| # taz.de -- Neuauflage des Neukölln-Prozesses: Mit Indizien gegen das Schweigen | |
| > Am Landgericht hat der Berufungsprozess gegen Tilo P. und Sebastian T. | |
| > begonnen. Wieder geht es um den Vorwurf der Brandstiftung. | |
| Bild: Der Wal kann nichts dafür | |
| Berlin taz | Anderthalb Jahre nachdem die Neuköllner Neonazis Tilo P. und | |
| Sebastian T. vom Amtsgericht Tiergarten aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf | |
| der zweifachen Brandstiftung freigesprochen wurden, sitzen sie seit | |
| Donnerstag erneut auf der Anklagebank. Am Landgericht startete der | |
| Berufungsprozess gegen die beiden Haupt-Beschuldigten des | |
| Neukölln-Komplexes mit mindestens 23 Brandanschlägen und 50 weiteren | |
| Straftätern zwischen 2012 und 2018. | |
| Im ersten Verfahren war [1][Tilo P. lediglich wegen Propagandadelikten] zu | |
| einer Geldstrafe und [2][Sebastian T. wegen Morddrohungen, | |
| Sachbeschädigungen und Sozialbetrug zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr | |
| und sechs Monaten] verurteilt worden. Die beiden Neonazis hatten dagegen | |
| ebenso Berufung eingelegt, wie die Generalstaatsanwaltschaft, die auf eine | |
| Verurteilung wegen der Brandstiftungen an den Autos des Linken-Politikers | |
| Ferat Koçak und des Buchhändlers Heinz Ostermann pocht. | |
| Der Prozess startete mit einer Wiedergabe des bisherigen Prozessgeschehens | |
| und der Verlesung des Urteils aus dem ersten Verfahren. T. und P., die sich | |
| von jeweils zwei Anwält:innen vertreten lassen, äußerten sich erneut | |
| nicht zu den Anklagepunkten. Danach startete das Gericht in die | |
| Beweisaufnahme. Zunächst geht es dabei um den Vorwurf des Sozialbetrugs | |
| gegen Sebastian T., der seine vom Jobcenter bezahlte Wohnung ohne Erlaubnis | |
| zwischen vermietet haben soll. | |
| Der Prozess ist auf 14 Verhandlungstage bis zum 28. November festgesetzt. | |
| Zunächst werden dabei vor allem die Verbreitung von Propaganda für den | |
| Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß und die Bedrohung politischer | |
| Gegner:innen durch Sprühereien an deren Wohnadressen verhandelt. Erst im | |
| November soll es um die Brandstiftungen gehen. | |
| ## Den Dingen auf den Grund gehen | |
| Franziska Nedelmann, Anwältin des Nebenklägers Ferat Kocak, sagte der taz, | |
| sie hoffe, dass das Landgericht „ernsthafter um Aufklärung bemüht ist“ als | |
| zuvor das Amtsgericht. Vor allem bei der Vernehmung von Zeugen aus der | |
| Naziszene erhoffe sie sich, dass „mehr nachgebohrt“ werde. Neue Beweise für | |
| den Vorwurf der Brandstiftungen erwarte sie nicht. Es komme darauf an, „wie | |
| das Gericht die Indizien würdigen wird“, so Nedelmann. | |
| [3][Ferat] Koçak kommentierte den erneuten Prozess auf den sozialen | |
| Netzwerken: „Es ist ein Skandal, dass der Fokus der Ermittlungsbehörden | |
| nach wie vor auf einzelnen Tätern liegt, während rechte Netzwerke in | |
| Neukölln weiterhin ihr Unwesen treiben.“ Er forderte „endlich Antworten und | |
| Klarheit darüber, ob und in welchem Umfang Sicherheitsbehörden selbst Teil | |
| des Problems sind“. | |
| 12 Sep 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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