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# taz.de -- Wahlen in Ostdeutschland: Glitzern statt Hitlergruß
> Der Wahlkampf in Sachsen ist derzeit nicht zum Lachen. Doch wir sollten
> die kleinen Hoffnungsschimmer vor Ort feiern.
Bild: Auch das ist der Osten: CSD in Dresden
Lachen, Jubel, Zuversicht – beim Blick auf den Nominierungsparteitag der
Demokraten in den USA glitzert und blinkert es, und man muss schon eine
sehr freudlose Zeitgenossin sein, um sich davon nicht mitreißen zu lassen.
Also schaut man noch ein bisschen länger in diese strahlenden Gesichter.
Denn: Rund um die direkt bevorstehenden Wahlen in Sachsen und Thüringen
glänzt nicht mehr viel.
Die Bundespolitik ist noch in der Sommerpause, [1][die Politiker*innen
vor Ort wirken vom Wahlkampf mürbe], nehmen sie doch trotz enormer
Anfeindungen jedes noch so kleine Event mit, um Wähler*innen zu
gewinnen. Schließlich wird immer gesagt, man müsse den Leuten mehr zuhören.
Leute wollen aber nicht einfach nur akustisch wahrgenommen werden, sondern
inhaltlich, mit ihren Anliegen. Und wenn sie diese vorbringen, etwa
gegenüber dem Oberzuhörer, Ministerpräsident Michael Kretschmer von der
CDU, und dann wird nichts aus den Anliegen der Vortragenden – dann ist
weniger zuhören vielleicht mehr.
In einem seiner Wahlvideos greift Kretschmer den Satz über sich auf, dass
er allen Sachsen schon einmal die Hand geschüttelt habe. Das mache ihm gar
nichts. Und dann folgt Musik, die auch zu einem Trailer für eine dänische
Mysteryserie taugt und glasklar vermitteln soll, es gehe jetzt um alles.
Und retten kann nur er das Land. Dazu braucht er ein paar Gefährten.
SPD und Grüne müssen aber um den Einzug in den Landtag bangen. Vielleicht
wegen ihrer Ampelbeteiligung im Bund, vielleicht aber auch, weil ihr
Ministerpräsident sie und ihre Themen konsequent kleingeredet hat und nun
zum taktischen Wählen aufruft und die CDU als einzige Rettung vor der AfD
inszeniert.
## Es geht nicht um Entweder-Oder
Das Problem ist nur: Fliegen Linke, SPD oder Grüne aus dem sächsischen
Landtag, könnte die AfD eine Sperrminorität und damit mehr Macht erlangen.
[2][Mit mehr als einem Drittel der Sitze könnte die AfD etwa die Ernennung
von Richter*innen verhindern]. Es geht bei dieser Landtagswahl längst
nicht mehr darum, ob CDU oder AfD stärkste Kraft werden, um ein
Entweder-oder. Eine Regierung wird nur in einer Koalition entstehen. Wir
sind eben nicht in den USA.
Wer auf der Suche nach etwas Lachen, Jubel und Zuversicht ist dieser Tage,
kann aber in die Zivilgesellschaft schauen, die an diesem Wochenende wieder
zahlreich auf die Straße geht. Natürlich ist sie auch müde und abgekämpft.
Aber sie tanzt, auch auf den vielen von Rechtsradikalen bedrohten
Christopher Street Days in den Kleinstädten. Wir müssen uns alle darin
üben, das Glitzern zu feiern, statt nur auf den Hitlergruß zu starren.
Nicht, um Letzteren für irrelevant zu erklären. Sondern, um die Hoffnung zu
behalten. So wie in den USA.
24 Aug 2024
## LINKS
[1] /Thueringenwahl-2024/!6031749
[2] /Reform-des-Bundesverfassungsgerichts/!6022610
## AUTOREN
Katrin Gottschalk
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