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# taz.de -- Sri Lanka zwei Jahre nach den Protesten: Chance auf politischen Neu…
> Bei Sri Lankas Präsidentschaftswahlen gilt Anura Kumara Dissanayake aus
> dem linken Lager als Favorit unter den drei aussichstreisten Kandidaten.
Bild: Wahlkampfveranstaltung des linken Präsidentschaftskandidaten Anura Kumar…
Colombo taz | In Sri Lankas Hauptstadt Colombo erinnert nicht mehr viel an
die massiven Bürgerproteste vor zwei Jahren. Damals besetzten
Protestierende die Strandpromenade Galle Face Green sowie
Regierungsgebäude, um ihre Wut über die politische Führung und deren
wirtschaftliches Missmanagement auszudrücken.
Das Land steckte in einer tiefen Wirtschaftskrise: Die Inflation war hoch,
Benzin, Düngemittel und andere wichtige Importgüter waren wegen des Mangels
an Devisen knapp geworden. [1][Der damalige Präsident Gotabaya Rajapaksa
von der Sri Lanka Volksfront (SLPP) wurde im Juli 2022 zur Flucht und zum
Rücktritt gezwungen.] Seitdem wartet das Land auf einen politischen
Neuanfang.
Eine Chance können nun die Präsidentschaftswahlen am Samstag 21. September
sein. 17 Millionen Menschen sind wahlberechtigt, darunter etwa eine Million
Erstwähler:innen. Prognosen sagen eine hohe Wahlbeteiligung voraus.
„Viele wollen, dass diesmal eine andere politische Partei als die SLPP
gewinnt. Eine, die für eine gerechte und faire Gesellschaft steht“, sagt
Chanika Jayakaduwa, die sich damals an den Protesten beteiligt hatte.
## Entsetzen über den Luxus des Präsidentenclans
Sie war entsetzt über den Luxus, den Präsident Rajapaksa und seine Familie
genossen hatten: „Die teure Kleidung, der Schmuck, den wir im
Präsidentenpalast vorfanden, machte uns fassungslos, während die Armen sich
nicht einmal drei Mahlzeiten am Tag leisten können“, sagte sie der taz.
Rajapakas buddhistisch-nationalistische Partei SLPP hat seitdem stark an
Popularität verloren. Vom Rückzug des Rajapaksa-Clans profitiert Anura
Kumara Dissanayake und seine linksgerichtete Koalition Nationale Volksmacht
(NPP). „Dissanayake hatte in den letzten Monaten einen Vorsprung von 5 bis
15 Prozent gegenüber anderen Kandidaten“, sagt der Meinungsforscher Ravi
Rannan-Eliya vom Institut für Gesundheitspolitik (IHP) in Colombo.
Dissanayakes Antikorruptionsbotschaften kommen insbesondere bei jungen Sri
Lankern gut an. Auch hat er laut Rannan-Eliya einen deutlichen Vorsprung
bei der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit, die 80 Prozent der
Wählerschaft ausmacht.
Obwohl Dissanayake vermutlich nicht die von der Verfassung geforderte
Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen erreichen wird, gilt er als
aussichtsreichster Kandidat. Kommt kein Bewerber über die 50-Prozent-Marke,
werden die Zweit- und Drittpräferenzen der Wähler:innen berücksichtigt.
Das könnte erstmals in Sri Lankas Geschichte passieren.
Neben dem marxistischen Dissanayake bewirbt sich auch Oppositionsführer
Sajith Premadasa um das Präsidentenamt. Der 57-Jährige wird von den
muslimischen und tamilischen Minderheiten unterstützt. Doch ohne breitere
Zustimmung der singhalesischen Mehrheit dürfte es schwer für ihn werden,
sich durchzusetzen. Bei den Wahlen 2019 hatte er 42 Prozent der Stimmen
bekommen, während Gotabaya Rajapaksa 52 Prozent erhielt.
Doch auch Amtsinhaber Präsident [2][Ranil Wickremesinghe] könnte sowohl
Stimmen von Minderheiten als auch von der singhalesischen Mehrheit
erhalten. [3][Wickremesinghe war 2022 vom Parlament gewählt worden], in dem
die SLPP die Mehrheit stellt, und gilt als Teil des politischen
Establishments.
Doch ist der 75-Jährige ein erfahrener Politiker. Unter seiner Führung
könnte sich die Wirtschaft des hochverschuldeten Inselstaates erholen.
[4][2023 gewährte der Internationale Währungsfonds (IWF) Sri Lanka Hilfen]
in Höhe von 2,9 Milliarden US-Dollar.
20 Sep 2024
## LINKS
[1] /Krise-in-Sri-Lanka/!5864359
[2] /Neuer-Praesident-in-Sri-Lanka-gewaehlt/!5865762
[3] /Nach-Praesidentenwechsel-in-Sri-Lanka/!5867752
[4] /Schuldenkrise-in-Sri-Lanka/!5957097
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Sri Lanka
Präsidentschaftswahl
Mahinda Rajapaksa
Wirtschaftskrise
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