| # taz.de -- Tempo 30 in Berlin: Die Geduld ist am Limit | |
| > Die CDU-geführte Verkehrsverwaltung sägt weiter an geltenden | |
| > Tempo-30-Anordnungen. Diesmal gibt es aber selbst von der SPD Gegenwind. | |
| Bild: Können die weg? Kann schon sein, meint die Berliner Verkehrsverwaltung | |
| Berlin taz | Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat die SPD-Fraktion im | |
| Abgeordnetenhaus den Umgang der CDU-geführten Senatsverkehrsverwaltung mit | |
| Tempo 30 kritisiert. In einer „Schluss mit Schnellschüssen – für eine | |
| seriöse Berliner Verkehrspolitik“ überschriebenen Mitteilung spricht der | |
| verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Tino Schopf, von „rechtlich | |
| äußerst dünnem Eis“, auf das sich die Koalitionspartnerin bei diesem Thema | |
| gerade begebe. | |
| „Wer“, so Schopf, „ernsthaft Tempo-30-Zonen vor Kindergärten, Schulen und | |
| Senioreneinrichtungen infrage stellt und den ‚qualifizierten Nachweis einer | |
| Gefahrenlage‘ für den Erhalt oder die Neuanordnung fordert, der handelt | |
| eindeutig nicht im Sinne der Berlinerinnen und Berliner.“ | |
| Hintergrund ist ein internes Papier der Verkehrsverwaltung, [1][über das | |
| der Tagesspiegel berichtet hatte]. Diese „Arbeitshilfe“ gibt vor, wie | |
| zeitlich befristete Tempo-30-Anordnungen auf Hauptverkehrsstraßen auf den | |
| Prüfstand zu stellen sind. Straßenabschnitte, auf denen beispielsweise vor | |
| Schulen zwischen 6 und 19 Uhr nur mit 30 km/h gefahren werden darf, gibt es | |
| zu Hunderten in Berlin. | |
| Das Papier empfehle, diese Abschnitte zu überprüfen, wenn es dazu Hinweise | |
| von BürgerInnen oder Nachfragen von Abgeordneten gebe. Am Ende einer | |
| solchen Prüfung könnten die Aufhebung von Tempo 30, aber auch die | |
| Verkürzung der Strecke oder der Geltungsdauer stehen. Dabei gehen die | |
| AutorInnen der „Arbeitshilfe“ laut dem Bericht davon aus, dass das | |
| Tempolimit vor Schulen eher zu erhalten ist – es sei denn, es handele sich | |
| um solche mit älteren SchülerInnen wie Berufsschulen und Oberstufenzentren. | |
| Mehr Erfolg haben offenbar Beschwerden von Tempo-50-Liebhabern vor | |
| Krankenhäusern, Altenheimen und Kitas, zumindest dort, wo schon | |
| „ausreichende verkehrssichernde Maßnahmen“ vorhanden sind. Gemeint sind | |
| damit unter anderem Zebrastreifen und Mittelinseln. Bei Kitas müsse zudem | |
| eine „qualifizierte Gefahrenlage“ nachgewiesen werden. | |
| ## Entgegen der Vision Zero | |
| Wer das tue, so Tino Schopf, handele „eindeutig nicht im Sinne der | |
| Berlinerinnen und Berliner. Keine Mutter und kein Vater möchte, dass mit 50 | |
| Sachen an der Kita des eigenen Kindes vorbeigerauscht werden darf.“ Die CDU | |
| und ihre Senatorin handeln damit entgegen dem im schwarz-roten | |
| Koalitionsvertrag bestätigten [2][Bekenntnis zur „Vision Zero“], aber auch | |
| entgegen der Flexibilisierung der Straßenverkehrsordnung. Die erleichtert | |
| es Kommunen seit der letzten Novelle, Tempo 30 anzuordnen – was der Senat | |
| im Bundesrat mittrug. | |
| Als „zynisch und menschenverachtend“ bezeichneten derweil die | |
| verkehrspolitischen Sprecherinnen der Grünen-Fraktion, Antje Kapek und Oda | |
| Hassepaß, den Vorstoß der Senatsverwaltung. Senior*innen und | |
| Fußgänger*innen seien in Berlin die Hauptunfallgruppe. „Dass nun gerade | |
| vor Senioreneinrichtungen kein Tempo 30 mehr gelten soll, zeigt den ganzen | |
| Zynismus dieser autozentrierten Verkehrspolitik.“ | |
| 18 Sep 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-verwaltung-gegen-tempo-30-senat… | |
| [2] /Verkehrstote-in-Berlin/!5997160 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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