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# taz.de -- Medizinnobelpreisträger im Porträt: Grundlage für Heilung in den…
> Der Medizinnobelpreis 2024 geht an US-Wissenschaftler: Victor Ambros und
> Gary Ruvkun haben die microRNA erforscht.
Bild: Gary Ruvkun und Victor Ambros in einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2014
[1][Zum zweiten Mal] in Folge geht der Nobelpreis für Medizin an
Forscher:innen, die sich mit der RNA (Ribonukleinsäure) auseinandersetzen.
Ein Thema, das erst mit der [2][Coronapandemie] und den Impfstoffen auf
mRNA-Basis so richtig in den Blick einer breiteren Öffentlichkeit geraten
ist. In diesem Jahr erhalten zwei US-Amerikaner die Auszeichnung, der
Biologe Victor Ambros und der Genetiker Gary Ruvkun.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Zeit als Postdoktoranden am
Massachusetts Institute of Technology (MIT) zusammen geforscht. Ambros, 70,
ist heute Professor für Molekulare Medizin an der UMass Chan Medical
School. Ruvkun, 72, ist Professor an der Harvard University. Sie werden
ausgezeichnet für ihre Grundlagenforschung zur microRNA. Es handelt sich
dabei um kleine Moleküle, die in Zellen darüber entscheiden, welche
Funktion diese im Körper erfüllen. Die zuvor gänzlich unbekannte RNA-Form
hatten die Forscher 1993 in einem Fadenwurm entdeckt. Es ist nebenbei
bereits der vierte Nobelpreis für Forschungen an dieser Wurmart.
Obwohl alle Zellen des menschlichen Körpers die identische DNA in sich
tragen, können sie durch die Bildung unterschiedlicher Proteine andere
Funktionen erfüllen, etwa bei Muskel- und Nervenzellen. Damit überwacht
microRNA die Übersetzung der DNA-Informationen in Proteine. Das
funktioniert wie bei einem Haus. Die DNA ist der Bauplan, anhand dessen das
Haus gebaut wird. Die microRNA sorgt dann für die Feinabstimmung, dafür,
dass Fenster kleiner oder größer, falsche Wände entfernt und
lebensgefährliche Fehler behoben werden.
Die Informationen auf der microRNA dienen nämlich nicht dazu, selbst in
Proteine übersetzt zu werden. Stattdessen bindet die microRNA andere
RNA-Moleküle, die die Informationen für die Proteinsynthese enthalten. In
der Embryonalentwicklung sorgt die microRNA so dafür, dass in Muskelgewebe
nur Muskelzellen entstehen, nicht aber Nervenzellen. In alternden Zellen
sorgt sie dafür, dass Fehler erkannt und behoben werden, um Erkrankungen
etwa durch Mutationen zu verhindern. MicroRNA ist wohl auch für die
Anpassungsvorgänge im Gehirn von entscheidender Bedeutung, da sie
blitzschnell auf äußere Einflüsse reagieren kann.
## Potenziell für alle Krankheiten wichtig
Bereits 2006 hätte der Moment der microRNA sein können. Denn die Forschung
zu künstlich hergestellter, körperfremder RNA, der siRNA, die vor 18 Jahren
mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, baute auf den Mechanismen der
körpereigenen microRNA auf.
Gewürdigt wird damit eine Grundlagenforschung, über deren klinischer Nutzen
bisher nur spekuliert werden kann. Probleme mit der Genregulation können zu
schweren Krankheiten wie [3][Krebs] oder [4][Diabetes] führen. Ein gutes
Verständnis der Vorgänge kann daher eine wichtige Grundlage für weitere
Forschung sein.
Denn die microRNA hat Expert*innen zufolge das Potenzial, eine wichtige
Rolle in der Behandlung beinahe aller Erkrankungen zu spielen. Schließlich
ist die microRNA für die feine Modulation von Zellprozessen verantwortlich.
Kann man diese Prozesse gezielt ändern, können Fehler im Zellsystem gezielt
behoben werden.
In einem Gespräch mit dem schwedischen Radiosender SR sagte Gary Ruvkun,
dass der Preis für ihn sehr wichtig sei. „Das ist ein Erdbeben“, sagte er.
Victor Ambros erreichte die Nachricht erst später, ein Reporter von SR
überbrachte ihm die Nachricht. Auch er war hoch erfreut und sagte, die
Auszeichnung sei „unglaublich“.
7 Oct 2024
## LINKS
[1] /Nobelpreistraegerin-Katalin-Kariko/!5959278
[2] /Folgen-der-Pandemie/!6034512
[3] /Krebsbehandlung-in-Deutschland/!6039288
[4] /Leben-mit-Diabetes-Typ-1/!5815482
## AUTOREN
Yannik Achternbosch
Simon Barmann
## TAGS
Medizin
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