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# taz.de -- Krieg in Sudan: Nach dem Regen kommt der Hunger
> Sudans Krieg steht vor einer Eskalationsrunde. Fluchtbewegungen aus
> Darfur nach Tschad nehmen wieder zu, die Versorgung mit Lebensmitteln
> stockt.
Bild: Im Vertriebenenlager Zamzam bei El Fasher, Darfur: Nur selten kommen Lebe…
Berlin taz | Hilfswerke schlagen Alarm: Der Krieg in Sudan, der bereits
[1][die größte Hungerkatastrophe der Welt] hervorgerufen hat, dürfte sich
in den nächsten Monaten noch weiter verschärfen. Mit dem Ende der
diesjährigen Regenzeit wird eine landesweite Eskalation der Kämpfe zwischen
Sudans Regierungsarmee (SAF) und der aufständischen Miliz Rapid Support
Forces (RSF) erwartet.
Ein erstes Warnsignal äußerte Amadou Dian Balde, Regionaldirektor des
UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, diese Woche in Genf: Allein in der ersten
Oktoberwoche hätten rund 25.000 Flüchtlinge aus der westsudanesischen
Region Darfur das Nachbarland Tschad erreicht – mehr als im gesamten
September. Der Guineer machte die zunehmende „Brutalität“ des Konfliktes
sowie das Abflauen der Überschwemmungen der letzten Monate verantwortlich.
Annähernd 11 Millionen Menschen in Sudan sind nach UN-Angaben [2][auf der
Flucht], darunter knapp 3 Millionen außerhalb des Landes, der Rest als
Binnenvertriebene. Tschad ist das größte Aufnahmeland für Sudan-Flüchtlinge
mit knapp 700.000, ist aber selbst bitterarm und der UN-Nothilfsappell für
Sudan-Flüchtlinge ist nur zu 27 Prozent finanziert.
Diese Woche meldeten Bewohner des Lagers Abutangi nahe der wichtigsten
osttschadischen Stadt Adré zunehmende Überfälle durch Bewaffnete auf
Motorrädern, die den Markt angriffen – lokale Medien vermuten Angehörige
der tschadischen Sicherheitskräfte dahinter.
## Kämpfe in Darfur verschärfen sich
Jenseits der Grenze in Sudan ist die Lage noch dramatischer. Um das seit
Monaten von der RSF belagerte El Fasher, Hauptstadt der Provinz
Nord-Darfur, nehmen [3][die Kämpfe wieder zu] – damit reagiert die RSF auf
eine erfolgreiche Regierungsoffensive in Sudans Hauptstadt Khartum.
Im August hatte die UNO im 450.000 Menschen zählenden und monatelang
unerreichbaren Vertriebenenlager Zamzam am Rande von El Fasher [4][eine
Hungersnot festgestellt], die erste weltweit seit Jahren. Seither [5][kommt
wieder manchmal Hilfe] nach Zamzam, aber die Lage bleibe insgesamt „extrem
ernst“, sagte Ende September der US-Sudan-Beauftragte Tom Perriello.
Anfang Oktober [6][bilanzierte das humanitäre UN-Koordinierungsbüro OCHA],
Sudan habe die weltweit höchsten Raten an schwerer Unterernährung und in 82
Prozent der untersuchten Bevölkerungsgruppen liege die Hungerquote über der
Notfallgrenze von 15 Prozent der Bevölkerung, in mehreren Orten
Nord-Darfurs sogar über der Hungersnotgrenze von 30 Prozent.
„Es ist nicht mehr eine Notlage, es ist ein Albtraum“, warnte am Freitag
vergangener Woche das Hilfswerk MSF (Ärzte ohne Grenzen) über die Lage in
El Fasher und Umgebung. Im für die Versorgung von Zamzam wichtigsten
Grenzposten Tiné, der monatelang durch Überschwemmungen unpassierbar war,
wurden vergangene Woche zwei Lkw fünf Tage lang blockiert, weil lokale
Milizen verhindern wollten, dass Hilfsgüter in die Hände der RSF fallen.
Ein Hauptproblem bei der Hungerhilfe ist, dass beide Kriegsparteien nur
ungern Hilfstransporte durch das Gebiet des jeweiligen Gegners lassen.
Ärzte ohne Grenzen musste daraufhin die Versorgung von 5.000 hungernden
Kindern in Zamzam, 2.900 davon schwer unterernährt, [7][einstellen].
16 Oct 2024
## LINKS
[1] /Hoechste-Stufe-erreicht/!6025393
[2] https://reliefweb.int/map/sudan/sudan-population-displacement-and-food-inse…
[3] https://acleddata.com/2024/10/14/turning-the-tide-the-safs-strategic-offens…
[4] /Hoechste-Stufe-erreicht/!6025393
[5] /Hungersnot-in-Sudan/!6028497
[6] https://reports.unocha.org/en/country/sudan?_gl=1%2a9r8nh8%2a_ga%2aODk2MjE2…
[7] https://www.doctorswithoutborders.org/latest/sudan-supply-blockade-forces-m…
## AUTOREN
Dominic Johnson
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