# taz.de -- Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU: Das Hufeisen aufbiegen | |
> Die CDU hat sich einen hufeisernen Käfig gebaut: den | |
> Unvereinbarkeitsbeschluss. Sie muss aus dem dogmatischen Verbot ein | |
> inhaltlich begründetes machen. | |
Bild: Vier CDUler unterwegs beim Wahlkampf in Brandenburg am 04.09.2024 – der… | |
Die CDU hat ein Problem. Sie hat sich in einem Hufeisen verschanzt und | |
kommt nicht mehr raus. 2018 hat die Union auf einem Parteitag festgelegt, | |
dass sie Koalitionen und „ähnliche Formen der Zusammenarbeit“ mit der AfD | |
und der Linken gleichermaßen ablehnt. Schon damals ging es eigentlich um | |
die Brandmauer nach rechts. Aber um diese in der konservativen Partei | |
durchzusetzen, musste auch die nach links her. So konnte sich die CDU | |
weiter in der selbsterklärten Mitte wohlfühlen. | |
Das Hufeisen der Extremismustheorie war schon immer fragwürdig. Unter den | |
neuen Mehrheiten wird es für die CDU aber [1][zunehmend zum Käfig.] Dass | |
sich die Extremismustheorie nun gegen ihre Verfechter wendet, ist | |
eigentlich eine schöne Pointe. | |
Bleibt die CDU bei ihrem Beschluss, gibt es keine Möglichkeit, in Thüringen | |
eine Koalition zu bilden. Und um es noch komplizierter zu machen, fordern | |
nun manche CDUler, die Liste der verbotenen Parteien noch zu erweitern, | |
diesmal um das BSW. Sie verschließen damit die Augen vor der | |
[2][demokratischen Realität in Ostdeutschland.] | |
## Wie kommt die Partei da raus? | |
Die CDU bräuchte einen Parteichef, der erkennt, dass der Beschluss überholt | |
ist. Und einen Vorschlag für einen neuen macht, der die Wirklichkeit nicht | |
ausblendet und gleichzeitig der CDU in ihrer fragilen Identität gerecht | |
wird. | |
Statt pauschale Verbotslisten zu führen, könnte die CDU zur Abwechslung mal | |
inhaltlich werden: Sie könnte festlegen, welche Positionen eine | |
Zusammenarbeit unmöglich machen würde. Ein neuer Beschluss könnte | |
beispielsweise festlegen, dass die CDU nicht mit Parteien zusammenarbeitet, | |
deren Landesverbände vom Verfassungsschutz als gesichert extremistisch | |
eingestuft sind. Es wäre eine inhaltliche Festlegung: Eine Partei, deren | |
Verfassungstreue in Zweifel steht, kann kein Koalitionspartner sein. Das | |
würde die AfD ausschließen. | |
## Und bei der Linken und dem BSW? | |
Da die Parteien nicht verfassungsfeindlich sind, wäre eine Zusammenarbeit | |
möglich. In Koalitionsverhandlungen könnte die CDU dann weitere Bedingungen | |
formulieren. Es wäre nicht das erste Mal. Ein Vorbild könnte die SPD und | |
ihr Umgang mit der PDS sein, etwa vor der ersten rot-roten Koalition in | |
Mecklenburg-Vorpommern 1998. Die Sozialdemokraten forderten von der PDS, im | |
Koalitionsvertrag das Unrecht der SED anzuerkennen. Auch Ramelow | |
entschuldigte sich vor seiner ersten Wahl zum Ministerpräsidenten bei den | |
Opfern der SED. Nach dem gleichen Vorbild könnte die CDU nun Bedingungen an | |
das BSW stellen: Ja zur Westbindung, ja zur Nato. | |
Wenn sich [3][das BSW] darauf nicht einlassen sollte, hätte die CDU eine | |
zweite Möglichkeit. Sie könnte sich von Linken und BSW im Landtag | |
tolerieren lassen. Das wäre sicherlich nicht einfach und würde Höckes AfD | |
zu parlamentarischen Spielchen animieren. Aber die CDU hätte klargemacht, | |
wofür sie steht. | |
6 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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