# taz.de -- Notunterkünfte in Berlin: Obdachlose müssen warten | |
> Die geplante 24/7-Unterkunft für Menschen auf der Straße in Berlin ist | |
> noch in weiter Ferne. Die Unterbringung soll künftig zentral geregelt | |
> werden. | |
Bild: Erst spätabends rein in die Notunterkunft und frühmorgens wieder raus �… | |
Berlin taz | Die geplante 24/7-Unterkunft für Obdachlose wird in absehbarer | |
Zeit nicht kommen. Das geht aus einer unveröffentlichten Antwort der | |
Senatssozialverwaltung auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Taylan Kurt | |
hervor, die der taz vorliegt. Demnach wurde bislang weder ein Betreiber | |
noch ein Objekt ausgewählt. Grund sei, dass sich die Förderrichtlinie für | |
24/7-Unterkünfte noch im Abstimmungsprozess mit der Senatsfinanzverwaltung | |
und dem Rechnungshof befinde. | |
„Während der Senat nicht zu Potte kommt, müssen obdachlose Menschen weiter | |
warten“, kritisiert der sozialpolitische Sprecher der Grünen, Taylan Kurt. | |
Die 2,4 Millionen Euro für die Unterkunft seien zwar da, könnten aber nicht | |
abgerufen werden. „Da die Finanzverwaltung blockiert, steckt die | |
Sozialverwaltung fest – der Prozess wird bewusst verschleppt.“ Kurt | |
fordert, die dringend benötigte Unterkunft – die erste in Berlin für | |
obdachlose Rollstuhlfahrende – schnellstmöglich zu eröffnen, bevor die | |
Gelder verfallen. | |
Im November war eine von zwei 24/7-Notunterkünften für Obdachlose in Berlin | |
[1][geschlossen worden]. Die geplante Ersatzunterkunft wurde vom Vermieter | |
einen Tag vor Vertragsunterzeichnung unerwartet abgesagt. Die einzig andere | |
24/7-Unterkunft befindet sich in Kreuzberg, ist aber nur [2][für obdachlose | |
Frauen]. | |
## Klare Zuständigkeit, bessere Qualität | |
Der schwarz-rote Senat plant, die Unterbringung von Obdachlosen künftig | |
nicht mehr durch die Bezirke, sondern zentral über das Landesamt für | |
Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu regeln. Wie die Morgenpost berichtet, | |
soll die Behörde in Landesamt für Geflüchtete und Unterkünfte (Lagu) | |
umbenannt und umstrukturiert und vergrößert werden. Der entsprechende | |
Gesetzesentwurf der Senatssozialverwaltung zur Umsetzung der | |
[3][gesamtstädtischen Steuerung der Unterbringung] (GStU) soll noch in | |
diesem Jahr an das Abgeordnetenhaus übergeben werden. | |
Die GStU ist noch ein Vorhaben der rot-rot-grünen Vorgängerregierung. | |
Dadurch soll das Zuständigkeitswirrwarr zwischen Land und Bezirken bei der | |
Unterbringung beendet und die Qualität der Unterbringung durch einheitliche | |
Standards verbessert werden. | |
Bislang sind die Bezirke zuständig für die Unterbringung von Wohnungslosen, | |
und das Land – also das LAF – für die Unterbringung von Geflüchteten. Nach | |
Abschluss ihres Asylverfahrens müssen die Menschen aus den | |
Flüchtlingsunterkünften ausziehen und vom Bezirk untergebracht werden – | |
theoretisch. In der Praxis gibt es weder ausreichend Wohnungen noch | |
Heimplätze, weshalb die „Statusgewandelten“ in den Flüchtlingsheimen | |
bleiben – das sind rund 10.000 Menschen. | |
28 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Marie Frank | |
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