Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wirtschaft in China: Die Stimmung droht zu kippen
> Die Regierung in der Volksrepublik hat ein großes Konjunkturpaket
> angekündigt – doch das lässt auf sich warten. Das enttäuscht die Börsen.
Bild: Dunkle Wolken über Lujiazui, dem Finanzviertel von Schanghai
Seoul taz | Unter Angestellten hat die Börsen-Rally der letzten Wochen in
China für ungewöhnlich gute Stimmung gesorgt. Vor den Büros der
Börsenmakler standen die Menschen bis in die Abendstunden an. Jeder wollte
von den Gewinnen profitieren, die der heimische Aktienmarkt abwarf. Es war,
als folgte nach einer langen Durststrecke der lang ersehnte Geldregen.
Angeheizt wurde die Euphorie von einer [1][Reihe von Konjunkturmaßnahmen],
die Chinas Regierung angekündigt hatte. Die Investoren gingen fortan davon
aus, dass Xi Jinpings Parteiführung nun aufs Ganze gehen würde, um das
selbst gesteckte Ziel von 5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024 zu
erreichen. Doch war auch klar, dass für [2][ein nachhaltiges Ankurbeln] der
Konjunktur weitere Maßnahmen folgen müssten.
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die Pressekonferenz, zu der
die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform am Dienstag geladen
hatte. Doch statt Maßnahmen gab es dort vor allem vage Rhetorik und
altbekannte Worthülsen.
Als einzig nennenswerte Maßnahme kündigten die Planer Konjunkturspritzen in
Höhe von umgerechnet nur 13 Milliarden Euro an. „Keine Pressekonferenz wäre
wohl besser für die Märkte gewesen“, erklärte Shehad Qazi vom New Yorker
Analysehaus China Beige Book. Der Hongkonger Hang Seng Index stürzte dann
auch vor der Mittagspause um über 9 Prozent ab, ehe er sich wieder etwas
erholte.
## Soziale Stabilität in Gefahr
Tatsächlich aber dürften die in den letzten Wochen gestiegenen Aktienkurse
der chinesischen Parteiführung Sorgen bereiten. Denn der Grund hierfür war
vor allem eine kollektive Wette, deren Ausgang vollständig offen ist.
Sollte die Stimmung nun tatsächlich kippen, könnte dies die soziale
Stabilität im Land bedrohen.
Breite Bevölkerungsschichten haben in den letzten Jahren deutliche
Wohlstandsverluste hinnehmen müssen – [3][aufgrund der Immobilienkrise],
aber auch durch Jobverluste und Gehaltskürzungen. Gleichzeitig hat die
Mittelschicht nun viel Geld in heimische Aktien gesteckt. Mit jedem Bürger
und jeder Bürgerin, die bei dieser riskanten Wette das Ersparte verliert,
würde der soziale Frust steigen.
Allein im ersten Halbjahr 2024 sind laut staatlichen Angaben über eine
Million Restaurants in China pleitegegangen, das Vertrauen der Verbraucher
ist offensichtlich angeschlagen. Wang Xiangwei von der South China Morning
Post schreibt, dass er während der letzten zwei Jahre immer wieder dasselbe
Klagelied hörte: „Unser Geld geht zur Neige.“
8 Oct 2024
## LINKS
[1] /Volkskongress-in-China/!5996676
[2] /Kritik-an-Chinas-Wirtschaftspolitik/!6036263
[3] /Immobilienkrise-in-China/!5985646
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
China
Konjunkturpaket
Börse
Xi Jinping
Volkswirtschaft
China
China
China
China
Elektroauto
## ARTIKEL ZUM THEMA
China und Taiwan: Weitere Entfremdung
Taiwan signalisiert am Nationalfeiertag Gesprächsbereitschaft. Chinas
Eskalationen folgen einer eigenen Logik – egal, wie die Insel politisch
handelt.
Neue Ostasien-Präsentation in Hamburg: Bierhumpen aus China-Porzellan
Die neue China-Präsentation in Hamburgs Museum für Kunst und Gewerbe
offenbart frühe Exportbeziehungen nach Europa. Und viele ungeklärte
Provenienzen.
Einschränkung der Reisefreiheit: Die neue chinesische Mauer
Immer mehr Chinesen müssen ihren Reisepass bei den Behörden abgeben. Peking
möchte sein Volk vor „geistiger Verschmutzung“ im Ausland schützen.
Chinesische Propaganda in den Medien: Wie Deutsche China sehen sollen
Der Einfluss des Pekinger Propagandaapparates bei deutsch-chinesischen
TV-Produktionen nimmt massiv zu. Ist eine Zusammenarbeit noch
verantwortbar?
SPD-Politiker über E-Autos: „Die USA haben eine China-Phobie“
Die EU will Zölle auf chinesische E-Autos erheben. Deutschland ist dagegen.
EU-Handelspolitiker Bernd Lange (SPD) verteidigt das Vorgehen der EU.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.