Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Werbekampagne der Polizei Brandenburg: Brandenburg oder Bronx?
> Die Polizei Brandenburg wirbt mit einem Rap-Track um junge
> Nachwuchskräfte. Das Video wirkt aber nur gewollt jugendlich und
> gewaltverherrlichend.
Bild: „Bewirb dich! Du bist unser fehlendes Puzzleteil“, lautet der Refrain
Was ist das schlechteste Lied Deutschlands? Ist es „Sie liebt den DJ“ von
Michael Wendler? „Deutschland“ von Ski Aggu? Spoiler: Keines von beiden,
zumindest nicht mehr. Seit einer Woche ist es „Bewirb dich!“ der
Brandenburger Polizei.
„Bewirb dich! Du bist unser fehlendes Puzzleteil“, rappen darin
Brandenburger Polizist*innen. Der Hauptdarsteller ist ein
Möchtegern-Gangster-Rapper, der von zwei Polizist*innen im
Sicherheitsgriff auf ein Polizeiauto gedrückt wird. Das Ziel des
Musikvideos: [1][Jugendliche zu motivieren, sich bei der Polizei zu
bewerben]. Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Aber eine Bitte an alle,
die dieses Video für eine Karriere bei der Polizei motiviert: Lasst es.
Das Video trieft vor toxischer Männlichkeit und Gewaltinszenierung. Obwohl
Brandenburger Polizist*innen vermutlich die meiste Zeit damit
verbringen, gemeingefährliche Almans zu jagen, die beim Fahrradfahren aufs
Handy schielen, wird das Bundesland als Bronx präsentiert: vor gepanzerten
Sonderwagen inszenieren sich behelmte Hundertschaften, die mit Großgewehren
hantieren.
Cops springen theatralisch aus Hubschraubern, während SEK- und KSK-Truppen
Wohnungen stürmen. Zwischenschnitte zeigen zähnefletschende Kampfhunde, aus
deren Mäulern beim Bellen der Sabber spritzt. Es muss heiß hergehen hinter
der Berliner Landesgrenze. Den Vergleich zu Berlin zieht dann auch die
Brandenburger Polizei selbst in dem Rap: „Wenn Berlin nichts für dich ist,
gefällt dir Brandenburg sicher.“ Das woke Berlin zu links? Ui, ui, ui, da
gehen die [2][Alarmglocken] aber an.
## Sexismus ist in der Polizei weitverbreitet
Wenn das alles nicht ein paar Boys heiß auf eine dortige Karriere macht.
Nochmal zur toxischen Männlichkeit: Eine Frau in extrem knapper, hautenger
Hose hebt in dem Video Gewichte, während die Kamera sekundenlang auf ihren
Po reinzoomt. Unmittelbar gefolgt von einem: „Hier sind die Geschlechter
egal.“ (Sagt der Arbeitgeber mit einem bundesweiten [3][Frauenanteil von
durchschnittlich 30 Prozent] und einem gigantischen Sexismusproblem.)
„Worauf es bei uns ankommt, ist bei uns die Moral.“ Und was die Moral
betrifft, ist spätestens nach dem Video deutlich, was darunter zu verstehen
ist. Äh, nein, danke!
Alles an diesem Rap-Video ist Cringe Rap, kurzum: Crap. Verstörend sind
aber auch die überwiegend positiven Kommentare unter dem Youtube-Video, das
– Stand Dienstag – über 55.000 Mal aufgerufen wurde. „Jetzt habe ich Boc…
zur Polizei zu gehen“, schreibt einer. Hat Russland etwa seine Trolls auf
Brandenburg losgelassen? „Ihr habt die Zeichen der Zeit erkannt“,
kommentiert eine andere. Zeichen der Zeit? Liebe Kollegin aus Brandenburg,
nichts, wirklich gar nichts an dieser
Gewollt-aber-nicht-gekonnt-Gangster-Rap-Kampagne ist zeitgemäß.
Und das Schlimmste an alldem: Ich habe einen Ohrwurm.
8 Oct 2024
## LINKS
[1] /Merkwuerdige-Werbebotschaften/!6001797
[2] /Studie-zur-deutschen-Polizei/!6034485
[3] /!344455/
## AUTOREN
Lilly Schröder
## TAGS
Landespolizei
Brandenburg
Imagekampagne
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Branding
Polizei
## ARTIKEL ZUM THEMA
Studie zur deutschen Polizei: „Es gibt kein Rassismus-Problem“
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den
Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend
positive Befunde – und einige Problembereiche.
Merkwürdige Werbebotschaften: Berliner Polizei ist „Da für dich“
Imagekampagnen sind eine Seuche. Alle möglichen Firmen und Institutionen
wanzen sich mehr oder weniger duzend an uns heran. Muss das sein?
Studie zu Rassismus in der Polizei: Mehr als nur Einzelfälle
Lange wurde über die Polizeistudie gestritten, seit zwei Jahren geforscht.
Nun liegen erste Ergebnisse vor – die teils bedenklich sind.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.