständig für | |
| die Infrastruktur ist aber das Wirtschaftsministerium. Das hat im August | |
| dieses Jahres eine Richtlinie herausgebracht, durch die betroffene Häfen | |
| alle drei Jahre einen Zuschuss für 40 Prozent ihrer Baggerkosten beantragen | |
| können. Allerdings geknüpft an Voraussetzungen, die Sportboothäfen | |
| größtenteils nicht erfüllen, wie eine Bindungsfrist für die Liegenschaft | |
| von mindestens 15 Jahren. Und: Dieser zusätzliche Euro wird in einen Topf | |
| geworfen, der zur Förderung der Infrastruktur aller Häfen an der Westküste | |
| ist; das Geld wird also zweckentfremdet. Das ist alles gut gemeint, lässt | |
| aber erkennen, dass das Wirtschaftsministerium nicht originär für Sport | |
| zuständig ist, es denkt in diesem Fall Häfen nicht als Sportstätten. Für | |
| Sport zuständig wäre das Innenministerium. | |
| taz: Das klingt kompliziert. Was wollen Sie jetzt tun? | |
| Tenge: Wir sind im Austausch mit Landtagsvertretern, insbesondere dem | |
| Haushaltsausschuss, auch direkt mit dem Wirtschaftsministerium. [3][Hamburg | |
| als der Verursacher] ist bereit, mit zusätzlichen Mitteln zu helfen, aber | |
| in der Umsetzung läuft das schief. Wir haben aber auch Nachholbedarf, den | |
| kleinen Vereinen zu vermitteln, dass ihre Arbeit auch politisch sein muss. | |
| Wir müssen erkennen, dass der Sport Interessen hat und bereit sein, diese | |
| durchzusetzen. | |
| taz: Welche Bedeutung hat Segeln denn für Schleswig-Holstein? | |
| Tenge: Es ist Schwerpunktsportart. Wir [4][zählen als kleines Bundesland | |
| 31.000 Segler]. Wassersport ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Was die | |
| Wertschöpfung angeht, sind unter den zehn größten Sportveranstaltungen acht | |
| Wassersportveranstaltungen. | |
| 19 Oct 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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