| # taz.de -- Habecks Aussage zur Schuldenbremse: Für den sozialen Frieden | |
| > Bei der Schuldenbremse wird es 2025 etwas Bewegung geben, sagt der | |
| > Wirtschaftsminister. Anders geht es auch nicht, denn mit einem dumpfen | |
| > Sparkurs droht eine Deindustrialisierung. | |
| Bild: Robert Habeck | |
| Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach eigentlich nur aus, | |
| wovon ohnehin schon jeder ausgeht: Bei der Schuldenbremse wird sich | |
| nächstes Jahr etwas tun – entweder mit Ausnahmen für bestimmte | |
| Investitionen oder allgemein mehr Flexibilität innerhalb des im Grundgesetz | |
| verankerten Regelwerks, das die Ausgaben des Staates begrenzen soll. | |
| Schließlich ist es angesichts der wirtschaftlichen und politischen Lage das | |
| Beste, was die Politik machen kann. | |
| Bis auf wenige Ausnahmen raten dies auch alle wichtigen Ökonom*innen des | |
| Landes. SPD und Grüne sind sowieso schon für eine Aufweichung der | |
| [1][Schuldenbremse]. Nur die Spitzen von Union und FDP sind teils aus | |
| ideologischen, teils aus wahltaktischen Gründen dagegen. Sie hoffen, sich | |
| damit bei den Wähler*innen gegenüber der linken Konkurrenz abgrenzen zu | |
| können. Dabei gibt es auch in der Union bereits genügend Stimmen, die mehr | |
| finanziellen Spielraum fordern. | |
| Schließlich sind die Herausforderungen, vor dem das Land steht, enorm. Auf | |
| 600 Milliarden Euro beziffern das arbeitgebernahe Institut der deutschen | |
| Wirtschaft und das [2][gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und | |
| Konjunkturforschung] den öffentlichen Investitionsbedarf in den nächsten | |
| zehn Jahren. | |
| ## Deindustrialisierung droht | |
| Will die Politik an der Schuldenbremse festhalten, dann hat sie angesichts | |
| dieser gigantischen Summe nur zwei Möglichkeiten: Sie kann es sein lassen | |
| und sich die Investitionen in Transformation und Infrastruktur sparen. Dann | |
| aber droht wirklich eine Deindustralisierung. Die Bahn wird sich dann über | |
| Verspätungen nicht mehr den Kopf zerbrechen können, weil es gar keine | |
| brauchbaren Schienen mehr geben wird, auf denen Züge fahren könnten. | |
| Die zweite Möglichkeit wäre, die Mittel durch Umverteilung | |
| zusammenzubekommen. Eine [3][Vermögensabgabe] etwa wäre zwar wünschenswert, | |
| ist aber angesichts der Kräfteverhältnisse weniger realistisch. | |
| Die Mittel durch Ausgabenkürzungen an anderer Stelle zusammentreiben, birgt | |
| sozialen Sprengstoff, der die Gesellschaft auseinanderbrechen lassen | |
| könnte. Insofern dient die Reform der Schuldenbremse vor allem einer Sache: | |
| dem sozialen Frieden. | |
| 21 Aug 2024 | |
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| [1] /Investitionen-in-Erneuerbare/!6025504 | |
| [2] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-600-milliarden-euro-staa… | |
| [3] /Ausgesetzte-Vermoegenssteuer/!6021305 | |
| ## AUTOREN | |
| Simon Poelchau | |
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