# taz.de -- Publix-Haus für Journalismus: Ein Ort für die Zukunft | |
> Mit dem Berliner Publix-Haus gibt es jetzt eine zukunftsweisende | |
> Begegnungsstätte für Journalismus. Stifter Hans Schöpflin will sich nicht | |
> einmischen. | |
Bild: Das Haus für Journalismus „Publix“, aufgenommen vor der Pressekonfer… | |
Der Journalismus [1][stirbt bekanntermaßen ja gerade aus]. Die Zeitungen | |
gehen in die Knie, alles ist online und virtuell, jetzt kommt noch KI und | |
Sigrun Albers geht beim BDZV. Ist es also größenwahnsinnig, in diesen | |
Zeiten ein „Haus für Journalismus und Demokratie“ zu bauen? Natürlich | |
nicht. Mit Publix gibt es jetzt eine echte, offene und zukunftsweisende | |
Begegnungsstätte für Journalismus. Trotz wuchernder Mietpreise mitten in | |
Berlin, da, wo es noch ein bisschen bunter ist. Genauer gesagt in der | |
Hermannstraße 90 in Neukölln. | |
Hans Schöpflin spricht mit dem alemannischen Dialekt des | |
deutschschweizerischen Grenzlandes und hat eben mit seiner gleichnamigen | |
Stiftung 25 Millionen Euro in Publix gesteckt. Das Projekt feierte diese | |
Woche Eröffnung, am Donnerstag gab es schon eine Fachkonferenz, am Sonntag | |
ist in der Hermannstraße 90 „Open House“ für alle. Schöpflin stammt aus | |
Lörrach, was die Sprachfärbung erklärt, wo die Familie mit Versandhandel | |
ein Vermögen machte. Der Enkel des Unternehmensgründers verdiente später in | |
den USA nochmal hübsch dazu, wurde vom Unternehmer zum | |
Globalisierungsgegner und unterstützte [2][die gemeinnützige Onlinezeitung | |
Voice of San Diego]. | |
Zurück in Deutschland begegnete ihm dann vor ein paar Jahren ein anderer | |
großer Sprachgefärbter. Ex-tazler David Schraven, ein bekennender | |
Bottroper, war gerade dabei, Correctiv zu gründen. Und Schöpflin war Feuer | |
und Flamme und von Anfang an mit an Bord. | |
Der nächste Streich ist jetzt das Publix-Haus, das Ort und Heimat für noch | |
mehr mediale Akzente sein will. [3][Correctiv], Reporter ohne Grenzen und | |
die Medienkompetenzler*innen von Lie Detectors sind schon dabei. | |
Auch kommerzielle Medien wie die Produktionsfirma TellMeWhy und der | |
Apotheken-Umschau-Verlag Wort & Bild gehören zu den Mietern. Gesetzt wird | |
zwar vor allem auf Gemeinnützigkeit, aber der Mix macht’s. Hausherrin Maria | |
Exner will auch für konservative Initiativen offen sein. Geplant ist nichts | |
weniger als die Zukunft des Journalismus. „Ist das auch so einen WG und wir | |
bekommen gleich nen Zimmer neben den Zukunftsrat?“, fragt die | |
Mitbewohnerin. | |
## Anders als Bill Gates | |
Angst, dass ihr der Stifter zu sehr aufs Dach steigt oder irgendwann keine | |
Lust mehr hat, braucht Exner nicht zu haben. Denn Schöpflin hält nichts von | |
[4][den Methoden eines Bill Gates] und dessen Stiftung. Die gingen mit | |
Riesensummen in die Projekte anderer rein, und wenn es ihnen nicht passe, | |
machten sie’s nach dem Motto „Fuck You“ eben selbst. Doch damit beerdigten | |
sie die ursprünglichen Ideen, sagt Schöpflin. Er halte sich dagegen | |
konsequent raus. | |
Und weil der Journalismus eben nicht todgeweiht ist, liegt das Publix-Haus | |
direkt an einem Friedhof. Der macht nicht nur symbolisch Sinn. Wenn da | |
zwischen den Gräbern zwei Menschen im Gespräch schlendern, können das | |
nämlich auch David Schraven und eine Quelle beim unauffällig-investigativen | |
Austausch sein. | |
13 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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