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# taz.de -- Basketball in Thüringen: Klubs in Sorge vor AfD
> Zwei Thüringer Profi-Basketballtrainer warnen öffentlich davor,
> rechtsextrem zu wählen. Hass und Hetze seien gestiegen, Spieler seien
> besorgt.
Bild: Die deutschen Basketballprofis Johannes Voigtmann (l.) und Isaac Bonga be…
Würden sich die Spieler einer Basketballmannschaft so verhalten, wie es
zurzeit die Rechtspopulisten und ihre Anhänger innerhalb der Gesellschaft
tun, könnten man den Erfolg der Mannschaft wohl vergessen. Hohem Druck,
Konkurrenz und Konflikten – sowohl im Sport als auch in der Gesellschaft –
mit Frust, Hass und Spaltung zu begegnen führe zu nichts. Davon sind die
Trainer der zwei Thüringer Profi-Basketballteams der Männer, Florian Gut
vom Drittligisten CATL Basketball-Löwen aus Erfurt und Björn Harmsen vom
Zweitligisten Science City Jena, überzeugt.
Kurz vor der [1][Landtagswahl kommenden Sonntag] haben sie gemeinsam ein
Statement veröffentlicht. Einen Appell, die rechtsextremen Kräfte nicht zu
wählen, sondern für gegenseitigen Respekt, Toleranz und ein faires
Miteinander einzustehen. Umfragen zufolge könnte die AfD in Thüringen am 1.
September 30 Prozent der Stimmen holen. Der Verfassungsschutz stuft die
Partei in dem Bundesland sowie deren Thüringer Spitzenkandidaten Björn
Höcke als gesichert rechtsextrem ein.
[2][Das Statement der beiden Trainer] betont, was eigentlich offensichtlich
sein sollte: dass die Herkunft eines Menschen keine Auskunft über den
Charakter oder die Teamfähigkeit der jeweiligen Person gebe. Sowohl im
Sport als auch im Allgemeinen. „Mit Sorge verfolgen wir, wie seit einigen
Jahren wichtige gesellschaftliche Diskussionen zunehmend von rechtsextremen
Stimmungsmachern beeinflusst werden“, heißt es. Diese schürten vor allem
Hass auf geflüchtete Menschen, arbeiteten mit fremdenfeindlichen
Ressentiments und missbrauchten die nachvollziehbaren Sorgen vieler
Menschen vor den großen Herausforderungen unserer Zeit aus egoistischen
Motiven.
„Die Sorgen bei den Spielern werden immer konkreter, in der Mannschaft
unterhalten sie sich viel öfter und intensiver über Rassismuserfahrungen“,
erzählt Gut der taz. In den letzten Monaten seien persönliche Erfahrungen
mit Hass und Hetze verstärkt Thema beim Training oder in den Umkleiden
gewesen, selbst unter den Kindern und Jugendlichen. „Das bedrückende Gefühl
wächst durch die Präsenz der AfD“, sagt Gut. „Plötzlich können Dinge an…
öffentlich ausgesprochen werden. Viele junge Leute im Verein haben Angst
vor der Zukunft und dass demokratische und freiheitliche Werte verloren
gehen.“
## Normalisierung von Hass und Hetze in der Gesellschaft
Die Schärfe in der gesellschaftlichen Diskussion und deren Rückendeckung in
der Breite normalisierten Hass und Hetze immer weiter. „Klar, es handelt
sich erstmal um subjektive Erfahrungen, ein Gefühl, aber diese wurden über
die letzten Jahre in ihrer Verdichtung extremer“, erklärt Gut. Bei
diskriminierenden Erfahrungen in Thüringen handle es sich nicht mehr um
„einen einzelnen Idioten auf der Straße“.
Sogar die Akquise neuer Spieler sei für die Klubs schwieriger geworden,
erzählen Harmsen und Gut der Thüringer Allgemeinen. Immer mehr Spielern
äußerten sich besorgt bei den Transferverhandlungen. „Das ist jetzt nicht
übertrieben“, sagt Gut der taz. „In den letzten Jahren wurde in jedem
Gespräch mit jungen deutschen Spielern mit Migrationshintergrund die
ernsthafte Sorge vor Rechtsextremismus und Diskriminierung geäußert. Wenn
nicht von den Spielern, dann von deren Eltern.“
Der Anlass des öffentlichen Statements, betont er, sei jedoch nicht ihre
Herausforderung gewesen, neue Spieler für die Thüringer Profimannschaften
zu akquirieren. Denn besonders betroffen seien gar nicht die privilegierten
Profis in ihrem weltoffenen Arbeitsumfeld, sondern vielmehr viele
Jugendliche mit Migrationshintergrund. Vor allem bei denen mit ungeklärtem
Aufenthaltsstatus oder ohne deutsche Staatsbürgerschaft verstärkten sich
Angst und Unsicherheiten.
Gerade in Thüringen, so Gut, könne der Basketballverein auch ein
Zufluchtsort sein, vor allem für Kinder und Jugendliche aus weniger
privilegierten Familien. Ein Ort, an dem man dazu gehört und authentische
Vorbilder finden kann. Ein großes Vorbild für den Thüringer
Basketball-Nachwuchs ist übrigens [3][Nationalspieler Johannes Voigtmann].
Aus Eisenach.
Der Basketball als internationale Sportart zeige, „wie Menschen unabhängig
von ihrer Herkunft und über alle gesellschaftlichen Milieus hinweg
erfolgreich zusammenspielen können und wie wertvoll der internationale
Austausch ist“, heißt es im Statement von Björn Harmsen und Gut. Und:
„Demokratie ist ein Mannschaftssport.“ Ob die AfD das auch so sieht, ist
mehr als fraglich.
25 Aug 2024
## LINKS
[1] /Landtagswahlen-im-Osten/!6031646
[2] https://basketball-loewen.com/gemeinsam-zum-erfolg-demokratie-als-mannschaf…
[3] /Deutschland-ist-Basketball-Weltmeister/!5959076
## AUTOREN
Ruth Lang Fuentes
## TAGS
Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
Basketball
Schwerpunkt AfD
Björn Höcke
Sportvereine
GNS
Kolumne Helden der Bewegung
Kolumne Über den Ball und die Welt
Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
Jugend vor den Ostwahlen
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Lesestück Recherche und Reportage
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