# taz.de -- Terrorverdächtige AfD-Frau vor Gericht: Alles nur ein „Ammenmär… | |
> Der AfD-Politikerin Birgit Malsack-Winkemann werden im | |
> Reichsbürger-Prozess gegen Prinz Reuß Terrorvorwürfe gemacht. Nun weist | |
> sie diese zurück. | |
Bild: Die Vorwürfe der Anklage gegen sie wiegen schwer: AfD-Politikerin Birgit… | |
Frankfurt/Main taz | Ein Geständnis wird das hier nicht, das ist nach den | |
ersten Worten klar. Eine „aufgeblähte Geschichte“ nennt [1][Birgit | |
Malsack-Winkemann] die Anklage der Bundesanwaltschaft, die sie und 25 | |
weitere Männer und Frauen vor Gericht gebracht hat. Oder um korrekt zu | |
sein: vor drei Gerichte. In drei Mammutprozessen in Frankfurt/Main, | |
Stuttgart und München müssen sich die mutmaßlichen Mitglieder [2][der | |
Reichsbürger-Verschwörung um Heinrich XIII. Prinz Reuß] wegen des Vorwurfs | |
des Rechtsterrorismus und des Hochverrats verantworten: Als „Patriotische | |
Union“ sollen sie den gewaltsamen Umsturz in Deutschland geplant haben. | |
Die AfD-Politikerin Malsack-Winkemann, [3][Richterin aus Berlin] und von | |
2017 bis 2021 Abgeordnete der Rechtsaußenpartei im Bundestag, ist eine von | |
ihnen. Am Dienstagnachmittag nimmt sie, gerade 60 Jahre alt geworden, am | |
Tisch in der Mitte des eigens für diesen Prozess errichteten Leichtbausaals | |
des Frankfurter Oberlandesgerichts Platz. Sie will sich zu den | |
Anklagevorwürfen einlassen, als Erste im Frankfurter Verfahren gegen die | |
mutmaßliche Führungsriege der Vereinigung. Doch erst einmal schimpft sie. | |
Es sei „ein Skandal ohnegleichen“, dass sie und ihre Mitangeklagten jetzt | |
schon seit Dezember 2022 in Untersuchungshaft sitzen. Es seien schließlich | |
„überwiegend ältere Mitbürger“. Und einer sei ja sogar noch vor | |
Prozessbeginn gestorben. „Ich weiß nicht, wie viele Tote Sie in diesen | |
Verfahren noch verantworten wollen“, ruft die AfD-Frau. Da weist sie | |
Senatsvorsitzender Jürgen Bonk mit sanfter Stimme zurecht: „Vielleicht | |
sollten Sie mit Ihrer Einlassung zur Sache beginnen.“ | |
## Für die AfD-Frau war es nur ein „intellektueller Kreis“ | |
Malsack-Winkemann legt daraufhin erst einmal ausführlich dar, welche der 25 | |
Mitangeklagten sie überhaupt nicht gekannt habe. Wenn man ihr glauben kann, | |
war es die Mehrheit. Mit anderen will sie im Dauerstreit gelegen haben, vor | |
allem [4][mit dem früheren Bundeswehr-Kommandeur Rüdiger von Pescatore] – | |
laut Anklage Anführer des militärischen Arms der „Patriotischen Union“ und | |
neben dem Frankfurter Immobilienunternehmer Reuß der mutmaßliche | |
Rädelsführer der Umstürzler*innen. „Herr von Pescatore war von Anfang an | |
mein Gegenspieler in der Gruppe“, sagt sie. „Er wollte mich nicht, ich | |
wollte ihn nicht.“ Noch immer kann sie sich darüber aufregen, dass der | |
Ex-Offizier seinen Gefolgsleuten irgendwann verbot, mit ihr Kontakt zu | |
haben. | |
Die Bundesanwaltschaft wirft der promovierten Juristin unter anderem vor, | |
dass sie Mitverschwörern [5][das Ausspähen des Bundestags ermöglicht habe, | |
für einen geplanten bewaffneten Überfall]. Und im „Rat“, der laut Anklage | |
als Übergangsregierung nach dem Putsch fungieren sollte, sei | |
Malsack-Winkemann für das Justizressort vorgesehen gewesen. | |
Die Angeklagte weist all das scharf zurück. Die Tour durch das | |
Reichstagsgebäude? „Eine ganz normale Touristenführung.“ Der „Rat“? �… | |
war eine ziemlich lockere Angelegenheit, ein freundliches Zusammensein“, | |
sagt sie. „Ich habe es als intellektuellen Kreis gesehen.“ Als sie gelesen | |
habe, dass die Bundesanwaltschaft diese von Reuß geleitete Runde für den | |
„Kopf“ einer terroristischen Vereinigung hält, sei ihr „der Mund offen | |
stehen geblieben“. | |
## Auch einen geplanten Bundestagssturm weist sie zurück | |
„Es gab niemals die Absicht, den Bundestag zu stürmen“, beteuert | |
Malsack-Winkemann. Das sei ein bloßes „Ammenmärchen“, mit dem die | |
Anklagebehörde den Ruf von Menschen wie ihr schädigen wolle. „Es war von | |
Anfang an klar zwischen dem Prinzen und mir: keine Revolution“, erklärt | |
sie. „Er ist ein absoluter Gegner von Revolutionen.“ Reuß habe immer darauf | |
bestanden, dass alles „nach Recht und Gesetz“ vonstattengehen solle. | |
Was ihn nach den Worten der AfD-Politikerin allerdings ebenso wenig wie sie | |
daran hinderte, auf den Einmarsch der mythenumwobenen „Allianz“ zu hoffen �… | |
[6][einer vom antisemitischen QAnon-Verschwörungsglauben | |
herbeihalluzinierten Geheimarmee], welche die Welt von ihren vermeintlich | |
pädophilen Machteliten befreien soll. Wozu zumindest einige der Angeklagten | |
auch die Bundesregierung zählten. Malsack-Winkemann aber betont: „Die | |
Veränderung sollte weltweit eintreten. Das war immer das Entscheidende.“ | |
Und weil es die „Allianz“ gar nicht gebe, sei das alles eine „absolute | |
Chimäre“ gewesen. | |
Ihr Intimfeind Pescatore habe zwar immer behauptet, Kontakt zur „Allianz“ | |
zu haben. Doch das sei falsch gewesen, sagt die Angeklagte. | |
Malsack-Winkemann scheint es dem Ex-Militär immer noch sehr übelzunehmen, | |
dass er sie und „den Prinzen“ so enttäuscht hat. Am Donnerstag will sie | |
ihre Aussage fortsetzen. | |
14 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Joachim F. Tornau | |
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