| # taz.de -- Paragraf 218: Nachhilfe für Marco | |
| > Der Paragraf 218 StGB regelt, dass Schwangerschaftsabbrüche eine Straftat | |
| > sind. Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung fordert eine Neuregelung. | |
| Bild: Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung fordert: „Weg mit Paragraf … | |
| Berlin taz | Liebe Bundesregierung, lieber Marco, jetzt schaut mal her: Ihr | |
| nehmt den Farbpinsel, tunkt ihn in den lila Farbtopf … uuuund | |
| schwuppdiwupp, weg ist er! „So einfach kann man den Paragrafen aus dem | |
| Strafgesetzbuch streichen“, sagt Ines Scheibe vom Bündnis für sexuelle | |
| Selbstbestimmung. Hinter ihr kreuzen zwei Frauen mit Pinseln einen auf eine | |
| Leinwand gedruckten Paragrafen 218 StGB durch. [1][Er regelt, dass der | |
| Schwangerschaftsabbruch nach wie vor eine Straftat ist.] | |
| Ärztinnen, Expertinnen, sogar Pfarrerstöchter und, oh Wunder: auch zwei | |
| Männer haben sich vor das Bundesgesundheitsministerium in der Mauerstraße | |
| verirrt, um eine Neuregelung des Paragrafen 218 aus dem Jahr 1871 zu | |
| fordern. Richtig gehört: 1871! [2][Mehr als 150 Jahre später dürfen Frauen | |
| noch immer nicht selbst über ihren Körper bestimmen]. | |
| In dem Bestreben, dem Ziel zumindest etwas näher zu kommen, hat die | |
| Ampelregierung 2023 wenigstens eine [3][Expert*innenkommission | |
| einberufen, die die Möglichkeiten einer Regelung des | |
| Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des StGBs prüft]. An diesem Montagmorgen | |
| tagt sie im Ministerium, während davor ein Flashmob des Bündnisses für | |
| sexuelle Selbstbestimmung unter dem Motto „Legal, einfach, fair“ | |
| stattfindet. | |
| ## Forderungen nach Streichung des Paragraf 218 | |
| Ihre Forderungen sind einfach: Gewollte Schwangerschaftsabbrüche sollen aus | |
| dem StGB gestrichen werden, die Beratungspflicht abgeschafft und die Kosten | |
| durch die Krankenkassen übernommen werden. „Zudem fordern wir Vertrauen von | |
| Politik und Gesellschaft gegenüber Schwangeren“, sagt Scheibe. Warum auch | |
| nicht: Warum vertrauen wir selbstfahrenden Autos mehr als Schwangeren, die | |
| richtige Entscheidung für sich zu treffen? | |
| Nachmittags stehen die Ergebnisse der Kommission fest: Die Rechtswidrigkeit | |
| von Schwangerschaftsabbrüchen hält weder Völker- noch Europa- oder | |
| Verfassungsrecht stand. Sie fordern daher die Legalisierung von Abbrüchen, | |
| zumindest in den ersten 3 Monaten. Zur Forderung, den Paragrafen 218 | |
| komplett zu streichen, äußert sie sich nicht eindeutig. | |
| Der Bericht ist für die Regierung nicht bindend. Bundesjustizminister Marco | |
| Buschmann (FDP) sprach von einer „äußerst anspruchsvollen rechtlichen“ und | |
| „ethisch äußerst sensiblen“ Frage. Warum müssen Männer alles immer so | |
| kompliziert machen? „So, und jetzt ab in den Kneipe!“, ruft Scheibe am Ende | |
| des Flashmobs. Wenn Frauen doch bloß die Welt regieren würden … | |
| 15 Apr 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /CSU-Politikerin-Baer-zu-Abtreibungen/!6000649 | |
| [2] /Ein-Jahr-ohne-Paragraf-219a/!5931079 | |
| [3] /Abschaffung-des-Paragraf-218/!6001381 | |
| ## AUTOREN | |
| Lilly Schröder | |
| ## TAGS | |
| Paragraf 218 | |
| Schwerpunkt Abtreibung | |
| sexuelle Selbstbestimmung | |
| Branding | |
| Schwerpunkt Abtreibung | |
| §219a | |
| Ableismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Merkwürdige Werbebotschaften: Berliner Polizei ist „Da für dich“ | |
| Imagekampagnen sind eine Seuche. Alle möglichen Firmen und Institutionen | |
| wanzen sich mehr oder weniger duzend an uns heran. Muss das sein? | |
| CSU-Politikerin Bär zu Abtreibungen: Kein Grund für Paragraf 218 | |
| CSU-Politikerin Dorothee Bär ist klar gegen eine Legalisierung von | |
| Schwangerschaftsabbrüchen. Auf die Frage, warum am §218 festhalten, hat sie | |
| keine Antwort. | |
| Ein Jahr ohne Paragraf 219a: Kontrolle über Frauenkörper | |
| Der Paragraf 219a wurde vor einem Jahr abgeschafft. Ärzt*innen dürfen | |
| über Schwangerschaftsabbrüche aufklären. Kriminalisiert werden diese | |
| weiterhin. | |
| Debatte um Paragraf 218: Bis zur Geburt oder gar nicht | |
| Wer sachlich auf die Debatte guckt, kommt zum Schluss: Abtreibungen auf | |
| Wunsch der Schwangeren müssen ganz verboten – oder komplett erlaubt werden. |