# taz.de -- Wissings Verkehrsprognose 2040: Auto bleibt wichtigstes Verkehrsmit… | |
> Bis 2040 sollen einer Prognose des Ministeriums zufolge | |
> Schienentransporte und E-Mobilität zunehmen – wenn auch nicht genug. Wie | |
> kommt man darauf? | |
Bild: Die Bahn ist eine einzige Baustelle: Da guckt Verkehrsminister Wissing! | |
Berlin taz | In den kommenden 15 Jahren wird der Verkehr in Deutschland | |
weiter kräftig zunehmen. So sagt es jedenfalls [1][die Verkehrsprognose | |
2040 voraus], die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat. Die | |
Ergebnisse der Studie dienen der Bundesregierung als Grundlage für ihre | |
Infrastrukturplanung – und sie unterscheiden sich dieses Mal teils deutlich | |
von der letzten Prognose für das Jahr 2030. „Das Mobilitätsverhalten hat | |
sich verändert“, stellte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) fest, der | |
die Zahlen am Donnerstag vorstellte. | |
Zu den Veränderungen haben die jüngsten Krisen viel beigetragen. Corona hat | |
die [2][Arbeit im Homeoffice] befördert und Videokonferenzen verbreitet. In | |
der Folge pendeln Arbeitnehmer weniger oder sparen sich Dienstreisen. Und | |
die hohe Zahl an Menschen, die wegen des Ukrainekriegs nach Deutschland | |
geflüchtet sind, hat für eine größere Bevölkerung gesorgt als bei der | |
letzten Prognose angenommen. Dies verursacht zwangsläufig mehr Verkehr. | |
[3][Wachstum erwarten die Experten weiterhin vor allem im Gütertransport]. | |
Der Lkw-Verkehr nimmt der Studie zufolge bis 2040 um 34 Prozent zu und | |
bleibt mit einer Transportleistung von 668 Milliarden Tonnenkilometern im | |
Cargo-Geschäft dominierend. Schienentransporte legen um 35 Prozent zu, | |
rangieren mit einer Leistung von 188 Milliarden Tonnenkilometern aber | |
weiter hinter dem Lkw. Auf ein Minus von 7 Prozent muss sich nur die | |
Schifffahrt einstellen. Durch den Rückzug aus Kohle und Öl verlieren die | |
Binnenschiffer einen wichtigen Teil ihrer Kundschaft. | |
Im Personenverkehr gibt es ebenfalls teils enorme Zuwächse. Nur die | |
Fahrleistung der Autos nimmt um 1 Prozent auf dann 907 Milliarden | |
Personenkilometer ab. Mit einem Anteil von fast 69 Prozent am | |
Individualverkehr bleibt das Auto aber das vorherrschende Verkehrsmittel. | |
Das größte [4][Wachstum schreiben die Autoren der Studie mit 60 Prozent der | |
Bahn] zu. Auch der Busverkehr mit plus 24 Prozent und der Fahrradverkehr | |
mit plus 32 Prozent wachsen demnach. Schließlich erwarten die Experten auch | |
im innerdeutschen Luftverkehr 30 Prozent Zunahme. | |
## Infos nur tröpfchenweise | |
Die Studie hat das Institut Intraplan im Auftrag des Ministeriums erstellt. | |
Nach Angaben von Geschäftsführer Tobias Kluth wird die bis zu 4.000 Seiten | |
starke Expertise nach und nach veröffentlicht. Sie enthält neben den | |
Annahmen zum Mobilitätsverhalten auch die Analyse des Verkehrsaufkommens in | |
den einzelnen Regionen des Landes. Zum Auftakt hat das Ministerium rund | |
1.500 Seiten ins Internet gestellt. | |
Die Unterschiede zur letzten Prognose 2014 für das Jahr 2030 und einer | |
Vorausschau aus dem vergangenen Jahr gehen vor allem auf die Aktualität der | |
verwendeten Datensätze zurück. Die neueren stammen aus dem Jahr 2019 und | |
wurden durch die Entwicklungen in den Krisenjahren ergänzt. | |
Interessant ist ein Blick auf die Annahmen, die der Studie zugrunde liegen. | |
So erwarten die Autoren einen Siegeszug der Elektromobilität im kommenden | |
Jahrzehnt. Fü das Jahr 2040 rechnen sie damit, dass zwei Drittel der Autos | |
batteriebetrieben und weitere fünf Prozent mit Hybridantrieben ausgestattet | |
sind. Nur drei von zehn [5][Fahrzeugen sind dann noch mit | |
Verbrennermotoren] unterwegs. Auch bei [6][schweren Nutzfahrzeugen sieht | |
die Studie einen Anteil von 85 Prozent, die elektrisch oder mit Wasserstoff | |
betrieben] werden. Für die Bahn unterstellen die Experten sogar eine | |
vollständig klimaneutrale Antriebstechnik. | |
## Gamechanger CO2-Preis | |
Kluth begründet die Annahmen unter anderem [7][mit dem steigenden | |
CO2-Preis], der das Fahren mit Verbrennermotoren im Vergleich zu | |
Elektroautos teurer machen wird. Etwas optimistisch erscheint die | |
Wachstumsprognose, die dem Gutachten zugrunde liegt. Demnach legt die | |
Wirtschaft in Deutschland bis 2040 um 33 Prozent zu. | |
Die Prognose wird nun die Grundlage für die Bedarfsplanung in der | |
Infrastruktur. „Um in Zukunft einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, müssen | |
wir weiter in alle Verkehrsträger investieren“, folgert Wissing aus den | |
Ergebnissen. Die Ziele seien jetzt schon ambitioniert, etwa weil die | |
Bauwirtschaft gar keine zusätzlichen Kapazitäten für einen schnelleren und | |
umfangreicheren Ausbau der Verkehrswege habe. | |
Kritik kommt derweil vom Verband Allianz pro Schiene. Er fordert eine | |
Umkehr des Verfahrens. Erst solle [8][die Politik verkehrspolitische Ziele | |
formulieren] und diese dann umsetzen, statt sich an einer Bestandsaufnahme | |
des Status quo zu orientieren. | |
24 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/verkehrsprognose-2040.html | |
[2] /Neuer-Wohnraum-wegen-Homeoffice/!6037876 | |
[3] /Trassenpreise-fuer-Zuege/!6034126 | |
[4] /Deutsche-Bahn/!6042388 | |
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[6] /Neue-CO2-Grenzwerte-in-der-EU/!6000177 | |
[7] /Oekonomen-fuer-gerechtes-Klimageld/!6040057 | |
[8] /Ausbau-der-A5/!6039130 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
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