# taz.de -- Konsterniert im Apple-Store: Per du mit dem Servicepersonal | |
> Wenn der Laptop nicht mehr lädt, ist spontane Hilfe schwer zu finden. Der | |
> eine Shop braucht 14 Tage, der andere hat nicht mal eine | |
> Anstell-Schlange. | |
Bild: Löste bei seiner Eröffnung 2009 noch Begeisterung aus: Apple Store im A… | |
Hamburg taz | Es gibt Geräte, die halten und halten. Der kleine | |
Staubsaugerroboter etwa düst seit neun Jahren verlässlich über den Teppich, | |
nur einmal lahmte er und verlangte einen neuen Akku. Die Laptops der | |
[1][Firma mit Apfelsymbol] sind etwas sensibler. | |
Der erste überstand die Spritzer eines umgekippten Glases Selter nicht. Da | |
ginge nichts mehr, sagten die freundlichen jungen Menschen im Apple-Store | |
im Alster-Einkaufszentrum vor vielen Jahren. Sie duzten zwar, aber sie | |
putzten das im Homeoffice für die Autorin unverzichtbare Gerät ganz | |
liebevoll, bevor seine Untersuchung die Unreparierbarkeit ergab. | |
Nach ein paar Tagen mit sehr feuchter Luft im Sommer 2023 war auch in Gerät | |
Nummer zwei etwas korrodiert. Netterweise übernahm ein Bekannter den Gang | |
zum [2][Apple]-Store und kam gleich mit einem Neugerät zurück. Gerät drei | |
hielt sich seither wacker, teilte aber vor wenigen Tagen mit, dass es Strom | |
braucht, und lies sich mit dem [3][dafür gedachten Kabel] nicht laden. | |
Ersatzkabel von Gerät eins und zwei halfen nicht, der [4][Steckertyp ist | |
ein anderer]. | |
Muss ja nicht immer Apple-Store sein, der [5][Reparaturladen] um die Ecke | |
tut es auch, dachte die Autorin. Aber nein, dort warb man zwar mit dem | |
Heilemachen auch dieser Marke, hatte aber nicht mal einen passenden | |
Stecker. Der Mann am Tresen war nur bereit, das Gerät einzuschicken, | |
Mindestdauer 14 Tage. | |
## Im Apple-Laden ist Tag kein Termin mehr frei | |
Also doch im Feierabendverkehr ins Alster-Einkaufszentrum, mit einem | |
Begleiter zur moralischen Unterstützung. Der Apple-Laden ist groß und licht | |
und schick, es stehen darin ein paar hohe Tische mit Barhockern. An den | |
Seitenwändern hängen Bilder, die Front zur Ladenzeile ist komplett offen | |
und an der Rückwand verläuft ein Tresen wie in einer Bar. | |
Es scheint ein wuseliges Irgendwas, eine Mischung aus After-Work-Party und | |
Vernissage, aber die Beziehungen der gut 20 Personen in diesem Raum | |
zueinander sind nicht leicht durchschaubar. Nach etwa zehn Minuten schält | |
sich heraus, dass einige dunkelblaue Shirts mit einen kleinen Apfelsymbol | |
tragen. Alle sind beschäftigt, keiner schaut auch nur eine Sekunde auf, | |
geschweige denn zur Autorin hin. Und die übrigen Kunden stehen und sitzen | |
an den Tischen, aber so gleich verteilt, dass keine Schlange entsteht, an | |
die sie sich höflich stellen könnte. | |
„Hm, hm“, möchte die Autorin am liebsten die Stimme erheben und in | |
Anlehnung an Loriot sagen. „Ich bin Frau Soundso und ich kaufe jetzt hier | |
ein!“ Aber es würde wohl keinen interessieren. Da entdeckt sie nah am | |
Eingang einen jüngeren Verkäufer mit Tablet in der Hand, der mit einem | |
Kunden spricht, der dann weiter geht. Tatsächlich hat er wohl eine Art | |
Auskunft erteilt. Sofort da hin und die beste Frage stellen, um diesen | |
Wirrwarr zu entkommen. „Entschuldigen Sie, können Sie mir das | |
Organisationsprinzip hier erklären?“ „Du musst einen Termin haben“, | |
antwortet er in der zweiten Person. Er zückt sein Tablet und analysiert, | |
dass es an diesem Abend nichts mehr wird mit dem Termin. Also umsonst ins | |
Alster-Einkaufszentrum gefahren. | |
## Echte Verzweiflung wirkt | |
Ob sie nicht probieren könnten, ob es nur am Kabel liegt? Das ginge doch | |
schnell, bettelt die Autorin. Nein. Das mit der Terminvergabe ist wohl | |
schon länger so. Vielleicht war auch nicht hilfreich, spontan auf dem „Sie“ | |
zu bestehen. Irgendwann, der Dialog war längst wieder ins Du zurück | |
gerutscht und die Verzweiflung – „Ich brauch das Gerät morgen für die | |
Arbeit“ – echt, ließ sich der junge Mann erweichen und suchte uns einen | |
Kollegen. Wir durften nun zum Tresen vortreten. | |
Na endlich, der Mitarbeiter holt ein Bündel mit Steckern und Kabeln hervor, | |
klappt unser Gerät auf, und sagt dann selber fast freudig überrascht: „Er | |
lädt.“ „Könnten Sie uns denn ein neues Kabel verkaufen?“ Kurze Pause. J… | |
das geht, tatsächlich. Zwei Meter Schnur für 35 Euro. Es sei nicht der | |
Stecker kaputt, nur der Draht im Kabel. Der war, so fällt der Autorin nun | |
siedend heiß ein, neulich doll verbogen worden, weil er auf dem Teppich lag | |
und der Staubsaugerroboter ihn um seine Bürsten wickelte. Der Unermüdliche. | |
29 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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