# taz.de -- Merkwürdige Werbebotschaften: Berliner Polizei ist „Da für dich… | |
> Imagekampagnen sind eine Seuche. Alle möglichen Firmen und Institutionen | |
> wanzen sich mehr oder weniger duzend an uns heran. Muss das sein? | |
Bild: Äh, hier fehlt echt ein Werbeslogan: Werbebanner eines Sicherheitsuntern… | |
BERLIN taz | „Da für dich“ – mit diesem Slogan wirbt die Berliner Polizei | |
nicht nur auf Autos. Auf dem Weg zum Schwimmbad kommt man an ihnen vorbei. | |
Und stellt sich dabei vor, wie Ladendiebe (vielleicht) erschrecken. Aber | |
ist es nicht selbstverständlich, dass die Polizei da ist? | |
Diese sogenannten Imagekampagnen sind eine Seuche. Alle möglichen Firmen | |
und Institutionen wanzen sich mehr oder weniger duzend an uns heran. Mit | |
haha-lustigen Wortverdrehungen, Logos, coolen Sprüchen und schicken | |
Bildern. So reicht es der Berliner Stadtreinigung schon lange nicht mehr, | |
sauber zu machen – sie ist auch witzig, ist eine Marke, ist gebrandet. Das | |
kommt aus der Werbesprache, doch eigentlich gehört Branding zu einer Herde: | |
Brandzeichen markieren, wer Eigentümer des Viehs ist – es ist sozusagen „da | |
für dich“, wenn auch nicht aus freien Stücken. | |
„Ein Leben lang für Sie da – mit Sicherheit!“ siezt immerhin die Deutsche | |
Rentenversicherung, merkt jedoch nicht, wie misstrauisch so ein | |
Ausrufezeichen machen kann. Ähnlich euphorisch der kommunale Klinikkonzern | |
Vivantes: „Wir begleiten Sie von der Geburt bis ins hohe Alter“ – hm, will | |
man das? | |
Die evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg-Nord versichert, „eine | |
lebendige Innenstadtgemeinde“ zu sein. Und das [1][Handwerk] findet mit | |
fragwürdiger Kommasetzung: „Zeit, zu machen“. | |
## „Da kannste wasserleben“ | |
Die Bundesvereinigung deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) betont dagegen: | |
„Arbeit beschäftigt uns“ – niedlich, aber seit wann müssen außer | |
Privatunternehmen auch Bundesländer und Socialmedia-Accounts (vormals | |
Individuen) Slogans haben? Glauben sie sich das eigene Dasein nicht, wenn | |
nicht Unmengen (Steuer-)Geld in Schnickschnack von „Da kannste wasserleben“ | |
([2][Berliner Bäderbetriebe]) fließt, direkt auf Konten von Werbeagenturen | |
– anstatt zum Beispiel in die Sanierung von Schwimmbädern? | |
Warum muss denn so was wie die Polizei zur Marke werden, als wären sie eine | |
Ware, als stünde sie zu Markte? Seit wann brauchen nicht nur Eissorten oder | |
Sportschuhe, sondern auch Schulen, Kneipen, Parks und die Bundesagentur für | |
Arbeit („bringt weiter“) ein „Branding“? Zumal die Slogans beliebig | |
austauschbar sind: Die BDA könnte genauso gut mit „bringt weiter“ werben | |
wie das Arbeitsamt mit „Arbeit beschäftigt uns“. | |
Zur Autorin: Katharina Körting ist Arbeitsstipendiatin für deutschsprachige | |
Literatur der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen | |
Zusammenhalt | |
17 Apr 2024 | |
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[2] https://www.berlinerbaeder.de/ | |
## AUTOREN | |
Katharina Körting | |
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